Milliarden-Fonds Apollo geht ins Casino
Der Zeitpunkt ist sicher kein Zufall. Mitten in der Corona-Krise, die der Glücksspielindustrie weltweit schwer zusetzt, investiert einer der größten US-Risikofonds eine halbe Milliarde Euro in die tschechische Sazka Group. Wäre für Österreich nicht weiter interessant, würde es sich beim Gaming-Konzern nicht um den Mehrheitseigentümer (55,48 Prozent) der teilstaatlichen Casinos-Austria-Gruppe (Casag) handeln.
Denn indirekt ändern sich die Eigentumsverhältnisse. Apollo Global Management wird mit 12 Prozent Mitaktionär bei Sazka, die bis dato hundertprozentig zur KKCG-Gruppe des tschechischen Milliardärs Karel Komarek gehört. Der Deal läuft über eine neu gegründete Firma, die Sazka Entertainment AG, die kürzlich im steuerschonenden Luzern eingetragen wurde, wo auch die KKCG sitzt. Komarek ist Präsident des Verwaltungsrates, Apollo hält einen Sitz im fünfköpfigen Gremium.
Bei der Casag wird befürchtet, dass der Druck zu mehr Profitabilität noch etwas stärker wird. Derzeit wird gerade, initiiert durch Sazka, das überhaupt erste, strikte Sparprogramm (Refit) durchgezogen. 600 Jobs wurden, wie berichtet, zur Kündigung angemeldet.
Die Krise hat die Casag in die roten Zahlen getrieben, die Cashcow Lotto und das Online-Spiel allerdings blieben unbeschadet. Bei Sazka brach der Nettogewinn in den ersten neun Monaten 2020 um 58 Prozent auf 90 Millionen Euro ein.
Am Kapitalmarkt und in der Branche wird seit Jahren spekuliert, die stark expandierende Sazka finanziere ihr Wachstum hauptsächlich über Schulden. Das Unternehmen wollte dazu keine Stellungnahme abgeben – „wir kommentieren Spekulationen und Gerüchte nicht“ – und verweist auf die publizierten Daten.
Entsprechend dem Apollo-Deal wird der Beteiligungswert der Sazka Entertainment mit 4,2 Milliarden Euro angegeben. Zum Halbjahr 2020 setzte der Konzern, international einer der größten Lotto-Betreiber, einen Buchwert von knapp 1,5 Milliarden Euro an.
Mit Ende September weist Sazka einen Brutto-Schuldenstand (Bankkredite, Anleihen) von 2,6 Milliarden Euro aus. An Cash hat Sazka rund 1,3 Milliarden Euro in den Kassen. Für die aktuellste Anleihe muss die Holding derzeit vier Prozent Zinsen bezahlen, die operativen Töchter können sich deutlich billiger, mit rund zwei Prozent, finanzieren.
Die Netto-Verschuldung in Relation zum Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen) liegt bei 3,2 Prozent. Da wäre laut Experten noch Spielraum für weitere Fremdfinanzierungen.
Der Einstieg bei den Casinos wurde über Bankkredite finanziert und musste angesichts der schwachen Ertragslage der Casag mit Pfandrechten besichert werden. Weshalb Sazka erbittert darum kämpfte, die Kontrolle bzw. die Mehrheit zu bekommen, um die heimischen Glücksspielgruppe zu konsolidieren.
Für die Übernahme der 17 Prozent des Rivalen Novomatic, die schließlich die Mehrheit brachten, nahm die Sazka-Zwischenholding Came im Juni noch einen Kredit über 105 Millionen Euro auf.
Casinos-Pfandrechte
Innerhalb des Sazka-Konzerns sind außer der Casag noch zehn Prozent der griechischen Opap (Lotterie) an die Banken verpfändet. Die Finanzierungsströme sollen, hört man aus Finanzkreisen, zwischen der Sazka-Holding und den operativen Gesellschaften neu geordnet werden und nicht mehr über die Zwischenholdings laufen. Auch die Dividenden fließen künftig direkt an die Holding. Die Casinos-Anteile dürften nicht mehr länger verpfändet bleiben, sondern Teil eines neuen Sicherheitspakets der Sazka-Holding mit den Banken werden.
Den Deal mit Apollo bezeichnen beide Seiten dezidiert als strategisches und nicht als finanzielles Investment. Apollo ist an großen US-Gaming-Anbietern beteiligt, hat daher Know-how auf dem amerikanischen Markt. Und Komarek will mit Sazka nicht nur in Europa weiter expandieren, sondern auch in den USA mit Lotto starten. Nach der Liberalisierung der Sportwetten öffnen die US-Bundesstaaten jetzt das Lotto-Geschäft.
Leon Black, CEO von Apollo und Verwalter von 433 Milliarden Dollar
Obwohl sich der Investmentbanker Eli Black wegen Korruptionsermittlungen in New York aus dem 44. Stock gestürzt hatte, ging sein Sohn in die Finanzbranche. Einer seiner Mentoren war Michael Milken. Mit Kollegen der pleite gegangenen Investmentbank Drexel Burnham Lambert gründete Leon Black 1990 Apollo Global. Heute zählt Apollo zu den weltweit größten Private-Equity-Investoren und Schattenbanken mit Assets von 433 Milliarden Dollar unter Management.
Doch die Tage als CEO dürften gezählt sein. Im Oktober wurde bekannt, dass der Kunstsammler Black dem verstorbenen Investmentbanker und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein 50 Millionen Dollar bezahlt hatte, angeblich für Familienmanagement und Kunstberatung. Black beteuerte, er bereue diesen „schrecklichen Fehler“. 2012 hatte er um 120 Millionen Dollar „Der Schrei“ von Edvard Munch gekauft.
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