Inflation in Österreich dürfte im November auf 10,6 Prozent sinken

Inflation in Österreich dürfte im November auf 10,6 Prozent sinken
Laut Daten der Statistik Austria sind Haushaltsenergie und Treibstoffe weniger teuer als zuletzt.

Die starke Inflation in Österreich hat sich im November wegen niedrigerer Energiepreise wohl leicht abgeschwächt. Laut Schnellschätzung der Statistik Austria dürfte die Inflationsrate im November auf 10,6 Prozent gesunken sein. "Ein Grund dafür ist, dass sich der Preisauftrieb bei den wichtigsten Inflationstreibern Haushaltsenergie und Treibstoffe etwas abschwächt", teilten die Statistiker am Mittwoch mit.

Gegenüber dem Vormonat steigt das Preisniveau voraussichtlich um 0,3 Prozent. Im Oktober waren die Preise noch um 11 Prozent höher als vor einem Jahr. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) dürfte laut vorläufiger Schätzung gegenüber dem Vorjahresmonat um 11,1 Prozent gestiegen sein. Im Vergleich zum Vormonat stieg das Preisniveau laut HVPI um 0,1 Prozent. Die endgültigen Zahlen werden am 16. Dezember bekanntgegeben.

Inflation der Eurozone

Die Inflation in der Eurozone ist im November von ihrem Rekordniveau aus gesunken. Die Verbraucherpreise erhöhten sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 10 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Im Oktober hatte die Teuerung den Höchststand von 10,6 Prozent erreicht. Experten hatten mit einem Rückgang gerechnet, allerdings nur auf 10,4 Prozent.

Nach wie vor steigen die Energiepreise am stärksten, allerdings nicht mehr so kräftig wie im Vormonat. Gegenüber November 2021 lagen sie immer noch 34,9 Prozent höher. Die Preise von Nahrungs- und Genussmitteln stiegen um 13,6 Prozent. Hier verstärkte sich der Preisauftrieb. Die Preise für sonstige Waren erhöhten sich um 6,1 Prozent. Dienstleistungen waren 4,2 Prozent teurer als vor einem Jahr.
Die Kernteuerung ohne Energie und Lebensmittel betrug konstant 5 Prozent. Auf diese Größe achten Ökonomen besonders, weil sie einen Hinweis gibt, wie stark die Unternehmen die Kostensteigerungen insbesondere bei Energie auf die Verbraucherpreise umwälzen. Daraus können sich sogenannte Zweitrundeneffekte in Form höherer Lohnforderungen ergeben. Fachleute sprechen von einer Preis-Lohn-Spirale.

Das Preisziel der Europäischen Zentralbank von mittelfristig 2 Prozent wird klar überschritten. Allerdings gibt es eine Debatte darüber, ob die Währungshüter ihr Straffungstempo bald etwas verringern könnten. Hintergrund ist die sich abschwächende Konjunktur, die unter den Folgen des Ukraine-Kriegs leidet. Derzeit ist nicht klar, ob die EZB auf ihrer nächsten Sitzung Mitte Dezember die Leitzinsen erneut um 0,75 Punkte oder um 0,5 Punkte anheben will.

Auch in anderen Staaten ist die Inflation im November unterschiedlich stark zurückgegangen, in Frankreich stagniert sie:

Deutschland

Die starke Inflation in Deutschland hat sich im November wegen niedrigerer Ölpreise überraschend abgeschwächt. Die Verbraucherpreise stiegen um durchschnittlich 10,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das deutsche Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Im Oktober war die Teuerungsrate mit 10,4 Prozent auf dem höchsten Stand seit 1951 gelegen.

Ökonomen hatten für den zu Ende gehenden Monat mit einem unveränderten Wert gerechnet. Von Oktober auf November sanken die Preise um 0,5 Prozent.

"Ein Silberstreif am Horizont", kommentierte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, den Rückgang. "Mit Glück haben wir den Inflationsgipfel hinter uns." Besonders stark verteuerte sich Energie als Folge des russischen Kriegs gegen die Ukraine: Sie kostete durchschnittlich 38,4 Prozent mehr als im November 2021, nachdem es im Oktober sogar plus 43,0 Prozent waren. Nahrungsmittel verteuerten sich um 21,0 Prozent, Dienstleistungen um 3,7 Prozent.

