Offizielle Zahlen zu dieser Betrugsmasche gibt es nicht. „Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich hoch. Wenn das Paket nicht ankommt, denken viele ja nicht gleich an Diebstahl, sondern dass es Probleme beim Versand gab“, sagt Paul Eidenberger vom Bundeskriminalamt. Der Empfänger lege in solchen Fällen meist Beschwerde beim Zusteller ein und bekomme ein neues Paket zugeschickt.
10.185 Postempfangsbeschwerden
Will man wissen, wo die größten Probleme bei der Zustellung liegen, fragt man am besten bei der Postschlichtungsstelle der Rundfunk- und Telekomregulierungsbehörde (RTR) nach. Von Jänner bis Oktober trudelten insgesamt 10.185 Postempfangsbeschwerden bei der RTR ein. Der häufigste Grund: Der Postbote hatte nicht angeläutet.
In 1.701 Fällen bekamen die Empfänger keine Benachrichtigung über den Verbleib ihres Pakets. 628-mal gaben Empfänger an, die Sendung nicht erhalten zu haben, obwohl sie angeblich zugestellt worden waren. Ein Blick auf die Statistik der RTR zeigt, dass die Beschwerden im vergangenen Dezember im Jahresvergleich deutlich nach oben schossen. „Auch heuer ist davon auszugehen, dass sich die Beschwerden rund um Weihnachten wieder häufen werden“, heißt es von RTR.
Postboten berichten
Fragt man direkt bei der Post nach, heißt es, dass man trotz des angestiegenen Paketvolumens keine wesentlichen Änderungen bei Diebstählen wahrnehme. Auch "absolute Zahlen" aus den vergangenen Jahren könne man nicht nennen. Nur so viel: "Bei einem halben Promille Pakete werden Probleme gemeldet. Das schließt nicht nur Diebstahl ein, sondern auch Transportschäden", sagt Markus Leitgeb, ein Pressesprecher der Post. Erkundigt man sich direkt bei den Postboten, können wohl viele von ihnen von Diebstahl-Erfahrungen berichten. So auch Christian K. "Vor vier Jahren hat mir jemand ein Paket direkt aus der Tasche gestohlen, als ich in Favoriten in einem Wohnhaus die Post verteilt habe", erinnert sich der Wiener.
Ob Postboten wie Christian K. die Pakete auch noch in Zukunft bis direkt vor die Haustüre liefern, ist noch nicht sicher. Je mehr Pakete bestellt werden, desto größer auch die Belastung für die Umwelt. Weil mit Fahrzeugen grundsätzlich weniger Pakete transportiert werden können, müssen Lieferdienste häufig zweimal zustellen – was wiederum zu höheren Kosten führt.
"Ökologisch und ökonomisch machen Paketboxen mehr Sinn. Dadurch spart man sich mehrmalige Zustellversuche und somit Kosten und Emissionen. So wie ich das sehe, wird es künftig ein Premium-Feature sein, wenn ich das Paket direkt vor die Haustür haben will", sagt Davor Sertic, Branchenobmann in der Wiener Wirtschaftskammer. Alternative Lösungen wären etwa zentrale Verteillager in den Städten oder eine emissionsfreie Zustellung mit Fahrrädern
Wer haftet?
Was können Betroffene also tun, wenn ihr Paket nicht ankommt? „Der Absender beziehungsweise Unternehmer muss die Verantwortung tragen, wenn die Ware am Transportweg verloren geht oder beschädigt wird“, erklärt Alexander Wurditsch vom Verein für Konsumenteninformation. Schwierig werde es aber, wenn Diebe die gelben Abholscheine aus dem Postfach fischen würden. „Die Post haftet in dem Fall nicht, weil das Paket ja offiziell geliefert und zugestellt wurde. In solchen Fällen ist es sehr schwer, die Täter ausfindig zu machen“, erklärt der Jurist.
Einfacher sei die Rechtslage, wenn Pakete ohne eine Abstellgenehmigung einfach vor der Tür abgestellt werden. „Das hat bei einem Diebstahl dann der Zusteller zu verantworten“, betont Wurditsch. Wenn die Ware beschädigt geliefert wird, empfiehlt der Jurist, so schnell wie möglich Fotos anzufertigen und diese dann dem Zusteller zu schicken. "Je länger man wartet, desto schlechter kann man nachweisen, dass das Paket wirklich beschädigt geliefert worden ist". Bei einem Diebstahl sollte umgehend Anzeige erstattet werden.
Das hat auch Doris N. gemacht. In einem Fall retournierte der Versender das Geld. „Im anderen Fall wurde mir nur mitgeteilt, dass bei der Post ein Zustellbescheid vorliegt. Ich bin auf den Kosten sitzen geblieben." Die 51-Jährige ärgert sich vor allem über die neuen Paketboxen. "Früher gab es im Außenbereich unserer Wohnsiedlung eine Flex-Box, die videoüberwacht war. So konnte bei Verlusten von der Post zumindest nachgesehen werden, wer das Paket tatsächlich behoben hatte." Bei den neuen Postboxen unter den Briefkästen sei die Nachverfolgung nicht mehr möglich.
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