Winterspiele: Österreichs Wirtschaft fährt mit aufs Stockerl
Dank des sensationellen Abschneidens der heimischen Athleten in China bekommt die Wintersportdestination Österreich unbezahlbare TV-Werbezeit rund um den Globus. Touristiker, Werbefachleute, indirekt auch die heimische Industrie schwärmen vom Imagegewinn für Rot-Weiß-Rot angesichts von mittlerweile 14 Medaillen. An der Österreichischen Wirtschaft geht das nicht spurlos vorbei.
Jubelbilder erzeugen großes Potenzial
Werbefachmann Rudi Kobza sagt: „Nach der Zeit in einer negativen Stimmungsspirale kann es nicht genug gute Nachrichten geben. Wenn das positive Signal von einer kleinen Nation wie Österreich ausgeht, ist das doppelt und dreifach so viel wert.“ All die Jubelbilder aus China zahlten laut Kobza auf ein Konto ein: Österreich als Skination, das Land der Berge, intakte Umwelt und auch Heimat von Trendsportarten wie im Snowboard-Bereich.
Für WIFO-Tourismus-Experte Oliver Fritz bietet China enormes Potenzial. Nach 1,5 Millionen Nächtigungen 2019 sei der Markt wegen Corona auf 30.000 Nächtigungen weggebrochen. Hier könne es nach der Pandemie nur aufwärts gehen. Fritz: „Die Goldmedaillen sind natürlich toll, aber vor allem muss sich der Wintersport in China so richtig etablieren. Dann ist der indirekte wirtschaftliche Effekt für unsere Seilbahnbauer oder Hersteller von Beschneiungsanlagen und beim Know-how-Export wahrscheinlich noch viel größer.“
Auch Werbe-Fachmann Marcello Demner spricht von „unbezahlbarer Werbung“, die man noch „smarter“ als bisher anlegen könnte. Demner: „Wenn ein Prozent der Chinesen beginnt Ski zu fahren, wäre das schon ein gigantischer Markt.“ Die Tourismus-Werbung sollte jetzt weltweit Bilder des tief verschneiten Österreichs zeigen – als Kontrast zum Bild von der einsamen chinesischen Skisprungschanze neben dem Kraftwerk.
Hüttenzauber in Peking
Üppige Schneebilder gibt es in Peking – sogar zum Angreifen. Im „Winter Wonderland“, der Public-Viewing-Location der Österreichischen Botschaft in Peking steht eine Doppelmayr-Gondel vor einer Bergkulisse auf Videoleinwand, und es gibt Schnee aus einer Schneekanone, die den kompletten Garten mit einer Schneedecke überzieht. Kleine Holzhütten und Gulaschsuppe sorgen für Après-Ski-Stimmung in Peking.
Trotz Corona-bedingter Rückgänge war China mit rund 14 Mrd. Euro (Import plus Export) auch im Jahr 2020 mit Abstand der wichtigste Handelspartner Österreichs in Asien. Auf knapp fünf Milliarden Euro belaufen sich die Exporte, 200 Millionen davon entfallen auf Wintersportartikel aller Art – vom Eislaufplatz bis zum Skihandschuh.
„Seit die Winterspiele 2015 an China vergeben worden sind, wird kräftig gebaut. Es soll mehr als 700 Wintersportorte geben, dazu zählt zwar auch jeder kleine Skilift, aber wir erwarten, dass es mit dem Ausbau weitergehen wird“, sagt Michael Berger, Handelsdelegierter in Peking.
Skifahren und Ski bauen
„Die sportlichen Erfolge sind nicht nur für Österreich, sondern auch für die österreichische Skiindustrie eine Riesenwerbung“, sagt Sportartikel-Branchensprecher Gernot Kellermayr. Die Erfolge würden unterstreichen, dass Österreicher nicht nur Skifahren, sondern auch Ski bauen können. „Die österreichischen Marken werden durch die Siege in China populärer, und auch das Skifahren“, sagt Kellermayr.
Für Atomic, Head, Fischer und Blizzard gebe es ein Riesenpotenzial. Jahr für Jahr würden zahlreiche neue Ski-Ressorts in China eröffnet. Derzeit liegt der Verkauf von Skiern zwar noch auf niedrigem Niveau, doch das soll sich bald ändern.
Die vier großen Marken glauben, im Jahr 2025 in China 300.000 Paar Ski absetzen und einen Umsatz von bis zu 120 Millionen Euro machen zu können, womit das Land zu einem der großen europäischen Märkte aufrücken würde. 2020/’21 wurden in China knapp 14.000 Paar Ski abgesetzt, im Winter vor der Corona-Pandemie waren es doppelt so viele.
Skilehrer als Halbgötter
Auch Österreichs Skilehrer, die in Asien tätig sind, können das Land in China bewerben. „Staatlich geprüfte Skilehrer gelten dort als Halbgötter“, sagt Kellermayr. Österreichs Skischulen würden in Asien als die weltbesten angesehen, Österreich gelte als weltbeste Skination.
Wann Touristen aus China wieder nach Österreich reisen können, ist wegen Corona unklar. Dennoch ist der Asien-Chef der Österreich Werbung, Emanuel Lehner-Telic, guter Dinge: „Die Sehnsucht nach der kalten Jahreszeit ist in China da und auch wenn die Grenzen quasi noch zu sind, sehen wir mittelfristig großen Chancen für den österreichischen Tourismus.“
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