Krankenkassen-Fusion: Eichhorn bewirbt sich fix um Chefposten
„Ein abgeschlossenes Jus- oder BWL-Studium, nachweisbare Erfolge in Managementfunktionen öffentlicher Institutionen, gute Kenntnisse des österreichischen Sozialversicherungsrechts und Erfahrung bei politischen Entscheidungsmechanismen“, das sind die Grundanforderungen für den Chefposten in der neuen Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), dem künftigen Zusammenschluss der neun Gebietskrankenkassen.
Bis 27. Mai 2019 läuft die Ausschreibung, rund 153.211 Euro Brutto-Anfangsmindestgehalt winken dem künftigen ÖGK-Chef oder der Chefin. Der Job des Vize-Generladirektors bzw. Vize-Generaldirektorin ist mit rund 136.000 Euro brutto jährlich dotiert.
"Auf mich zugeschnitten"
Doch dieses Rennen wird jetzt spannend. „Ich werde mich bewerben. Es schaut so aus, als sei diese Ausschreibung auf mich zugeschnitten worden“, sagt Gabriele Eichhorn, Managerin bei einem führenden Baukonzern und Ex-Vize-Chefin der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), zum KURIER. Eichhorn war 1983 bis 2015 bei österreichischen Sozialversicherungsträgern tätig.
32 Jahr im öffentlichen Gesundheitsbereich
Im Jahre 2002 leitete sie die Mega-Fusion der Pensionsversicherungsanstalt der Angestellten und der Arbeiter mit einem Volumen von 30 Milliarden Euro und 6000 Mitarbeitern. Danach stieg sie zur Direktorin die PVA-Landesstelle Wien auf, 2009 wurde sie zur Vize-Chefin der PVA ernannt.
Schlussendlich musste sie aber 2015 nach einer heftigen internen Schlammschlacht den Posten räumen. Eichhorn wird der roten Reichshälfte zugeordnet, vor allem in der Gewerkschaft GPA ist sie gut vernetzt.
"Es macht Sinn, die Leistungen zu harmonisieren"
Die Fusion der Gebietskrankenkassen hält sie für eine Herausforderung, aber auch für notwendig: „Es macht Sinn, die Leistungen zu harmonisieren. Es ist nicht einzusehen, dass man je nach Bundesland und je nach Zahlungsfähigkeit der Krankenkasse unterschiedliche Leistungen erhält“, sagt Eichhorn. „Die Einnahmen der einzelnen Krankenkassen sind dort höher, wo es weniger Arbeitslose gibt. Das kann nicht der Auslöser für eine Leistung sein.“
Mehr Prävention durch künstliche Intelligenz
Auch die Vereinheitlichung der internen Prozesse und der IT könne viel bringen. „Wo kann ich selbstlernende Intelligenz einsetzen. Kann ich am Krankenstandsverhalten frühzeitig erkennen, wo präventive Maßnahmen gesetzt werden müssen“, sagt Eichhorn. „Bei Personal und Finanzen bin ich ein Fan davon, Entscheidungen zentral zu treffen unter Einbindung der regionalen Einheiten.“ Sie ortet Einsparungspotenzial in der Verwaltung, aber vor allem in der Führungsebene, jedoch nicht beim Dienstleistungspersonal.
Bei Letzterem will sie nicht einsparen. „Fusionen scheitern häufig, weil man die Mitarbeiter nicht mitnimmt“, sagt Eichhorn. „Die Mitarbeiter in den Servicestellen und Ambulatorien brauchen eine Motivation.“
Verlagerung der Beitragsprüfung
Von der Verlagerung der Beitragsprüfung zur Finanz hält sie nichts. „Das bringt null Einsparungspotenzial“, sagt Eichhorn. „Ich sehe nicht, was das den Kunden bringen sollte. Warum ein Beitragsprüfer bei der Finanz besser aufgehoben sein sollte als bei der Krankenkasse, entzieht sich meiner Logik.“
Politische Couleur
Trotz der Bewerbung des ÖVP-nahen Bernhard Wurzer, Vize-Generaldirektor des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger habe sie gute Chancen auf den Job, sagt sie. Eichhorn meint dazu etwas keck: „Es geht doch nicht um eine politische Farbe, sondern um die besten Köpfe.“
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