Miba-Chef Mitterbauer: "Es ist Gefahr im Verzug"
Beim Industriebetrieb Miba aus Oberösterreich gibt es demnächst einige Jubiläen zu feiern. 2023 ist ein Jubiläumsjahr, da steht Franz-Peter Mitterbauer seit zehn Jahren an der Spitze des Unternehmens. Oder 2027, da feiert man 100 Jahre Bestand.
Was bei all den Jubiläen Tradition hat: Hinlänglich bekannt ist der Familienbetrieb als Autozulieferer – ein Bereich, der auch 40 Prozent des Jahresumsatzes ausmacht. Schon in den Anfängen war das Unternehmen Schlosserei und Reparaturwerkstätte. Die übrigen 60 Prozent macht Miba aber „entlang der gesamten Energiewertschöpfungskette“, wie Firmenchef Franz-Peter Mitterbauer im Gespräch mit dem KURIER erklärt.
Fokus auf Automotive
Man sei viel mehr als ein Autozulieferer. Dass sich der Anteil am Umsatz, den Miba mit der Autoindustrie machen wird, stark verringert, glaubt er nicht. „Wir werden den Fokus auf die Autoindustrie behalten. Wir können viel zu Innovationen beim rein elektrischen Fahren beitragen.“
Abgesehen davon sieht man auch in der Energiegewinnung und -übertragung genug Potenzial bzw. Bedarf für Teile aus dem Miba-Universum. „Etwa bei HGÜ-Netzen (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung, Anm.), also bei der Frage, wie man über lange Strecken auf Gleichstrombasis energieeffizient Strom transportieren kann. Da sind große Umspannwerke vonnöten, die Miba-Technologie enthalten.“
Als Autozulieferer hat Mitterbauer guten Einblick in die Branche und Technologien. Dass wir das elektrische Fahren bald als alleinigen Pkw-Antrieb sehen werden, glaubt er ebenso wenig, wie er an Erneuerbare als alleinige Energiequelle in den kommenden zehn Jahren glaubt. Es werde noch lange fossile Energiequellen bzw. Atomenergie als Brücke geben.
Starke Abhängigkeit
Was das Fahren angeht, merkt Mitterbauer an: „Ich glaube, dass es ein Fehler ist zu sagen, ab 2035 darf es nur mehr das rein elektrische Fahrzeug sein und kein Verbrenner mehr. Der Verbrennungsmotor kann grundsätzlich auch CO2-neutral betrieben werden, es ist nur die Frage, welchen Kraftstoff ich einfülle.
Bei Wasserstoff oder biogenen Stoffen sind Verbrenner genauso CO2-neutral. Mit dem Fokus auf E-Mobilität nehme man sich auch legistisch aufgrund der EU-Entscheidung eine „gewisse Autarkie. Wir begeben uns in starke Abhängigkeiten von Staaten außerhalb Europas – wegen seltener Erden, Rohmaterialien, um die Batterien herzustellen.“ Und wie man in Europa CO2-neutral werde, sei ja letztendlich egal. Auch was das Thema Energienetze angeht, sei das zu wenig durchdacht.
Kosten im Auge behalten
Miba selbst spare laufend Energie ein, es gebe auch noch „viel Potenzial“. Viele Punkte sehe er aber bei der Politik. Genehmigungsverfahren zu beschleunigen bzw. dafür Sorge zu tragen, wo die Energie herkommt, das könne nicht Aufgabe der Industrie sein, das sei Sache der Politik. „Auf nationaler und idealerweise europäischer Ebene.“
Was er sich von der Politik am dringendsten wünscht? „Das wären zwei Sachen. Das eine ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Hier ist unerlässlich, die Kostenthematik im Auge zu behalten. Es ist Gefahr im Verzug, das zu verspielen.“ Hierzu müsste auch die CO2-Bepreisung ausgesetzt werden, „um nicht nachhaltig Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.“
"Mehr Konkretes"
Außerdem gelte es in diesem Zusammenhang auch, das „Brutto-Netto-Delta“ bei den Lohnkosten zu verringern, also die Lohnnebenkosten zu senken. Darüber hinaus fordert er beim Thema Energieversorgungssicherheit und Energietransition „von den Ankündigungen viel mehr ins Konkrete“ zu kommen. Was Miba selbst angeht, soll das Unternehmen weiter wachsen, und das auch über Akquisitionen, spruchreif ist aber nichts. Erst im Mai wurde die ehemalige Voltlabor, jetzt Miba Battery Systems, aus Bad Leonfelden (OÖ) übernommen.
Über das bald abgelaufene Geschäftsjahr will Mitterbauer nur so viel sagen: In Summe sei es – angesichts der Schwierigkeiten wie Materialkosten und Kostensteigerungen – „zufriedenstellend und positiv“. Apropos Schwierigkeiten: Für einige Monate musste man in einem der Werke, das Teile für die Autoindustrie produziert, Kurzarbeit für 600 Mitarbeitende anmelden. Als Grund wurde der Chipmangel in der Autoindustrie angegeben.
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