Kältewelle: Wer jammert, wer jubelt

Der Dampf eines Schornsteins leuchtet am 01.12.2012 in der Morgensonne in Leipzig (Sachsen). Rechtzeitig vor dem ersten Advent hat der Winter in Sachsen Einzug gehalten. Foto: Jan Woitas/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Ein langer Winter ist schlecht fürs Gemüt, aber nicht unbedingt für die Wirtschaft.

Karwoche 2013: Der Bärlauch verschneit, die Straßen vereist, der Spargel verspätet, die Schanigärten leer. Ein Grund zum Jammern? Weiße Ostern im März sind eher ein Grund zum Jubeln, meint Marcus Scheiblecker, Konjunkturexperte beim Wirtschaftsforschungsinstitut. Weil mehr Gäste zum Skifahren kommen, profitieren nicht nur der Tourismus, sondern auch der Handel sowie Gewerbe- und Handwerksbetriebe. Fällt Ostern in den April, würden viele Gäste nicht mehr Skifahren und daher gar nicht kommen. Sehr wohl gibt es aber kurzfristige „Wettereffekte“, die sich in einzelnen Branchen negativ oder positiv auswirken. Zum Teil gleicht sich das übers Jahr wieder aus, etwa im Sport- oder Textilhandel, aber nicht immer. Der KURIER fasste die Verlierer und Gewinner des heuer extrem langen Winters zusammen:

Baubranche. Für die heimische Bauwirtschaft ist der kalte März katastrophal. Betroffen ist vor allem der Tiefbau, weil bei gefrorenem Boden keine Grabungsarbeiten durchgeführt werden können. Auch der Straßenbau steht, weshalb die Bauarbeitslosigkeit heuer im März besonders hoch ist. „Der Umsatz und die Leistung, die im März verloren geht, sind nicht mehr aufzuholen“, seufzt Hans-Werner Frömmel, Bundesinnungsmeister des Baugewerbes.

Gartencenter. Schneeschaufeln statt Garteln. bauMax hat kurzerhand die Winterware wieder vorgeräumt. „Schneeschaufeln und Auftausalz sind derzeit unsere Renner“, heißt es in der Pressestelle. Klassische Gartencenter trifft es härter. Frühlingsarbeiten am Balkon und im Garten zählen zu den Hauptumsatzbringern.

Obst-Gemüsebauern. Die Kälte lähmt Landwirte und Gärtner, in weiten Teilen kann weder gepflanzt noch gesät werden. Die Ernte verzögert sich, Minusgrade während der Blüte sind aber schlimmer. Die Marchfelder Spargelbauern verweisen darauf, dass die Spargelernte zwar nicht gefährdet sei, dafür „mindestes eine Woche bis zehn Tage später“ als sonst beginne. Erste Ausfälle gebe es bei den Erdbeeren, dessen Ernte sich heuer ebenfalls verzögert.

Eissalons. Kaltes in der Kälte? Brrr. „Die Kälte trifft uns sehr, statt Eis wollen die Kunden vor allem Kaffee“, erzählt Silvio Molin-Pradel, Branchensprecher der Eissalons. Gegenüber dem warmen März des Vorjahres sei das Minus sicher zweistellig, aber es gebe auch Positives: „Wenigstens bleibt genug Zeit, die neuen Mitarbeiter einzuarbeiten“.

Energieversorger. Langer, strenger Winter – ein Traum für alleEnergieversorger. Die Wien Energie rechnet allerdings nur mit durchschnittlichen Mehrkosten pro Haushalt von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Der jetzt kältere März gleicht den wärmeren November und Jänner aus“, sagt Sprecher Christian Ammer.
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Salinen. Die vielen Schneeräumungen treiben den Streusalzverbrauch in die Höhe und bescheren den Salinen Austria einen überdurchschnittlichen Winter. „Der März war heuer sicher ein außergewöhnlicher Monat“, freut sich Firmenchef Stefan Maix. Streusalzengpässe habe es aber keine gegeben Da müsste es schon zwei oder drei Jahre hindurch einen überdurchschnittlichen Winter geben.

Tourismus. So positiv der frühe Ostertermin im März für den heimischen Tourismus ist, es findet sich immer ein Grund zum Jammern. Denn nur angenehme Temperaturen und viel Sonnenschein würden noch kurzentschlossene Spätbucher bringen, klagt Tourismus-Branchensprecher Hans Schenner von der Wirtschaftskammer (WKÖ) über das miese Wetter. „Schnee haben wir schon mehr als genug, kurzfristige Buchungen bekommen wir nur bei Sonnenschein rein.“ Der abermalige Wintereinbruch löse bei Last-Minute-Buchern und Tagesausflüglern keine wirkliche Begeisterung aus. Am meisten von der Witterung profitieren würden noch die Thermen und die Städte, wo es genügend Indoor-Angebote gebe (siehe unten). Die Buchungslage für die Osterwoche sei mit einem Auslastungsgrad von 70 bis 90 Prozent dennoch hervorragend. Weil in einigen deutschen Bundesländern nach Ostern Ferien sind, läuft auch der April gut an. Gemäß Statistik Austria gab es in der bisherigen Wintersaison (November bis Februar) ein Nächtigungsplus von 2,3 Prozent.

Thermen. Die Thermenregionen melden bis zu 15 Prozent Umsatzplus. Die schlechte Witterung beschert ihnen unerwartete Last-Minute-Buchungen und noch mehr Tagesgäste als sonst. „Die Menschen sind extrem bewegungshungrig, haben aber den Winter schon satt, davon profitieren wir natürlich“, erzählt Gernot Deutsch, Geschäftsführer der Therme Bad Waltersdorf, die über die Osterfeiertage komplett ausgebucht ist.

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