ÖGB-Chef Wolfgang Katzian: „Streikfonds ist total gut gefüllt“

ÖGB-Chef Wolfgang Katzian: „Streikfonds ist total gut gefüllt“
Der ÖGB sitzt auf rund 400 Millionen Euro Eigenkapital und schreibt einen Millionengewinn.

Dem Österreichischen Gewerkschaftsbund geht es so gut wie schon lange nicht. Laut ÖGB-Chef Wolfgang Katzian sind im Vorjahr an die 30.000 Personen dem Arbeitnehmer-Verein neu beigetreten. Zieht man die Abgänge durch Pensionierungen, Insolvenzen und Todesfälle ab, dann beträgt der Netto-Zuwachs 6233 Personen. Insgesamt ist die Mitgliederzahl um 0,48 Prozent auf 1,211 Millionen Personen gestiegen.

ÖGB-Chef Wolfgang Katzian: „Streikfonds ist total gut gefüllt“

Die Mitgliederstatistik 2018 mit einem deutlichen Plus

233 Millionen Euro Mitgliedsbeiträge

„Wir haben im Vorjahr den größten Zulauf seit 1984 gehabt“, sagt Katzian zum KURIER. Der Zulauf hat die Erlöse aus den Mitgliedsbeiträgen um 4,5 Millionen auf 233 Millionen Euro erhöht. Insgesamt sitzt die Gewerkschaft auf einer gut gefüllten Kriegskasse. „Wirtschaftlich sind wir gesund aufgestellt. Ich habe von meinem Vorgänger ein gutgeordnetes Haus übernommen. Die haben nach der Bawag-Krise gut aufgeräumt“, sagt Katzian.

ÖGB-Chef Wolfgang Katzian: „Streikfonds ist total gut gefüllt“

Wahl Katzians zum ÖGB Chef 2018

Der Finanzskandal um die alte Bawag

Die frühere Gewerkschaftsbank Bawag war Mitte der 2000er-Jahre durch einen Finanzskandal mit hohen Spekulationsverlusten in Schieflage geraten. Rund 3,5 Milliarden Euro soll die Bawag dabei verloren haben. Die Bank hatte den ÖGB in eine Krise gestürzt und wurde um 3,2 Milliarden Euro an US-Finanzinvestoren verkauft.

Dabei war die Beteiligung an der Bawag eigentlich der Streikfonds, sprich der Geldtopf, aus dem die Streikgelder bezahlt werden. Durch diese Krise war nun Ebbe.

ÖGB-Chef Wolfgang Katzian: „Streikfonds ist total gut gefüllt“

Katzian mit seinem Vorgänger Erich Foglar, der die Finanzen wieder auf Vordermann brachte

Familiensilber verkauft

Die Aufräumarbeiten dauerten etliche Jahre. Der ÖGB verkaufte etliches Familiensilber, darunter diverse Immobilien und seine Badeseen in Kärnten. Und er schaffte damit die Trendwende.

Gut gehütetes Geheimnis

„Der Streikfonds ist heute total gut gefüllt“, sagt der ÖGB-Boss zum KURIER. Wie viel in dem Topf liegt, ist ein gut gehütetes Geheimnis. „Sonst könnte sich jeder ausrechnen, wie lange wir einen Streik durchhalten“, sagt der ÖGB-Präsident. Experten schätzen den Fonds auf 500 Millionen bis eine Milliarde Euro. Denn der Fonds umfasst das gesamte Vermögen des ÖGB.

Das Wirtschaftsimperium ÖGB

Das wirtschaftliche Imperium des Gewerkschaftsbundes besteht aus dem Vermögen der sieben Einzelgewerkschaften, der ÖGB Beteiligungsgesellschaft, der ÖGB Vermögensverwaltungsgesellschaft, dem Verlag des ÖGB, der ÖGB Liegenschaftsholding und der Österreichischen Gewerkschaftlichen Solidarität Privatstiftung.

Letzteres ist der offizielle Name des Streikfonds. „Der Verlag ist mittlerweile mehr als nur ein Verlag. Wir machen viele unserer Online- und IT-Aktivitäten darüber“, sagt Katzian. Dazu zählen Werbekampagnen, Film- und Fotoproduktionen, Online-Marketing, Projektmanagement und Veranstaltungen.

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Die ÖGB-Zentrale "Catamaran" an der Wiener Donau

Positive Bilanz

Der ÖGB sitzt (Stand 31.Dezember 2017) auf einem Polster von 385 Millionen Euro Eigenkapital, hat 163,55 Millionen Euro in Wertpapieren angelegt und zum Stichtag 31. Dezember 2017 rund 198 Millionen Euro Bankguthaben. Der Jahresgewinn 2017 betrug 18 Millionen Euro. Hochgerechnet für das Jahr 2018 wird das Eigenkapital die 400-Millionen-Euro-Latte übertroffen haben.

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