Mahrer zu 9-Milliarden-Euro-Deckel: „Nicht-Handeln noch teurer“

WKO-Präsident Harald Mahrer
WKO-Präsident fordert Planungssicherheit für Unternehmen und einmal mehr Geld vom Staat

Die Wahrscheinlichkeit, dass doch noch eine europäische Energiepreisbremse kommt, beziffert Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer mit „Null Prozent“. Es brauche also einen Plan B und diesen sieht Mahrer, wie auch die Industriellenvereinigung, im deutschen Modell. Also in einem Gas- und Strompreisdeckel für Unternehmen und Haushalte. „Rückwirkend bis Oktober und mindestens bis Ende 2023“, fordert Mahrer.

Nur so hätten Unternehmer Planungssicherheit und könnten Aufträge kalkulieren – wie ihre Kollegen in Deutschland es jetzt schon können. Der Deckel hat allerdings seinen Preis – zwischen 80 und 90 Milliarden Euro lässt ihn sich die Regierung in Berlin kosten. Mahrer rechnete damit, dass ein ähnliches Modell in Österreich „einen hohen einstelligen Milliarden-Betrag kosten würde“. Klingt viel, „aber die volkswirtschaftlichen Kosten des Nicht-Handels wären deutlich höher, das kann man schon jetzt blind sagen“, formuliert es der Wirtschaftskammerpräsident.

Wettbewerbsfähigkeit

Der ewige Ruf nach Geld vom Staat bzw. Steuerzahler sei ihm zwar selbst schon „unangenehm“, aber eine Alternative auf EU-Ebene sei nun einmal ausgeschlossen und es stehe die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Betriebe auf dem Spiel. „Die Unternehmen müssen kalkulieren und wissen, welche Energiepreise sie erwarten.“

Das aktuelle Wirtschaftsbarometer der WKO für den Herbst und Winter unterstreicht dazu passend, dass kaum ein Thema den Entscheidungsträgern (5.400 wurden befragt) so viele Sorgen bereitet, wie die Energiekosten. Zur Größenordnung: „Die Energiepreise haben sich gegenüber dem Vorkrisenniveau versiebenfacht“, sagt Studienautorin Claudia Huber. Dagegen haben sich die Lieferengpässe zuletzt vielerorts gelegt. Hatten sie im Sommer noch zwei Drittel der Befragten zu den größten Herausforderungen gezählt, so sind es aktuell verhältnismäßig moderate 50 Prozent.

Investitionen

Auch wenn es viele Unsicherheiten gibt, stehen die Unternehmer nicht unbedingt auf der Investitionsbremse. 37 Prozent der fürs Wirtschaftsbarometer befragten Entscheidungsträger planen Neuinvestitionen und 55 Prozent Ersatzinvestitionen.

Und selbst wenn die Auftragslage vielleicht schon besser war, halten die Firmen an ihrer Belegschaft fest. Freilich auch, weil sie wissen, wie schwer es ist, qualifiziertes Personal zu bekommen. Drei Viertel der Befragten sehen im Arbeitskräftemangel das größte Problem. Auch weil die geburtenstarken Jahrgänge sich gerade in den Ruhestand verabschieden. „Jeder Fünfte wäre bereit, über das Regelpensionsantrittsalter hinaus arbeiten zu gehen“, pocht WKO-Generalsekretär Karlheinz Kopf auf steuerliche Erleichterungen.

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