Die Postenbesetzungen sind meist parteipolitisch geprägt und personelle Spielwiese des jeweiligen Verkehrsministers.
Mit der Krise der Bahn kommt jetzt Holding-Chef Andreas Matthä (SPÖ) unter Druck. Der Vielarbeiter gilt als hochanständig und ein solches Riesen-Unternehmen muss man erst einmal zusammenhalten können. Doch er sei entscheidungsschwach, äußerst anpassungsfähig und kein Macher, tönt es immer lauter aus dem Unternehmen.
So verlängerte Matthä zuletzt als Aufsichtsratsvorsitzender alle drei Vorstände des Teilkonzerns Personenverkehr. „Ein klares Zeichen von Kontinuität in herausfordernden Zeiten“, argumentierte Matthä im Sommer. Kontinuität ja, aber leider in schlechter Performance. Fakten schaffen vor dem Abgang der grünen Ministerin Leonore Gewessler.
Weggeduckt
Der Nachfolger, von welcher Partei auch immer, könnte die drei Vorstände nur durch teure Abfindungen austauschen. Zudem wird Matthä vorgeworfen, er habe sich während des Hochwassers als Einser weggeduckt und seine Manager vorgeschickt.
Der Vertrag von Matthä läuft bis Juli 2026, der 62-Jährige hat nach 40 Jahren Eisenbahn keine Ambition mehr auf Verlängerung, tat er bereits kund. Als Nachfolgerin wird jetzt schon die SPÖ-nahe Vorständin der Infrastruktur AG, Silvia Angelo, gehandelt. Sie kommt aus Gewerkschaft und AK.
So ein Zufall, dass ausgerechnet in Angelos Bereich die kürzlich zurückgetretene ÖBB-Aufsichtsratspräsidentin Andrea Reithmayer ihren Versorgungsposten gefunden hat.
Die ehemalige Vizerektorin der Uni für Bodenkultur sei mit dem Aufsichtsratsvorsitz der Bahn heillos überfordert gewesen und von allen Seiten inständig gebeten worden, zurückzulegen, wird in den ÖBB kolportiert.
Stimmt nicht, erklärt Reithmayer gegenüber dem KURIER. Die ehemalige Vizerektorin der Uni für Bodenkultur betonte, ein Personalberater habe sich an sie gewandt. In der Infrastruktur AG war die Position „Hochbau- und Projektentwicklung intern“ zu besetzen. „Eine spannende Aufgabe, wo ich viel Erfahrung einbringen kann. Ich sehe das nicht als Abstieg“. Es sei klar, dass der Aufsichtsratsjob ein Ablaufdatum habe. Das Aufsichtsratsmandat wäre im April 2025 ausgelaufen. Trotzdem - von der Spitze des Aufsichtsrates in die vierte Management-Ebene abzusteigen, das hat schon eine eigene Qualität. Der Posten war nicht ausgeschrieben.
Angelos starke Mentorin ist die ehemalige Siemens-Chefin und SPÖ-Rathauspolitikerin Brigitte Ederer. Unter dem blauen Minister Norbert Hofer hinaus gekippt, von Gewessler zurückgeholt und jetzt, zumindest vorübergehend, wieder Aufsichtsrats-Chefin bei den ÖBB. Von der neuen Regierung wird abhängen, ob Ederer bleibt.
Die Vize-Kabinettschefin von Noch-Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler muss übrigens auch noch schnell versorgt werden. Pia Kranawetter, vormals ebenfalls in der Arbeiterkammer wird unter Angelo Kommunikations-Chefin der Infrastruktur. Auch keine gute Optik.
In einem war Reithmayer unerbittlich, hört man aus den ÖBB. Sie zog konsequent auf Wunsch von Gewessler die Besetzungsliste mit Frauen durch. Bahn- und Management-Erfahrung waren nicht immer Voraussetzung. Holding-Finanzchefin Manuela Waldner kommt ebenso wie Personenverkehr-Vorständin Sabine Stock aus der Beratung. Judith Engel hat Bau-Erfahrung, war aber im Hearing für einen Infrastruktur-Vorstandsjob angeblich Siebt- und damit Letztplatzierte.
Noch eine Personalie sorgt für Diskussionen. Herbert Kasser, lange mächtigster Sektionschef im Klima-Ministerium und seit Sommer Vorstand der staatlichen Autobahn-Gesellschaft Asfinag, bleibt im ÖBB-Aufsichtsrat. Obwohl dort ohnehin seine Nachfolgerin im Ministerium, Cornelia Breuß, eingezogen ist und ÖBB und Asfinag Konkurrenten sind.
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