Kika/Leiner: Sanierungsverfahren wurde eröffnet

Kika/Leiner: Sanierungsverfahren wurde eröffnet
Die Möbelkette strebt einen Sanierungsplan, zahlbar innerhalb von zwei Jahren an.

Gestern, Montag, hat die angeschlagene Möbelkette Kika/Leiner unter ihrem neuen Eigentümer Hermann Wieser am späten Nachmittag ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht St. Pölten beantragt.

Wie erwartet, wurde heute das Sanierungsverfahren eröffnet. Der St. Pöltner Rechtsanwalt Mag. Volker Leitner wurde zum Insolvenzverwalter bestellt.

➤ Mehr dazu: Was im Insolvenzantrag von Kika/Leiner im Detail steht

Größte Insolvenz der letzten zehn Jahre

Die Berichts- und Prüfungstagsatzung ist für den 21. August 2023 anberaumt. Die Sanierungsplantagsatzung findet am 25. September 2023 statt. Die betroffenen Gläubiger können ihre Forderungen bis zum 8. August 2023 bei Gericht anmelden. 

Gleichzeitig mit der Eröffnung wurde ein Gläubigerausschuss bestellt, der laut AKV den Eintritt des Verwalters in die offenen Verträge sowie die Schließung der 23 Filialen prüfen wird. "Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Sanierungsbestrebungen tatsächlich aufrechterhalten werden können", erklärte die KSV1870-Insolvenzexpertin Brigitte Dostal in einer Aussendung.

Die Möbelkette bietet den rund 440 von der Insolvenz betroffenen Gläubigern eine Sanierungsplanquote von 20 % zahlbar binnen zweier Jahre ab Annahme des Sanierungsplans an. 

Die unbesicherten Gläubigerforderungen (Passiva) belaufen sich auf 132 Mio. Euro, zum Vermögen (Aktiva) machte das Unternehmen keine Angaben, teilten Alpenländischer Kreditorenverband (AKV), Creditreform und KSV mit. 

Gemessen an den betroffenen Dienstnehmern (rund 3.300) handelt es sich laut AKV um die größte Insolvenz der letzten zehn Jahre in Österreich.

Die Insolvenzursachen liegen laut Kika/Leiner unter anderem im erhöhten Preisdruck und nicht eingetretenen Umsatzerwartungen sowie in Lieferverzögerungen aufgrund der Coronapandemie. Von der Insolvenz sind laut Unternehmensangaben rund 3.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen.

Anfang Juni verkaufte die Signa Retail Gruppe des Tiroler Investors Rene Benko das operative Kika/Leiner-Geschäfts an Wieser und die Möbelgeschäfte-Immobilien an die Supernova Gruppe des deutschen Fachmarkt-Unternehmers Frank Albert. Wie bereits angekündigt, sollen von den insgesamt 40 Kika/Leiner-Filialen österreichweit 23 Standorte geschlossen und 1.900 Stellen gestrichen werden.

Peschorn will genau prüfen

Der Chef der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn, will die Vorgänge rund um den Verkauf von Kika/Leiner sowie eine Kompensation für die Steuerstundungen nun genau prüfen, wie er im ORF-Radio ankündigte.

Zum genauen Anteil der Republik an den Verbindlichkeiten der Kette machte Peschorn keine konkreten Angaben. In dem geplanten Sanierungsverfahren werde die Republik jedenfalls aber "ein gewichtiges Wort mitzureden haben". "Wir haben hier sicherlich die entscheidenden Stimmrechte."

Zu klären ist aus Sicht von Peschorn auch, ob die Insolvenz der Möbelkette hinausgezögert worden sein könnte. "Das ist alles Gegenstand eines Insolvenzverfahrens. Das ist die Aufgabe des Masseverwalters unter gerichtlicher Aufsicht und mit Unterstützung des Gläubigerausschusses, sich diese Dinge genau anzuschauen.

Und es ist auch unsere Aufgabe, hier alles zu prüfen", sagte Peschorn. Er gehe aber davon aus, "dass alle Beteiligten bestrebt waren, die Gesetze einzuhalten".

Peschorn vermutet, dass Signa als bisheriger Eigentümer hauptsächlich an Mietengelten aus den Liegenschaften der Kette interessiert gewesen sei. Das Handelsgeschäft habe Signa möglicherweise nur als Mittel zum Zweck gesehen. "Man muss sich anschauen, wie die Verrechnungspreise waren", so der Finanzprokurator-Chef.

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