Bis zu 900 Millionen Euro
Kurz noch ein kleiner Espresso, bevor es staubtrocken rein ums Aktiengesetz geht. Aber einer fehlt: KTM-Zampano Stefan Pierer. Seinen Platz nimmt mittlerweile Gottfried Neumeister als Vorstandschef ein. Neumeister hat sich seine Sporen als Manager bei Niki Laudas Airline FlyNiki und bei DO & CO verdient.
Drei Punkte stehen auf der Tagesordnung: Die Wahl des Managers Stephan Zöchling zum Aufsichtsratschef und zwei Beschlüsse für Kapitalerhöhungen. Hierbei geht es um bis zu 900 Millionen Euro, die in Form von Wandelschuldverschreibungen, Gewinnschuldverschreibungen und Genussrechte begeben werden sollen. Das Geld soll dann großteils in die marode Tochter KTM fließen. Nachdem die Formalitäten abgearbeitet sind, zählt Neumeister nochmals jene Fehler auf, die zur Pleite von KTM geführt haben.
Massives Versagen
Die Liste ist lang und ein Beleg für betriebswirtschaftliches Versagen. Vieles ist bekannt. Neu ist „die instabile Finanzverschuldung“ der KTM-Gruppe. So hat die Gruppe Betriebsmittelkredite in Höhe von 1,6 Milliarden Euro bei rund 100 Banken aufgenommen und sich bis über die Ohren verschuldet.
Allein 400 Millionen Euro mussten aufgebracht werden, um den Verlust der Fahrrad-Sparte abzudecken. Nach Neumeister sind die Aktionäre am Wort. Als Erster nimmt sich Michael Knap vom Interessensverband für Anleger (IVA) das Saalmikrofon. Knap ist Stimmrechtsvertreter für 65 Aktionäre, die insgesamt 4,3 Prozent des Grundkapitals halten. Er sei nicht nach Munderfing gekommen, um Ursachenforschung zu betreiben, sagt er, um dann ich gleichen Atemzug Kritik am Aufsichtsrat zu üben: „Der Aufsichtsrat war all die Jahre schwach besetzt“, sagt Knap. Die Kontrolle habe versagt.
Mit der Wahl Zöchlings in den Aufsichtsrat zeigt sich Knap zufrieden. Er möchte aber von Zöchling wissen, wie tief seine Freundschaft zu Gottfried Neumeister ist und ob sich daraus möglicherweise eine Befangenheit ergeben könnte.
„Dass man sich kennt, darf nicht zum Vorteil oder Nachteil sein“, kontert Zöchling. „Neumeister ist dramatisch jünger als ich, wir sind aber in dieselbe Schule gegangen.“ Knap hat außerdem aus den Medien aufgeschnappt, sagt er, dass der F1-Pilot Lewis Hamilton zu den potenziellen Investoren von KTM zählen soll. Neumeister stellt klar, Hamilton sei nicht Teil des Investorenprozesses, den die Citibank leitet.
Ein weiterer Aktionär will von Neumeister wissen, ob die Pierer Mobility börsennotiert bleibt. „Wenn es nach mir geht, dann bleiben wir an der Börse gelistet“, sagt Neumeister. „Aber es wird darauf ankommen, welche die besten Angebote sind.“ Er meint damit die Pläne der Investoren. Es dürften also auch solche darunter sein, die die Pierer-Aktien von der Börse nehmen wollen.
Fakt ist: Am Ende werden die drei Tagesordnungspunkte mit 96 bzw. 99 Prozent Zustimmung abgesegnet.
Brisanter Brief an die Banken
Am Rande der Hauptversammlung wird bekannt, dass Zöchling einen harschen Brief an die finanzierenden Banken von KTM geschrieben hat. Darin heißt es, dass die Dabepo Holding um Stephan Zöchling der Pierer-Gruppe 65 Millionen Euro zur Jahreswende zur Verfügung gestellt hat, um einen Konkurs der KTM AG abzuwenden.
Der indische KTM-Partner und Aktionär Bajaj und Dabepo wollen gemeinsam KTM/Pierer 600 Millionen Euro zur Verfügung stellen. „Diese Finanzierung setzt voraus, dass die Eigenverwaltung bei der KTM und den insolventen Tochtergesellschaften aufrecht bleibt und ich als Partner von Bajaj die Sanierung vorantreibe“, schreibt Zöchling an die Banken.
Er kritisiert die Banken massiv, da sich diese angeblich mit einer angebotenen 30-prozentigen Sanierungsquote nicht zufriedengeben wollen, sondern 50 bis 70 Prozent Quote fordern. Er hofft, dass in den nächsten Tagen ein Umdenken bei den Banken stattfindet. Zöchling stellt den Banken die Rute ins Fenster: „Kommt es am 25. Februar nicht zur positiven Abstimmung über den Sanierungsplan, ist der Konkurs der KTM AG die Folge.“ Dann gibt es nur noch Verlierer.
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