Kritik an Arbeitsbedingungen für Pflichtpraktikanten im Tourismus
Während die Arbeitgeber im Tourismus klagen, dass sich zuwenige Jugendliche für eine Ausbildung in der Branche entscheiden, üben Gewerkschaft und Arbeiterkammer erneut Kritik an den Arbeitsbedingungen. Am Dienstag präsentierten sie die Ergebnisse einer Umfrage unter mehr als 5.500 Schülerinnen und Schüler der berufsbildenden Schulen. Diese wurden vom Österreichischen Institut für Berufsbildungsforschung (öibf) zu den Pflichtpraktika befragt.
Dabei zeigte sich, dass die Tourismusbranche bei den Jugendlichen ganz besonders schlecht abschnitt. AK und die Gewerkschaft vida kritisieren vor allem schlechte Arbeitsbedingungen, zu niedrige Bezahlung und mangelnde Sorgfalt beim Arbeitsrecht.
Sehr viele Überstunden
"Es ist kein Wunder, dass der Tourismus auch hinsichtlich der Behandlung von Praktikantinnen und Praktikanten wenig ruhmreich davonkommt. Wir weisen auf die schlechten Rahmenbedingungen seit Jahren hin. Leider sehen die Betriebe die jungen Menschen aber nur als Billig-Arbeitskräfte, mit denen Urlaubslöcher im Sommer gestopft werden", sagt Gewerkschafter Berend Tusch von der vida.
Laut der Umfrage müssten Praktikanten in der Tourismusbranche sehr häufig Überstunden machen. Auch bei der Betreuung schnitt der Sektor schlecht ab. Überdurchschnittlich viele Schülerinnen und Schüler hätten angegeben, keinen Ansprechpartner im Praktikum gehabt zu haben, schreibt die AK. Um dem zu begegnen schlägt Tusch ein Feedbacksystem vor, mit dem sich "schwarze Schafe unter den Betrieben wesentlich einfacher herausfiltern" lassen könnten.
Keine angemessene Bezahlung
Allgemein ließe bei Pflichtpraktika zu oft die arbeitsrechtliche Situation zu wünschen übrig. Laut der Umfrage erhielten 10 Prozent der Schüler keinen Arbeitsvertrag, 41 Prozent fühlten sich nicht ausreichend über ihre Arbeitsrechte und -pflichten informiert. Auch bei der Bezahlung sehen die Organisationen grobe Mängel. Über ein Fünftel (22 Prozent) habe keine oder keine angemessene Bezahlung erhalten.
Im Hinblick auf die Ergebnisse fordern die AK und vida ein verpflichtendes Praktikumsentgelt von 850 Euro im Monat sowie eine rechtliche Schulung der Lehrer durch Arbeitsrechtsexperten. Für den Tourismus werden zudem bessere Arbeitsbedingungen gefordert, beispielsweise im Rahmen von zeitgerechten Dienstplänen oder einer Übernahme der Kosten für Arbeitsbekleidung oder Unterkunft.
Das Pflichtpraktikum dient der Orientierung und Entscheidungsfindung, ob das gewählte Berufsfeld das richtige ist. Pflichtpraktika dauern unterschiedlich lange und reichen von vier (technische Fachschulen) bis 32 Wochen (HLT – Höhere Lehranstalt für Tourismus).
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