Milliardendebakel wegen Windrädern bei Siemens Energy

FILE PHOTO: A model of a wind turbine with the Siemens Gamesa logo is displayed outside the annual general shareholders meeting in Zamudio
Der Rekordverlust von 2,9 Milliarden Euro im dritten Quartal wird sich voraussichtlich noch ausweiten.

Siemens Energy hat im vergangenen Quartal einen Rekordverlust von 2,9 Milliarden Euro verbucht. Im gesamten Geschäftsjahr bis Ende September könnte er auf 4,5 Milliarden Euro wachsen, schätzt man bei dem im deutschen Leitindex DAX notierten Konzern. Hauptsächlich liegt das an Qualitätsproblemen bei Windrädern der Konzerntochter Gamesa.

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Diese wurden zwar bereits im Juni bekannt, das Ausmaß wurde mit einer Belastung von etwa einer Milliarde Euro aber offenbar unterschätzt. Betroffen sind bereits ausgelieferte Anlagen, die also repariert oder ersetzt werden müssen. Nach einer halben Milliarde Euro im Jänner muss der Konzern nun weitere Rückstellungen machen.

Bei "Onshore" Windrädern, also solchen an Land, rechnet der Konzern mit Belastungen von 1,6 Milliarden Euro über die nächsten zwei Geschäftsjahre. Betroffen sind die Plattformen 4.X und 5.X.

Anlagen bleiben in Betrieb

Die Anlagen können laut Siemens Energy weiter betrieben werden, die defekten Komponenten können im Zuge von Wartungen ausgetauscht werden. Nach Österreich wurden diese nie geliefert, sagt Stefan Moidl, Geschäftsführer der Branchenvertretung IG Windkraft zum KURIER, insofern rechnet er auch mit keinen direkten Auswirkungen auf die hiesige Branche.

Bei "Offshore" Windrädern, also solchen am offenen Meer, erwartet Siemens Energy weitere Kosten in Höhe von 600 Millionen Euro. Grund seien unprofitable Verträge und Probleme im Hochlauf der Produktion.

Siemens Energy ist kein reiner Erneuerbaren-Konzern, sondern produziert etwa auch Netz-Technologien sowie Kompressoren und Gasturbinen. In diesen Bereichen macht das Unternehmen zwar Gewinn, die Zukunftshoffnung liegt angesichts der Energiewende allerdings auf der Erneuerbaren-Sparte. Just diese hat allerdings dafür gesorgt, dass der Konzern nur quartalsweise aus der Verlustzone gekommen ist. Die Windkraft-Strategie soll nun geprüft werden, das Ergebnis will Vorstandsvorsitzender Christian Bruch im November mitteilen.

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Intern stellt sich die Frage, warum die Qualitätskontrolle versagt hat und warum die Probleme auch bei den Prüfungen im Zuge der Übernahme nicht entdeckt wurden (siehe Infobox). Personelle Konsequenzen sind bei Siemens Gamesa übrigens nicht zu erwarten, das Management wurde bereits ausgetauscht. Gamesa-Chef ist seit März 2022 Jochen Eickholt, der bei Siemens schon als Problemlöser der Sparte Hochgeschwindigkeitszüge (ICE) eingesetzt wurde.

Aktienkurs leicht gestiegen

Die Aktie von Siemens Energy gewann nach Bekanntgabe der Zahlen leicht an Wert. Das wird darauf zurückgeführt, dass die seit Wochen drohenden Belastungen konkret beziffert wurden. Der Zugewinn ist freilich relativ: im Vergleich zu vor drei Jahren hat die Aktie knapp 30 Prozent ihres Werts verloren.

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