Die europäische Autoindustrie kämpft gegen eine Nachfrageflaute vor allem bei Elektrofahrzeugen. Die Probleme treffen auch die nachgelagerten Autozulieferer hart, Nachfolge-Aufträge und neue Aufträge bleiben mitunter aus. Betroffen ist auch Zulieferer und Entwickler Magna in der Steiermark.
Das Getriebewerk Magna Powertrain in Lannach hat am Montag 200 Mitarbeiter zur Kündigung beim AMS angemeldet. „Was Lannach betrifft, kann ich ihnen bestätigen, dass die Mitarbeiter informiert wurden, dass 200 Stellen abgebaut werden“, sagt Magna-Pressesprecher Rej Husetovic dem KURIER.
Insider vermuten, dass insgesamt 1.000 Stellen bei Magna Powertrain – sechs Standorte in Österreich – gefährdet sein könnten. Das dementiert der Magna-Sprecher. Weiters soll es interne Berichte geben, dass bei Magna Steyr in Graz angeblich rund 2.500 der insgesamt 7.000 Jobs wackeln, wenn keine neuen Aufträge an Land gezogen werden.
Spekulationen?
Der Magna-Sprecher will das nicht bestätigen. „Zu Spekulationen und Gerüchten nehmen wir keine Stellung“, sagt Husetovic. Von Gewerkschaftsseite heißt es, dass bereits mögliche Sozialpläne samt Schulungen in Betracht gezogen werden. Bestätigen will das am Ende aber keiner. Es heißt, man will erst die Landtagswahlen Ende November abwarten.
Dass die Auftragslage bei Magna nicht rosig ist, ist kein Geheimnis. Bereits im April 2024 hat Magna Steyr in Graz 500 Stellen gestrichen. Dass dieser Stellenabbau auf die milliardenschwere Pleite des E-Autobauers und Magna-Kunden Fisker zurückgeht, glauben Branchenkenner.
Er könne nicht sagen, wie viele Arbeitsplätze durch die Fisker-Pleite betroffen wären. "Das können wir nicht runterbrechen, weil die Mitarbeiter auch zwischen anderen Projekten und Bereichen pendeln“, sagt der Magna-Sprecher. Statt 40.000 Fisker Ocean wurden nur 10.000 Stück gebaut.
Auslaufmodelle
Fakt ist: 3,7 Millionen Fahrzeuge sind im Grazer Werk von Magna Steyr bisher für zehn Autobauer vom Fertigungsband gelaufen, insgesamt 30 verschiedene Modelle waren darunter. „Aktuell werden am Standort Graz die legendäre Mercedes-Benz G-Klasse, die Jaguar Modelle I-Pace und E-Pace, die BMW 5er-Serie, der BMW Z4 und der Toyota GR Supra produziert“, heißt es auf der Magna-Homepage.
Die Homepage ist zum Teil schon überholt. Denn die Produktion der BMW 5er-Serie ist bereits ausgelaufen. Ende November 2024 läuft der Jaguar-Auftrag aus; Anfang 2026 enden auch die übrigen Aufträge von BMW und Toyota. Aber das Luxusfahrzeug Mercedes G wird weitergebaut. Eine genaue Stückzahl will Magna nicht bekannt geben. Indes hat auch der britische Autobauer Ineos seinen den Entwicklungsauftrag für seine Elektro-Geländewagen Fusilier bei Magna aufs Eis gelegt. Der Ineos-Auftrag sollte am Ende 2.000 Jobs bei Magna sichern.
Gespräche mit Chinesen
Doch beim Erzielen neuer Aufträge soll sich der kanadisch-österreichische Autokonzern derzeit schwertun. Viel Hoffnung wird in eine mögliche Kooperation mit chinesischen Autobauern gesetzt, die nicht nur den europäischen Markt erobern wollen. Glaubt man Magna-Insidern, dann führt der Konzern Gespräche mit den chinesischen Autobauern Geely und Chery über eine mögliche Lohnfertigung.
„Wir sind mit vielen europäischen und chinesischen Herstellern im Gespräch“, bestätigt Husetovic. „Wenn sich aus den Gesprächen etwas Konkretes ergibt, werden wird das kommunizieren.“
„Wenn Magna heute ein Auftragsabschluss gelingt, dann laufen die Fahrzeuge erst in eineinhalb bis zwei Jahren vom Band“, sagt ein Insider zum KURIER. „Die Vorlaufzeit für eine Lohnfertigung ist mindestens eineinhalb Jahre.“
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