Notenbanker läuten nächste Zinsrunde ein
Im November ist die Inflationsrate in der Eurozone bei 10,0 Prozent gelegen. Sie liegt damit nach wie vor im zweistelligen Bereich, dennoch dürfte der Höhepunkt überschritten sein. Trotzdem lassen die Notenbanken nicht locker. Erneut werden sie diese Woche die Leitzinsen erhöhen. Denn das ist ein effektives Mittel, um die hohen Preissteigerungsraten einzufangen.
Zentralbanken unter Zugzwang
In den USA, wo die Notenbank Fed früher mit den Zinsanhebungen begonnen hat (siehe Grafik unten), zeigt dies bereits Wirkung. Die Inflation fiel im Oktober auf 7,7 Prozent (die November-Daten werden heute, Dienstag) verkündet. Ein weiterer Rückgang wäre nicht überraschend.
Dennoch bleibt die Rate weit über dem Zielwert von 2,0 Prozent. Daher ist Fed-Chef Jerome Powell gezwungen am Mittwoch, erneut die Leitzinsen anzuheben, allerdings nicht mehr so stark wie bisher. Erwartet werden nun 0,5 Prozentpunkte.
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) wird nur einen Tag später, also diesen Donnerstag, ebenfalls die Leitzinsen erhöhen. Erwartet werden auch hier 0,5 Prozentpunkte. Große Kunst der Notenbanker wird es sein, die Zinsen so anzuheben, dass die Inflation eingebremst, aber zugleich nicht auch die Konjunktur zu sehr abgeschwächt wird. Denn steigende Zinsen verteuern Kredite und verzögern somit Investitionen und Anschaffungen.
Diesen Spagat zu schaffen, ist vor allem angesichts der aktuellen Umstände ein schwieriger. Denn eine hohe Inflation trifft auf eine stark rückläufige Konjunktur, die schon ohne Zinsanhebungen in die Rezession zu gleiten droht.
Wie weit geht es noch?
Zumindest in den USA sollte die Rezession nicht tief und lang anhaltend ausfallen. Daher können die Währungshüter weiter gehen als die Kollegen in der Eurozone. Die Fed wird 2023 zumindest bis auf eine Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent gehen. Einzelne Beobachter gehen sogar von bis zu 5,50 Prozent aus.
Eine Zinssenkung dürfte es so schnell nicht geben. Powell hat das bereits deutlich erklärt. Allerdings will er auch nicht die Fehler der 1970er- und 1980er-Jahre wiederholen. Damals stieg der Leitzins auf 20 Prozent, was die Wirtschaft bitter büßte. Viele Unternehmen gingen pleite und eine hohe Arbeitslosigkeit war die Folge.
In der Eurozone hingegen dürfte es nur bis zu maximal 3,0 Prozent raufgehen. Im Herbst nächsten Jahres könnten die Leitzinsen sogar schon wieder gesenkt werden, um die Konjunktur zu stützen – sofern die Inflation wieder halbwegs im Griff ist. Allerdings erwarten Ökonomen im nächsten Jahr im Durchschnitt in der Eurozone eine Rate von 6,0 Prozent. Da aber wie bei der Fed der Zielwert der EZB 2,0 Prozent beträgt, ist der weitere Ablauf ziemlich unklar.
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