Brexit: ÖGB-Chef Katzian warnt vor einem "Singapur vor den Toren der EU"

Brexit: ÖGB-Chef Katzian warnt vor einem "Singapur vor den Toren der EU"
Bei einem Treffen mit der britischen Kollegin Frances O'Grady suchte der Gewerkschaftsboss nach Lehren aus dem Brexit.

Was droht Großbritanniens Arbeitnehmern durch den Brexit?

Was kann, ja muss man aus den langwierigen Verhandlungen zwischen London und Brüssel lernen?

Über Fragen wie diese diskutierte ÖGB-Chef Wolfgang Katzian nun mit der Chefin des britischen Trades Union Congress Frances O’Grady in Wien. Der TUC vertritt 5,6 Millionen Arbeitnehmer, O’Grady ist dessen erste Generalsekretärin.

„Was nicht passieren darf ist, dass Großbritannien zu einem Singapur vor den Toren der EU wird. Dass also Lohn- und Sozialdumping an unserer Außengrenze vorangetrieben werden“, sagen Katzian und O’Grady übereinstimmend. Die Britin ortet eine Ernüchterung auf der Insel: „Viele Arbeitnehmer, vor allem arbeitende Frauen, haben in den vergangenen zwei Jahren realisiert, dass sie Boris Johnson und die Brexiteers belogen haben.“

Was sind die Schlüsse aus der bisweilen lähmend erscheinenden Brexit-Debatte? Für O’Grady gehört dazu, dass die Union beispielsweise nach der Finanzkrise zu wenig Härte gegenüber jenen gezeigt hat, die die Finanzkrise verursacht haben.

Katzian plädiert für mehr Emotion, wenn es um das Verteidigen der EU geht: „Gerade das Friedensprojekt Europa kann man nicht nur mit Sachargumenten erklären, man muss es emotional rüberbringen. Denn wenn nationale Egoismen nach dem Vorbild Ungarns in Europa tatsächlich die Oberhand bekommen, werden wir zwischen den USA, Russland und China aufgerieben.“

 

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