Anklage gegen René Benko: Wo der Milliarden-Pleitier trickste

Seit 24. Jänner 2025 sitzt Milliarden-Pleitier René Benko in U-Haft, jetzt hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ihr erstes Werk abgeliefert. Sie hat am Landesgericht Innsbruck eine Anklage gegen den Signa-Gründer eingebracht und diese Benko in seine Zelle in die Justizvollzugsanstalt Wien-Josefstadt zustellen lassen. Der Vorwurf: betrügerische Krida.
Die Anklage erscheint auf den ersten Blick aber eher als dürftig, umfasst sie doch nur zwei Vorwürfe mit einem Schaden von 660.000 Euro. Denn den Gesamtschaden in der Causa Signa beziffert die WKStA mit 300 Millionen Euro.
Erste Anklage im Signa-Komplex
Konkret geht es jetzt in der Anklage um eine Miet- und Betriebskosten-Vorauszahlung in der Höhe von 360.000 Euro für die moderne Villa in der Innsbrucker Höhenstraße, welche die Familie Benko in der Regel bewohnt, und um eine Schenkung in Höhe von 300.000 Euro an Angehörige. Benko droht eine Strafe zwischen einem Jahr und zehn Jahre Haft. Dem Vernehmen nach bestreitet er die Vorwürfe.
Der Signa-Gründer steht im Verdacht, im Vorfeld seiner Insolvenz Bestandteile seines Vermögens beiseitegeschafft oder zum Schein verringert zu haben und dadurch den Befriedigungsfonds seiner Gläubiger geschmälert zu haben.
Villa auf der Hungerburg
So soll Benko im Oktober 2023 eine Mietvorauszahlung von vier Jahresmieten in Höhe von 360.000 Euro an die RB Immobilienverwaltungs GmbH & Co KG als Vermieterin geleistet haben. Diese Vorauszahlung für monatlich 7.500 Euro Miete sei in einem undatierten Mietvertrag festgehalten worden.
Laut Aktenlage ist diese Mietvorauszahlung auch deshalb umstritten, weil das besagte Wohnhaus durch einen Hangrutsch und einen massiven Wasserschaden „für mehrere Monate nicht bewohnbar gewesen sei“.
Was auffällt ist, dass hier das Geld im Kreis geschickt worden sein soll. Laut den Ermittlern dürfte Benko einen Kredit von der Laura Privatstiftung in Höhe über 500.000 Euro auf sein privates Girokonto erhalten und davon 360.000 Euro für die Mietvorauszahlung verwendet haben.
„Sachlich unvertretbar“Laut Aktenlage soll der Großteil der Mietvorauszahlung (300.000 Euro) aber wieder bei der Laura Privatstiftung, die Benkos Familie zugerechnet wird, gelandet sein.
Für die WKStA war die Anmietung der Villa im Innsbrucker Stadtteil Hungerburg „wirtschaftlich und sachlich unvertretbar“. Denn die Zahlung soll zu einem Zeitpunkt erfolgt sein, zu dem der Unternehmer René Benko de facto schon zahlungsunfähig gewesen sein soll.
Rückschenkung an seine Mutter
Außerdem werfen die Staatsanwälte Benko vor, am 29. November 2023 von seinem privaten Girokonto bei der Bawag einen Betrag in Höhe von 300.000 Euro auf das Konto seiner Mutter Ingeborg überwiesen zu haben. Bei der Überweisung lautete der Buchungstext „Rückführung Darlehen“, in seinem im Konkursverfahren vorgelegten Vermögensverzeichnis wurde die Zahlung als „Rückführung Schenkung“ deklariert. Auffällig ist dabei für die Ermittler, dass die Mama Benko dem Filius erst fünf Tage zuvor 1,5 Millionen Euro als Darlehen überwiesen hatte. Er soll damit den Unterhalt seiner Familie bestritten haben.
Benkos Erklärung
In einer Stellungnahme gab René Benko an, dass die Ausgaben für den besagten Zeitraum nicht 1,5 Millionen Euro, sondern nur 1,2 Millionen Euro betrugen. „Mir ist erinnerlich, dass ich in dieser Zeit nicht die gesamten 1,5 Millionen Euro ad hoc verwendet habe und deshalb an meine Mutter 300.000 Euro wieder zurücküberwiesen haben“, sagt der Signa-Gründer in einer Beschuldigtenvernehmung aus.
Die Ermittler legen die inkriminierte Verdachtslage aber ganz anders aus: „Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei um ‚eine Rückschenkung einer Schenkung‘ gehandelt hat und dadurch die Gläubiger des René Benko um einen Betrag in Höhe von 300.000 Euro geschädigt wurden.“
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