Lebensmittelnachschub: Genug Rohstoffe, trotzdem viele Sorgen
Vergangenes Wochenende kamen die Supermarktmitarbeiter kaum mit dem Nachschlichten der Ware nach, mittlerweile hat sich die Lage entspannt. Die Regale füllen sich wieder, dennoch klaffen noch Lücken. Ist die Versorgung gesichert?
Ja, beteuert die Industrie, die allerdings auch zugibt, ihre Kapazitäten gerade voll auszureizen. Viele Betriebe fahren Sonderschichten, speziell jene, bei denen lange haltbare Lebensmittel vom Band laufen. Nudeln, Konserven oder Mehl gehen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. „Die Produzenten verdienen aber nicht an der Krise, weil es sich hier um klassische Vorziehkäufe handelt“, stellt Oskar Wawschinek vom Verband der Lebensmittelindustrie klar.
„Die Menschen essen ja nicht auf einmal mehr, sie kaufen nur in kürzerer Zeit viel mehr ein.“ Obwohl diese Hamsterkäufe überhaupt nicht notwendig seien, wie auch seine Kollegen betonen.
Engstelle Verpackung
Etwa in der Mühlenindustrie. „Es gibt keinen Anlass zur Sorge um eine ausbleibende Versorgung mit Mehl“, sagt Leonhard Gollegger, Europa-Chef von GoodMills. Dieser Ansicht ist auch Branchenkollege Markus Haberfellner, dennoch: „Wir haben Kunden, die sonst 10 Paletten bestellen und jetzt 90. Jeder hat Angst, dass er zu kurz kommt, dadurch kommt es zu einer irrational hohen Nachfrage.“
Die Silos sind voll, betonen alle. „Die Engstelle ist die Verpackungsmaschine“, weiß Wolfgang Wawschinek. „Die Branche kann das ganze Jahr ohne Ende Mehl liefern. Sie kann nur gerade nicht so viel verpacken, wie sie mahlen könnte.“
Branchenkenner berichten auch, dass viele Unternehmer zwar null Probleme mit der Rohstoffbeschaffung, aber nicht genügend Mitarbeiter in der Produktion hätten. „Da fällt ein Stapelfahrer aus und alles kommt durcheinander“, berichtet ein Branchenkenner.
Beim burgenländischen Teigwarenhersteller Wolf laufen die Maschinen wegen der Hamsterkäufe von Nudeln auch dieses Wochenende weiter durch. Von einem Versorgungsengpass könne aber keine Rede sein, „die Griesversorgung ist gesichert“, sagt Firmenchef Joachim Wolf.
Sorgen machen ihm jedoch seine Pendler aus Ungarn, die einen großen Teil der Produktionsmannschaft stellen. „Diese Woche habe ich ihnen ein Quartier in Güssing organisiert. Aus Angst, dass sie abends heimfahren und tags darauf nicht mehr einreisen dürfen.“ So schnell könne er ja keine neuen Mitarbeiter einschulen. Seine Pendler müssen nun eine Dienstzettelbestätigung und e-Card an der Grenze vorweisen können.
Kommentare