Entwarnung geben Experten aber trotz der nachlassenden Teuerung noch nicht. "Wir nähern uns dem Gipfel, aber für einen Sturm der Begeisterung ist es noch zu früh", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Noch gebe es viel Inflationsdruck. "Ab Jänner müssen viele Verbraucher mehr für Strom bezahlen", gab Ökonom Schmieding zu bedenken. "Das könnte die Inflationsrate noch einmal etwas in die Höhe treiben."

Niederlande

In den Niederlanden hat sich die Inflation im November stark abgeschwächt. Im Jahresvergleich seien die für europäische Vergleichszwecke harmonisierten Verbraucherpreise (HVPI) um 11,2 Prozent gestiegen, teilte das nationale Statistikamt am Mittwoch in Den Haag mit. Im Oktober war die Inflationsrate noch viel höher gelegen, bei 16,8 Prozent. In den Niederlanden ist die Inflation in den vergangenen Monaten deutlich stärker ausgefallen als in den übrigen Staaten der Eurozone.

Im Monatsvergleich gingen die Verbraucherpreise um 4,0 Prozent zurück. Ausschlaggebend für den kräftigen Rückgang der Teuerung war die Entwicklung der Energiekosten. Hier meldete das Statistikamt der Niederlande für November einen Anstieg im Jahresvergleich um 41,6 Prozent. Im Oktober hatte sich Energie noch um 99,7 Prozent im Jahresvergleich verteuert.

Im Tagesverlauf werden auch die Preisdaten für die Eurozone erwartet. Sie stehen besonders im Fokus der Finanzmärkte wegen der hohen Bedeutung für die weitere Zinsentwicklung. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass die Inflationsrate in Deutschland im November auf 10,0 Prozent gesunken ist, was auf eine geringere Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) im Dezember um 0,50 Prozentpunkte statt um mögliche 0,75 Prozentpunkte hindeutet. Ende Oktober hatte die EZB die Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte angehoben, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen.

Frankreich

In Frankreich ist der Preisauftrieb im November auf hohem Niveau stabil geblieben. Die nach europäischen Standards ermittelten Verbraucherpreise (HVPI) lagen um 7,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt Insee am Mittwoch in Paris nach einer ersten Schätzung mitteilte. Im Oktober hatte die Inflationsrate ebenfalls 7,1 Prozent betragen. Analysten hatten einen leichten Rückgang der Teuerung auf 7,0 Prozent erwartet.

Die Inflationsrate ist die höchste, seit Frankreich der Eurozone angehört. Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise im November um 0,5 Prozent, nach 1,2 Prozent im Monat zuvor. In dieser Betrachtung wurde ein Zuwachs um 0,4 Prozent erwartet.

Getrieben werden die Lebenshaltungskosten laut Insee weiterhin von den Energiepreisen, auch wenn diese etwas schwächer stiegen als im Vormonat. Lebensmittel verteuerten sich ebenfalls deutlich.

Spanien

Der allgemeine Preisauftrieb in Spanien schwächt sich weiter ab. Im November stiegen die nach europäischer Methode gemessenen Verbraucherpreise (HVPI) zum Vorjahresmonat um 6,6 Prozent, wie das Statistikamt INE am Dienstag in Madrid mitteilte. Im Vormonat hatte die Rate 7,3 Prozent betragen.

Analysten hatten nur einen Rückgang auf 7,1 Prozent erwartet. Im Monatsvergleich gingen die Lebenshaltungskosten spürbar um 0,5 Prozent zurück.

Die aktuelle Inflationsrate ist die niedrigste seit Anfang des Jahres. Im Sommer waren die Verbraucherpreise zeitweise um mehr als zehn Prozent gestiegen. Ausschlaggebend waren vor allem die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise. Als Grund für den jetzt rückläufigen Trend verweist INE auf sinkende Benzin- und Strompreise. Zudem wird der im Jahresvergleich geringere Preisanstieg von Bekleidung und Schuhen als Grund angeführt.

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