Die Zukunft des MAN-Werks in Steyr wurde am Mittwoch, besiegelt. 2.356 Mitarbeiter (inklusive der Leiharbeiter) stimmten darüber ab, ob die MAN Truck & Bus Österreich GesmbH vom Investor und Ex-Magna-Manager Siegfried Wolf übernommen oder das Lkw-Werk geschlossen wird. Der deutsche MAN-Mutterkonzern hat sich auf diese Vorgangsweise festgelegt, er will Wolf den Vorzug geben. Das Abstimmungsergebnis soll am Donnerstag um 10.00 Uhr bekannt gegeben werden.
Rechtlich bindend ist diese Urabstimmung in Steyr nicht. „Es ist ein Stimmungsbarometer, Siegfried Wolf hätte gern ein deutliches Vertrauensvotum und will möglichst viele Leute überzeugen, dass sie mit ihm den Weg gehen“, sagt sein Sprecher Josef Kalina zum KURIER. „Er war tagelang vor Ort und jeder, der mit ihm reden wollte, konnte das auch.“
Laut MAN-Arbeiterbetriebsrat Erich Schwarz soll Wolf in früheren Stellungnahmen eine Zweidrittelmehrheit als Abstimmungsziel genannt haben.
Doch die Belegschaft in Steyr ist tief gespalten, wie Schwarz bestätigt. So sollen die Angestellten, dazu zählen vor allem Führungskräfte, positiv zu den Plänen Wolfs stehen. Sie haben im Auftrag des MAN-Mutterkonzerns für ihn auch Überzeugungsarbeit im Werk geleistet. Indes ist die Arbeiterschaft sehr skeptisch, weil Wolf um 1.000 Personen weniger als bisher beschäftigen will. Außerdem müssen die verbleibenden 1.250 Mitarbeiter auf bis zu 15 Prozent ihres Nettolohns verzichten. Denn die Belegschaft soll „überbezahlt“ sein.
Russland-Connection
Wolf will in dem Werk unter der Marke „Steyr“ Transporter für bis zu 3,5 Tonnen, mittelschwere Lkw und Elektro-Busse sowie 12.000 Lkw-Fahrerkabinen produzieren. Dabei will er vor allem mit dem russischen Autobauer GAZ des Oligarchen Oleg Deripaska kooperieren, Wolf selbst ist mit zehn Prozent an GAZ beteiligt.
Nicht nur die Russland-Connection stößt dem Arbeiterbetriebsrat sauer auf.
„Mich hat Herr Wolf nie überzeugt. Glauben sie, dass mich einer wie Herr Wolf überzeugen kann, der sagt, wir verdienen zu viel und er nimmt uns 20 Prozent vom Bruttolohn weg, weil er kann sonst sein Produkt nicht verkaufen?“, sagt MAN-Betriebsrat Schwarz zum KURIER. „Wir hatten eigentlich von einem Manager wie Wolf erwartet, dass er eine Wirtschaftlichkeitsrechnung vorlegt, damit man nachrechnen kann.“ Das sei nicht der Fall gewesen. Schwarz: „Daher haben wir als Betriebsrat und Gewerkschaft keine Zustimmung gegeben.“
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