Was länger arbeiten bringt: Tausende Euro mehr bei Pension mit 68
Länger als vorgeschrieben zu arbeiten, lohnt sich für jeden Arbeitnehmer und für jede Arbeitnehmerin. Es bringt später bares Geld in Form einer teils deutlich höheren Pension. Das zeigt eine neue Studie des Wifo.
Wenn das für den Einzelnen gesundheitlich möglich ist und es der Betrieb überhaupt erlaubt, sollten sich ältere Beschäftigte deshalb genauer über die Möglichkeiten der Korridorpension informieren (siehe Info ganz unten).
Konkret hat das Wifo im Auftrag des Vereins für Generationengerechtigkeit am Montag eine Studie über „die Auswirkungen einer längeren Erwerbskarriere auf das Pensionseinkommen“ vorgelegt.
Darin wird für Hilfskräfte bis hin zu Akademikern gezeigt, um wie viel höher jedes Jahr die Korridorpension ausfällt, wenn man sie später als mit 62 antritt. Die Logik ist simpel: Zunächst erspart man sich die Abschläge, wenn man z. B. mit 63 statt mit 62 die Pension antritt. Ab 65 kommen dann die Zuschläge zum Tragen.
Frau mit einem Kind
Bei diesem Fallbeispiel – angenommen wird die maximale Karenzzeit und danach Teilzeit bis zum Schuleintritt des Kindes – bekommen weibliche Hilfskräfte brutto 126 Euro mehr, wenn sie mit 63 statt mit 62 in Pension gehen. Dieser Betrag steigt mit jedem Jahr des späteren Pensionsantritts. Geht dieselbe Hilfskraft erst mit 68 Jahren in Pension, bekommt sie um brutto 774 Euro mehr. Das wären immerhin 10.836 Euro brutto mehr im Jahr.
Bei akademischen Berufen mit ihren grundsätzlichen höheren Gehältern und steileren Karriereverläufen sind es sogar 288 Euro im Monat mehr, wenn die Frau mit 63 statt mit 62 in Pension geht. Und dieser Wert steigt auf bis zu 1.744 Euro brutto im Monat, wenn dieselbe Akademikerin mit Kind erst mit 68 in Pension geht. Das ist aufs Jahr hochgerechnet eine zusätzliche Pension im Vergleich zum frühest möglichen Pensionsantritt von 24.416 Euro.
Mann mit späterem Pensionsantritt
Nicht viel anders sieht es bei Männern aus. Eine männliche Hilfskraft, die mit 63 statt 62 in Pension geht, bekommt im Vergleich monatlich 169 Euro brutto mehr. Geht diese Hilfskraft mit 68 statt mit 62 in Pension sind es 1.038 Euro mehr. Aufs Jahr gerechnet ergäbe sich somit eine um 14.532 Euro höhere Pension.
Am höchsten ist der Wert wieder bei Akademikern, die später gehen und jedes Jahr den vollen Zuschlag der Korridorpension lukrieren. Tritt der Akademiker mit 63 statt mit 62 seine Pension an, bringt das bereits 331 Euro im Monat mehr. Beim Pensionsantritt mit 68 statt mit 62 sind es monatlich bereits 1.981 Euro brutto mehr. Im Jahr wären das immerhin 27.734 Euro brutto, die man mehr bekommt oder eben liegen lässt, wenn man zum frühest möglichen Zeitpunkt in Pension geht.
Mehr Anreize nötig
Wifo-Chef Gabriel Felbermayr sagte, das Ziel müsste sein, das faktische Pensionsantrittsalter in Österreich zu erhöhen. Das Pensionsantrittsalter liege immer noch auf dem Niveau von 1970. Anreize wären dabei besser als harte bürokratische Vorgaben, so Felbermayr, anspielend auf ein höheres gesetzliches Antrittsalter. Das sei vor allem für Betriebe interessant, sie könnten so Fachkräfte halten.
Riesen Karotte
Studienautor Thomas Url sieht ein „Informationsproblem“ gegeben. Die Menschen wüssten zu wenig über die Anreize der Korridorpension Bescheid und auf dem Pensionskonto wäre nur die Vergangenheit abgebildet. Url: „Es gibt im Pensionssystem eine riesige Karotte, die vor den Menschen hängt. Aber man legt den Menschen gleichzeitig eine Binde um die Augen. Man sieht nicht, was man in der Zukunft für eine Pension erwarten könnte.“
Der frühere Vorsitzende der Alterssicherungskommission Walter Pöltner meinte gar, er müsse seinen „Zorn gegenüber der Politik unterdrücken“. Die Probleme in der Pflege, im Gesundheitssystem und bei den Pensionen würden auf die nächsten Generationen überwälzt. Das sei „mehr als erschreckend“ und seiner Meinung nach so etwas wie „fahrlässige Krida“.
Entscheidend sei ein Gesinnungswandel, in Österreich würde es immer noch als Leistung betrachtet, so Pöltner, wenn man möglichst früh in Pension geht.
INFOBOX
Die Korridorpension ist eine Möglichkeit zum vorzeitigen Pensionsantritt mit Abschlägen von 5,1 Prozent pro Jahr vor dem 65. Geburtstag. Wer länger als 65 arbeitet bekommt Zuschläge von 4,2 Prozent pro Jahr (immer brutto).
Die Korridorpension gilt für Männer und Frauen in gleicher Weise und kann frühestens ab 62 Jahren in Anspruch genommen werden. Für Frauen kommt diese Pensionsart daher wegen der Angleichung ans Männer-Pensionsalter erst ab dem Jahr 2028 in Betracht. Vor 2028 können Frauen auch vor 62 in die „normale“ Alterspension gehen
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