Post-Chef Georg Pölzl: „Wir hatten brutale Steigerungsraten“
Warum der Ausbau von Photovoltaik nicht reicht, Mitarbeiter aus der Verwaltung gerne Packlschupfen und wie er Weihnachten in diesem Ausnahmejahr verbracht hat, erzählt Post-Chef Georg Pölzl im KURIER-Interview.
KURIER: Wie ist das heurige Weihnachtsgeschäft verlaufen?
Georg Pölzl: Das Weihnachtsgeschäft ist heuer relativ normal verlaufen, auf Niveau des Vorjahres. In den vergangenen Jahren hatten wir brutale Steigerungsraten. 2019 haben wir DHL übernommen, dann kam die Pandemie, das hat zu den extremen Mengensteigerungen geführt, die uns sehr angestrengt haben. Die einzig außerordentliche Sache war heuer der Klimabonus, der über uns abgewickelt wurde. Da hatten wir 1,3 Millionen Sendungen in sechs Wochen.
Wie viele Pakete liefern sie derzeit täglich aus?
Wir sprechen fast von einer Verdoppelung des Paketvolumens in der Hochsaison. An normalen Tagen sind es 600.000 bis 700.000 Pakete pro Tag, die wir zustellen, zu Weihnachten sind es bis zu 1,3 Millionen. Das ist ein Rekordwert. Das Paketgeschäft ist auf dem Vorjahreswert, beim Briefgeschäft gab es durch den Klimabonus einen Sondereffekt. Insgesamt liefern wir pro Jahr 184 Millionen Stück aus.
Müssen heuer wieder Mitarbeiter aus der Verwaltung rund um die Weihnachtszeit aushelfen?
Weihnachten ist immer eine große Herausforderung, alle Mitarbeiter aus den Zentralen, aus der Buchhaltung, bis hin zum Generaldirektor, wer es sich einrichten konnte, hat geholfen.
Wo?
In den Filialen, in den Zustellbasen und Logistikzentren, Tätigkeiten, die auch Vorstände ohne lange Einschulung machen können. Wie zum Beispiel Container ausladen, Kleinpakete vorsortieren, da haben wir noch ein paar manuelle Schritte. Oder Warteschlangenmanagement, Leute aus der Schlange herausholen, die nur ein Paket abholen wollen, da geht das dann schneller. Hinter dem Schalter kann man zum Beispiel nicht ohne längere Einschulung stehen.
Machen Sie das, weil der Personalstand so knapp ist oder damit die Leute aus der Verwaltung das Geschäft von der Pike auf lernen?
Der Hauptgrund war, nach der hohen Belastung der Mitarbeiter nach dem Klimabonus, ein Zeichen der Wertschätzung zu setzen. Denn die Leute aus den Zentralen und der Verwaltung waren nicht so stark zusätzlich belastet. Das ist gut angekommen, die Leute aus der Verwaltung haben das gerne gemacht, es hat bald keine freien Plätze mehr gegeben. Jeder kommt gerne mal aus dem Büro heraus, und die meisten sind mit neuen Erkenntnissen zurückgekommen, was man besser machen könnte.
Oft hört man die Kritik, dass die Mitarbeiter der Post überlastet und gleichzeitig schlecht bezahlt sind.
Gut, die Bezahlung kann nie genug sein. Aber dass die Menschen bis zu ihrer Belastungsgrenze kommen, ist nur in der Hochsaison. Das sind so hohen Schwankungen, so hohe Personalkapazitäten braucht man sonst nicht, das kann man nicht mehr über Urlaubsmaßnahmen regeln. Das wird vor allem durch Fremdpersonal aufgefangen.
Es gibt auch immer wieder Kritik, dass Subunternehmen, die die Post beschäftigt, ihre Mitarbeiter schlecht behandeln.
Das ist ein Thema, dass uns laufend beschäftigt. Wir haben die strengsten Auflagen und Verträge in Österreich, wir führen Stichproben durch und werden von den Finanzbehörden überprüft. Jeder Fall, den sie entdecken, führt zu Konsequenzen, da gibt es eine Null-Toleranz-Politik. Heuer hatten wir keinen Fall, vergangenes Jahr einen.
Wie betrifft der Krieg in der Ukraine die Post?
Wir haben als Hilfsaktion eine Zuschlagsbriefmarke für die Ukraine herausgegeben. Wir sind in Kontakt mit dem AMS, um Ukrainern Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten. Wir sind nicht direkt betroffen, das Brief- und Paketvolumen in die Ukraine und nach Russland war überschaubar. Wir bekommen eher die hohe Inflation und die hohen Energiekosten zu spüren, aber auch hier sind wir durch längere Verträge abgesichert.
Die Post ist auch in der Türkei, da läuft es wirtschaftlich ja auch nicht gut.
Da werden wir bei den Mengen unter dem Vorjahr sein, das Vorjahr war ein unglaubliches Rekordjahr, daher ist die jetzige Entwicklung wegen des zurückgegangenen E-Commerce nicht gut, aber besser als angenommen. Außerdem ist dort die Arbeitslosigkeit höher als bei uns. Dafür sind wie in Zentral- und Osteuropa über dem Vorjahr.
Wie spürt die Post die hohen Energiekosten?
Da schauen wir mit Sorge in die Zukunft. Bisher waren wir nicht so betroffen, beim Diesel mehr, beim Strom weniger. Wir haben ein Förderprogramm beschlossen und wollen unsere Photovoltaikkapazitäten so schnell wie möglich verdreifachen. Aber das ist nur eine dämpfende Maßnahme. Generell müssten in Österreich die Kapazitäten für erneuerbare Energie ausgebaut werden. Die größten Kosten sind bei uns aber die Personalkosten, die betragen eine Milliarde Euro pro Jahr. Die Steigerungen durch die Erhöhungen der Kollektivverträge sind eine Herausforderung.
Was nehmen sie aus dem Jahr 2022 mit und was erwarten Sie für 2023?
2022 gab es zu Beginn eine Normalisierung, die Extrembelastungen durch die Pandemie sind zurückgegangen. Die Krankenstände blieben aber hoch, derzeit sind sie so hoch wie in Zeiten von Corona. Eine der größten Herausforderungen war im Logistikbereich genug Arbeitskräfte zu finden. Die Politik hat es verabsäumt das Pensionsgesetz zu novellieren. Jetzt, wo viele Babyboomer in Pension gehen, ist das ein Problem. Ich verstehe nicht, warum das Pensionsalter nicht erhöht wird. Zweitens braucht es mehr geordnete Zuwanderung, wenn das nicht klappt, wird es noch schwieriger.
Haben Sie Weihnachten in diesem doch etwas anderen Jahr so verbracht wie immer oder anders?
Wir feiern Weihnachten immer anders, mal sind wir da, mal machen wir eine Reise. Heuer waren wir zu Hause.
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