„Desaströse Umfrage“
Die Besetzung des Top-Werbejobs mit Weddig, die von 2015 bis 2020 Geschäftsführerin des Reiseveranstalters TUI Österreich gewesen ist, war von Anfang an umstritten. Manche sprechen von „einer grandiosen Fehlbesetzung der Ära Kurz“. Nach dem Abschied von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger aus der Politik habe die Partei „viel zu lange“ an Weddig festgehalten, da man unter dem ständigen Damoklesschwert Neuwahlen Personalrochaden vermeiden wollte, sagt ein Insider. Zuletzt auch habe aber eine Mitarbeiter- und Stakeholder-Befragung das Fass zum Überlaufen gebracht. Das Ergebnis sei „desaströs“ ausgefallen.
Laut Beobachtern wohl auch mit ein Grund, warum die 39-jährige Managerin nun die Reißleine gezogen habe. Und offiziell „aus privaten Gründen“ vorzeitig abtritt und zurück in ihre Heimat, Deutschland, zieht. Ihr Vertrag bei der ÖW wäre fünf Jahre, also bis 2026, gelaufen. Offiziell heißt es in einer Aussendung, dass das ÖW-Präsidium „dem persönlichen Wunsch Weddigs nach einer einvernehmlichen Auflösung ihres Vertrags nachkommt“.
Hinter den Kulissen hat es freilich schon lange rumort. Als Nachfolger oder Nachfolgerin Weddigs komme kein Quereinsteiger mehr in Frage, soll sich das ÖW-Präsidium schon jetzt einig sein. Es brauche einen Profi, der die Branche kenne und die Zusammenarbeit mit den Landestourismusorganisationen wieder vorantreibt. Zuletzt sollen „die Kooperationen mit den Bundesländern ins Bodenlose gefallen sein“, heißt es. Mächtige Landestourismus-Chefs, mit teils höhere Werbebudget als die ÖW, hätten nach Streitereien schlicht auf eine Zusammenarbeit gepfiffen. Weddig habe sich im Mikromanagement verloren, nie verstanden, dass sie mit den Ländern kooperieren, sie aber nicht kommandieren könne, sagen Kritiker.
Versöhnlicher klingt das offizielle Statement von Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler: „Lisa Weddig hat die Österreich Werbung in einer herausfordernden Zeit übernommen und sich mit vollem Engagement und Leidenschaft für den heimischen Tourismus eingesetzt.“ Laut ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer muss nun „rasch eine überzeugende Person“ gefunden werden, die die Branche kennt, in so herausfordernden Zeiten Stabilität mitbringt und die Prioritäten richtig reiht. Gratzer: „Auf diese Person warten echte Mammutaufgaben.“
Die Ausschreibung des Postens erfolgt zeitnah. Zuletzt hatte sich der scheidende Kärnten-Tourismus-Chef Christian Kresse sowie der langjährige ÖW-Manager Florian Größwang beworben (der die ÖW Anfang 2022 verlassen hat). Die nächste ÖW-Präsidiumssitzung ist für 13. Dezember anberaumt.
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