Inzwischen werden sogar schon Pakete als Großbriefe aufgegeben, um Kapazitäten von der Paket- in die Brieforganisation umzuschichten. Darüber hinaus wird die Paketannahme kontingentiert, um der Lage noch irgendwie Herr zu werden. Wenn Großkunden mehr schicken, als vereinbart war, dann kann es schon vorkommen, dass ein voller Lastwagen am Parkplatz stehen bleibt, erzählt Pölzl. 1.300 Mitarbeiter und hunderte Frächter habe die Post in diesen Wochen zusätzlich engagiert, doch irgendwann komme jedes System an seine Grenzen.
Engpässe
Dass die Postmitarbeiter physisch und mental am Ende seien und viele über gesundheitliche Probleme klagen würden, wie die Gewerkschaft moniert, will Pölzl so nicht stehen lassen: „Ich war letzte Woche vom Osten bis in den Westen Österreichs unterwegs und habe mir Zustellbasen angeschaut. Ich habe motivierte Mitarbeiter gesehen, die auch freiwillig am Wochenende arbeiten.“ Bei der Post werde kein Druck ausgeübt, es laufe gut – aber eben an der Belastungsgrenze.
"Im Moment haben wir eher in den Sortierzentren Engpässe und nicht in der Zustellung", erklärt der Post-Chef. Und in diesen könne man die Kapazitäten nicht auf die Schnelle aufstocken. Große Verteilzentren – wie in Hagenbrunn und Kalsdorf, in denen 11.000 Pakete pro Stunde sortiert werden – ließen sich eben nicht in einem halben Jahr bauen. "Jetzt geht mit Ad-hoc-Maßnahmen nix mehr."
Trotz allem habe man es geschafft, die Leistung im Vergleich zum vergangenen Jahr fast zu verdoppeln. 2019 wurden am stärksten Tag im Jahr 720.000 Pakete ausgeliefert. Pölzl spricht von einem europaweiten Phänomen. Die Situation sei in Deutschland oder in der Schweiz genauso, alle würden "Vollgas fahren."
Der Höhepunkt der Paketflut sei bereits erreicht, die angespannte Situation werde aber auch noch nächste Woche anhalten. Wichtig sei jetzt, keine Rückstände zu erzeugen, wie während des ersten Lockdowns, als die Verteilzentren stillgelegt werden mussten.
Das eher zurückhaltende Einkaufsverhalten der Konsumenten nach dem zweiten Lockdown führt Pölzl einerseits auf Verantwortungsbewusstsein und generell geringere Kauflust, andererseits aber auch auf den für diese Wochen prophezeiten Siegeszug des Online-Handles zurück. Er spürt das auch bei der hauseigenen Online-Handelsplattform shöpping.at. "Da haben wir eine Verdrei- bis Vervierfachung der Bestellungen", sagt Pölzl.
Noch mehr Pakete
Die Zahl der Pakete wird in Zukunft weiter steigen. Auch wenn in der Zeit nach Weihnachten, in der noch viele Retourpakete abzuarbeiten sein werden, spätestens mit Februar wieder etwas Ruhe einkehren soll, wird bald ein weiterer Ausbau der Verteilkapazitäten nötig sein. Fixe Pläne dafür gibt es bereits in Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich. 2019 lieferte die Post 127 Millionen Pakete aus, heuer werden es um die 160 Millionen und in ein paar Jahren 200 Millionen sein.
Wer noch ein Paket aufgeben will, das vor Weihnachten ankommen soll, hat trotz der riesigen Mengen noch ein paar Tage Zeit. Laut Post geht das – sofern das Paket innerhalb Österreichs verschickt wird – bis 21. Dezember.
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