ÖBB-Chef Matthä: Neue Weststrecke ab 15. Dezember wieder offen

ÖBB-Chef Matthä: Neue Weststrecke ab 15. Dezember wieder offen
Andreas Matthä erklärte im Gespräch mit Armin Wolf, dass auf Hochtouren an Reparaturen gearbeitet werde.

Zugausfälle, längere Fahrzeit und Unsicherheit im Bahnverkehr. Seit den schweren Unwettern und folgenden Hochwassern, die speziell Niederösterreich schwer getroffen haben, ist die neue Weststrecke gesperrt. Die "alte" Strecke wird zumindest ab morgen wieder zweigleisig befahrbar sein, wichtige Verkehrsknotenpunkte wie der Bahnhof Tullnerfeld oder Tunnel sind noch immer schwer beschädigt.

Der Generaldirektor der ÖBB-Holding Andreas Matthä stellte sich der Frage, die viele Österreicherinnen und Österreicher bewegt: Wann wird die schnelle Weststrecke zwischen St. Pölten und Wien wieder vollständig befahrbar sein?

"Weihnachtsverkehr gesichert" 

Im Gespräch mit Armin Wolf erklärte dieser, dass die ÖBB sich ob des "Jahrhundertschadens" in einer schwierigen Situation befinde. Im Vorfeld waren Reisewarnungen ausgesprochen worden, was gut funktioniert habe. Es mache ihn persönlich betroffen, dass die "unglaubliche Menge" an Regen noch immer zu überschwemmten Kellern führe. Aber: "Wir kämpfen im wahrsten Sinne des Wortes rund um die Uhr. Die Kapazität aus dem Jahr 2012 ist ab morgen wieder sichergestellt. Ganz wichtig, wir werden ab 15. Dezember die Neubaustrecke wieder in Betrieb nehmen können." Darüber freue er sich, da "der Weihnachtsverkehr gesichert" sei. Zuvor meinte Matthä noch, dass die Öffnung der Weststrecke "heuer nichts mehr wird".

Weststrecke 2025 für 4 Wochen gesperrt

Um jedoch langfristig wieder den Betrieb in vollem Umfang garantieren zu können, werde die neue Weststrecke im Jahr 2025 abermals für 4 Wochen gesperrt werden. Das soll entweder über die Maifeiertage oder im Sommer passieren. Das werde abgewogen, um auch einen optimalen Schienenersatzverkehr anbieten zu können. Gute Neuigkeiten auch für die Menschen, die von Tullnerfeld aus pendeln: Ein Shuttle-Verkehr zwischen Tullnerfeld und Wien West werde ab 4. November in Betrieb genommen.

Weststrecke durch Hochwassergebiet

Ein zentrales Thema war die Frage, warum wichtige Infrastrukturprojekte wie Tunnelanlagen nicht auf größere Extremereignisse ausgelegt werden. Auf Nachfrage von Armin Wolf erklärte Matthä, dass der Bau der neuen Weststrecke damals durch ein Hochwassergebiet geplant wurde, um verschiedenen Umständen, auch politischen, gerecht zu werden. 

Planungsparameter künftig angepasst 

Matthä erklärte, dass die Planung der betroffenen Bahnstrecke auf ein sogenanntes 100-jähriges Hochwasser ausgelegt war. Zwar sei dies damals ein innovativer Ansatz gewesen, doch die aktuellen Extremwetterereignisse hätten gezeigt, dass diese Planungsparameter künftig angepasst werden müssten. „Man muss die Planungsparameter ändern“, betonte Matthä. Ein weiteres Problem war, dass beide redundanten Stromversorgungen im Hochwassergebiet ausfielen, was zur Überflutung des Tunnels führte. „Es war eine doppelte Stromversorgung vorhanden, aber beide fielen aus“, so Matthä. Künftig sei es notwendig, eine Notstromanlage ähnlich wie in Krankenhäusern zu installieren, um solche Vorfälle zu verhindern.

Armin Wolf hinterfragte, warum die Stadt Wien ihre Infrastruktur schon seit Jahrzehnten auf ein 1000-jähriges Hochwasser auslegt, während die ÖBB eine Bahnstrecke, die über 150 bis 200 Jahre in Betrieb sein soll, nicht ähnlich schützt.

Im Nachhinein sei man bei vielen Dingen klüger, meint Matthä. Es gehe darum, was man jetzt daraus lerne. Man könne analysieren, wo die Wasserströme hergekommen sind. Der Schaden der Infrastruktur bewege sich dabei um die 100 Millionen Euro. Die entgangenen Gewinne oder zusätzliche Personalkosten seien darin nicht berücksichtigt.

Werden die Ticketpreise erhöht?

Zum Schluss kam die Frage nach einer möglichen Ticketpreiserhöhung, die üblicherweise im Dezember ansteht. Matthä bestätigte, dass es seit 18 Monaten keine Preisanpassung gegeben habe, und dass man die Preise in den kommenden Monaten aufgrund verschiedener Faktoren neu bewerten müsse. Er versprach jedoch, bei der Preisgestaltung „maßvoll“ vorzugehen, um die Belastung für die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten.

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