Frühling im Winter mit 16 Grad plus

APAART04 - 16022005 - WIEN - OESTERREICH: ZU APA TEXT CI - FEATURE - Ein Mann reinigt am Mittwoch, 16. Februar 2005, das Scheebedeckte Dach eines Hauses in der Wiener Himmelpfortgasse. APA-FOTO: GUENTER R. ARTINGER
Das Tauwetter bringt Gefahren von oben. Der Winter ist Samstag zurück.

Jetzt kommt einmal der große Gatsch. Denn schon heute, Dienstag, klettern die Höchstwerte bundesweit auf 6 bis 9 Grad. Mittwoch und Donnerstag erreicht Österreich dann eine Tauwetterfront mit 12 bis maximal 16 Grad.

Der gefrorene Schneeteppich in den Landeshauptstädten wird wegschmelzen wie Stanitzleis im Hochsommer. Apropos Sommer: Endlich gibt die Sonne wieder ein Gastspiel. Von Dienstag bis inklusive Donnerstagnachmittag sind längere Sonnenfenster im ganzen Land garantiert. Dazwischen wird es in der Osthälfte und im Großraum Salzkammergut jedoch zu partiellen, intensiven Regenschauern kommen.

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„Wir erwarten Niederschlagsmengen von 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter. Die Flüsse werden die Kombination aus Tauwetter und Regen aber vorerst verkraften“, gibt Meteorologe Martin Puchegger vom Wetterdienst Ubimet Entwarnung in Sachen Überschwemmungen. Die ungewöhnlich milde und feuchte Regenluft wird von starken Nord- und Nordwestwinden vom Atlantik in die Alpenregion transportiert. Samstag ist das „Frühlingsintermezzo“ wieder vorbei – es wird spürbar kälter. Am Wochenende, pünktlich zum Semesterferien-Beginn hat uns der Winter wieder. Die Temperaturen purzeln unter die Null-Grad-Marke. Somit bleiben die Ski-Pisten gut befahrbar. Auch für die Alpin-WM in Schladming stellt das vorübergehende Tauwetter kein ernstes Problem dar.

Gefahr von oben

Trotzdem droht, vor allem in den Städten, von oben her Gefahr. Denn das Tauwetter wird Dachlawinen und Eiszapfen zu Hunderten in die Tiefe stürzen lassen. Hausbesitzer sind nicht nur für die Gehsteig-Räumung, sondern auch für den „kontrollierten Abgang“ von Dachlawinen und Eis zuständig.

100 Einsätze pro Tag

Alleine in Wien rückte in der vergangenen Woche die Berufsfeuerwehr etwa 100-mal pro Tag wegen gefährlicher Dachlawinen aus. Feuerwehr-Sprecher Christian Seiler: „Wir kommen aber nur, wenn Gefahr in Verzug ist. Für die konventionelle Entsorgung müssen die Hausverwaltungen sorgen.“

Womit die Dachdecker und Spengler groß ins Geschäft kommen. Dachdecker- Innungsmeister Alexander Eppler von der Wiener Wirtschaftskammer bestätigte im KURIER-Gespräch: „Ich erwarte mir in dieser Woche einen merkbaren Auftragsschub. Alleine in Wien können 270 Unternehmen die anspruchsvolle Schneeräumung auf den Dächern der Stadt übernehmen. Doch der Job ist gefährlich. Die Arbeiter müssen mit Seilen, wie Bergsteiger, gesichert sein. Zwei Mann gelten als Minimalbesetzung. In der Regel säubern drei Mann ein Dach. Und auf dem Gehsteig sichert ein weiterer Kollege den Abschnitt.

Sollten Passanten von Dachlawinen oder abgehenden Eiszapfen verletzt werden, gilt die idente Rechtslage wie bei Unfällen auf nicht geräumten Gehsteigen: Die Opfer können über den Zivilrechtsweg Spitalskosten, Verdienstentgang und/oder Schmerzensgeld einklagen. Das alleinige Aufstellen von Lawinenwarntafeln reicht nicht aus.

Fahrlässige Tötung

Wie ernst dieses Thema von den Behörden genommen wird, zeigt der Fall einer Frau (54) die vergangene Woche in Wien-Landstraße tot auf einem nicht ordnungsgemäß geräumten Gehsteig gefunden wurde. Eine gerichtlich angeordnete Obduktion soll jetzt klären, ob sie durch ein gesundheitliches Problem (Schlaganfall, Herzinfarkt), oder an den Folgen eines Sturzes gestorben ist. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt zur Zeit wegen fahrlässiger Tötung. Vorsicht ist in den kommenden Tagen beim Eislaufen geboten. Hohe Temperaturen lassen Eisdecken rasch schmelzen.

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