Kampf gegen Inflation hat Vorrang: Lagarde will Zinsen weiter anheben

FILE PHOTO: President of European Central Bank, Christine Lagarde, attends a news conference following a meeting of the governing council in Frankfurt
"Zinsen sind und bleiben das Hauptwerkzeug für die Anpassung der geldpolitischen Ausrichtung"

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird laut ihrer Präsidentin Christine Lagarde im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen weiter anheben. Dabei müsse die EZB womöglich in Kauf nehmen, dass durch die Maßnahmen die Konjunktur gedämpft wird, sagte sie am Freitag auf dem European Banking Congress in Frankfurt: "Wir gehen davon aus, dass wir die Zinsen weiter anheben - und die Konjunkturförderung zu entziehen ist womöglich nicht ausreichend," führte sie aus.

Zinsen sollen weiter angehoben werden

Wie weit die Notenbank dabei gehen werde und mit welchem Tempo, werde durch den Inflationsausblick bestimmt. Die nächste Zinssitzung der Währungshüter - zugleich die letzte in diesem Jahr - ist für den 15. Dezember geplant.

Die EZB hat im Kampf gegen den anhaltenden Inflationsschub die Zinsen bereits mehrmals erhöht. Im September und Oktober hatte die EZB die Schlüsselsätze sogar um jeweils besonders kräftige 0,75 Prozentpunkte nach oben gesetzt. Dadurch liegt der Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank bekommen, inzwischen bei 1,5 Prozent. Noch im Juni hatte dieser bei minus 0,5 Prozent gelegen, was Strafzinsen für die Institute bedeutete.

EZB-Rat will Weichen für Abbau der Anleihenbestände stellen

"Die Zinsen sind das Hauptwerkzeug für die Anpassung unserer geldpolitischen Ausrichtung und werden das auch bleiben", sagte Lagarde. Die EZB müsse aber auch ihre anderen Instrumente normalisieren und dadurch die Impulse durch die Zinspolitik verstärken. So sei es angemessen, die Notenbankbilanz maßvoll und in einer vorhersehbaren Weise zu normalisieren, sagte sie.

Der EZB-Rat will im Dezember Weichenstellungen für den Abbau der durch die jahrelangen Kaufprogramme angeschwollenen billionenschweren Anleihenbestände vornehmen. Laut EZB-Vizechef Luis de Guindos will die Notenbank im kommenden Jahr mit dem Abschmelzen beginnen. Die Euro-Notenbank hat dabei zunächst die Bondbestände aus dem älteren Anleihenkaufprogramm APP im Blick, mit dem sie in den Jahren ab 2015 die Konjunktur und die Inflation anschieben wollte.

Kommentare