Immo-Pleitier Lukas Neugebauer erhebt Einspruch gegen Anklage

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Der Unternehmer soll nach Eröffnung des Konkursverfahrens 145.360 Euro von zwei verheimlichten Konten behoben haben. Er hat eine originelle Erklärung dafür.

51.768 Euro für Übernachtungen im Waldorf Astoria auf den Malediven, 8.395 Euro für den Aufenthalt im The Royal Atlantis (in Dubai) oder 7.144 Euro für einen Einkauf bei Cartier. Dazu kommen noch zahlreiche Besuche in feinen Nobel-Restaurants und Einkäufe beim Meinl am Graben in Wien.

Der gestrauchelte Immobilienunternehmer Lukas Neugebauer, der bei der LNR-Gruppe die Fäden zog, soll im Zeitraum von 27. Oktober 2024 bis 24. Dezember 2024 knapp 100 Abbuchungen von zwei Bankkonten bei der N26 und der Revolut Bank veranlasst haben. Die beiden Konten soll er dem Insolvenzverwalter verheimlicht haben. Dieser ist ihm aber auf die Schliche gekommen.

Fakt ist: Neugebauer ist offiziell seit 23. Oktober 2024 im Konkurs, die angemeldeten Forderungen betragen rund 147,35 Millionen Euro. Die größten Gläubiger sind ein gutes Dutzend Banken.

Vor vierzehn Tagen hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen Neugebauer die erste Anklage wegen des Verdachts der betrügerischen Krida eingebracht. Sie umfasst einen mutmaßlichen Schaden in der Höhe von 145.360 Euro.

Oberlandesgericht Wien am Zug

Doch Neugebauers Anwältin Ina-Christin Stiglitz hat gegen die Anklageschrift Einspruch erhoben. „Es bleibt abzuwarten, wie das Oberlandesgericht (OLG) Wien darüber entscheidet“, erklärt die Strafverteidigerin gegenüber dem KURIER. Inhaltlich will sie zum jetzigen Zeitpunkt zu dem Fall nicht mehr sagen. Das werde zu einem späteren Zeitpunkt passieren. Lukas Neugebauer bestreitet jedenfalls alle Vorwürfe.

Der Hintergrund

Indes hat die WKStA gegen ihn schwere Geschütze aufgefahren. „Er wusste, dass er durch die Abbuchungen in Höhe von 145.360 Euro dazu beitragen würde, dass seine Gläubiger auf diese Bankguthaben nicht mehr zugreifen konnten, und er wollte daher die Befriedigung der Gläubiger in dieser Höhe vereiteln“, heißt es in der Anklage. Bei den Abbuchungen für private Zwecke soll es sich „allesamt um keine zwingend erforderlichen Ausgaben für die eigene Lebensführung“ gehandelt haben.

Die Abbuchungen soll Neugebauer laut WKStA gar nicht bestreiten.

Er hat aber eine erstaunliche Erklärung dafür. Dazu legte er den Ermittlern eine Managementvereinbarung mit der LNR Real Estate GmbH vor, nach der er ab Jänner 2025 netto 4.000 Euro monatlich „Leistungsentschädigung“ erhalte.

Günstiges Darlehen?

Zugleich will er ein Darlehen in Höhe von 350.000 Euro von der LNR erhalten haben, das mit 2,5 Prozent verzinst sei. Nach Neugebauers Angaben soll eine Rückzahlungsrate von zumindest 1.000 Euro pro Monat vereinbart worden sein.

Da er aber die Darlehensvereinbarung nach Insolvenzeröffnung abgeschlossen habe, wie Neugebauer im Nachhinein einräumte, sei diese rechtsunwirksam und das Darlehen sei der LNR „zurückzustellen“.

Die Gläubiger hätten keinen Anspruch auf den Darlehensbetrag, weil der Insolvenzverwalter in das Darlehen nicht eingetreten sei, sprich diese Schulden nicht übernommen habe. „Durch den Verbrauch der Darlehenssumme wären seine Gläubiger daher nicht benachteiligt gewesen“, wird der Immo-Pleitier in der Anklageschrift zitiert.

Darlehensvertrag nur zum Schein erstellt?

Das kauft die WKStA Neugebauer aber nicht ab. Es sei aus mehreren Gründen offensichtlich, dass „der Darlehensvertrag nur zum Schein erstellt wurde“, weil die LNR Real Estate ihm in Wahrheit (sogar) 377.000 Euro ohne Gegenleistung zu Verfügung stellte, so die Ankläger. „Er war angesichts seiner Schulden in Millionenhöhe daher niemals in der Lage und willens, den Darlehensbetrag ab Jänner 2025 in monatlichen Raten von mindestens 1.000 Euro zurückzuzahlen.“

Es mache aus Sicht der LNR Real Estate auch „wirtschaftlich überhaupt keinen Sinn, dem hoch verschuldeten und in Insolvenz befindlichen Angeklagten ein unbesichertes Darlehen ohne Verwendungszwecke in derartiger Höhe zu gewähren“, so die WKStA. Sie geht davon aus, dass Neugebauer die beiden inkriminierten Konten eröffnete und darauf Geld aus LNR Real Estate transferierte, „um seinen luxuriösen Lebensstil beizubehalten“.

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