Kika/Leiner-Pleite: Hauptgläubiger ist das Finanzamt mit 46 Millionen Euro

Kika/Leiner-Pleite: Hauptgläubiger ist das Finanzamt mit 46 Millionen Euro
Im Zuge der bisherigen Sanierungsbemühungen wurde das Filialnetz mit Ende Juli von 40 auf 23 Filialen reduziert.

Mit Spannung wurde von Beobachtern die erste Gläubigerversammlung über die Leiner & kika Möbelhandels GmbH im Landesgericht St. Pölten erwartet. Sie wurde heute Vormittag abgehalten. Dort wurden die bisher eingelangten Forderungen der Gläubiger bekanntgegeben und geprüft.

Im Insolvenzantrag wurden 132 Millionen Passiva aufgeteilt auf 440 Gläubiger genannt, so Creditreform.

Bis zur ersten Gerichtstagsatzung am 21. August 2023 haben laut Creditreform 450 Gläubiger und 3325 Dienstnehmer Forderungen in Höhe von 93,3 Millionen Euro angemeldet.  Die Forderungen der Dienstnehmer betragen 8,8 Millionen Euro Hauptgläubiger ist erwartungsgemäß das Finanzamt mit rund 46 Millionen Euro.

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Laut KSV1870 haben die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) mit rund 3,5 Millionen Euro, die Covid-19 Finanzagentur mit rund 3,9 Millionen Euro sowie Vermieter und Banken mit bedingten Forderungen in Höhe von rund 12,1 Millionen Euro angemeldet:  "Diese Forderungen wurden vorläufig bestritten, da vom Insolvenzverwalter noch genauere Überprüfungen durchgeführt werden müssen."

Spätere Anmeldung nicht möglich?

"Ein Teil der Forderungen wurde aus Zeitgründen vorsichtshalber zur weiteren Abklärung bestritten und soll in den nächsten Wochen noch nachträglich anerkannt werden  Gläubiger, die die Anmeldungsfrist versäumt haben, können ihre Forderung noch nachträglich anmelden.“, sagt Insolvenzexperte Stephan Mazal vom Gläubigerschutzverband Creditreform. "Als gesetzliche Frist für nachträgliche Anmeldungen sind zwei Wochen vor der Schlussrechnungstagsatzung vorgesehen. Spätere Anmeldungen können nicht mehr berücksichtigt werden."

Seit der Insolvenzeröffnung am 13. Juni 2023 wird die Möbelhandelskette Kika/Leiner durch den Insolvenzverwalter mit dem Ziel einer nachhaltigen Sanierung fortgeführt.

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Mindestquote von 20 Prozent

Im Zuge der bisherigen Sanierungsbemühungen wurde das Filialnetz mit Ende Juli von 40 auf 17 Filialen reduziert und von den ursprünglich 3.300 Beschäftigten auf 1.770 Personen abgebaut. Die Einhaltung des Liquiditätsplanes wird wöchentlich überprüft.

"In den nächsten Wochen wird die fortlaufende Überprüfung des Finanzplans sowie die Angemessenheit und Erfüllbarkeit des Sanierungsplans im Mittelpunkt stehen", so Brigitte Dostal vom KSV1870. "Dabei wird der Fokus auch auf die derzeit laufenden Verhandlungen des besonderen Insolvenzverwalters mit dem vorherigen Eigentümer gerichtet sein. Konkrete Informationen zu den Verhandlungsergebnissen werden erst kurz vor der am 25. September 2023 stattfindenden Sanierungsplantagsatzung vorliegen."

„Für die Annahme des Sanierungsplans wird eine Kopf- und eine Kapitalmehrheit von je 50 Prozent der anwesenden Gläubiger erforderlich sein.“, sagt Gläubigerschützer Stephan Mazal von Creditreform. Die Mindestquote wird jedenfalls noch durch die Zahlung einer Barquote zu verbessern sein.

Verbesserung der Sanierungsquote gefordert

„Der KSV1870 wird gemeinsam mit den Beteiligten alles daran setzen, eine Verbesserung der Sanierungsplanquote zu erreichen und eine wirtschaftlich vernünftige Lösung zu erzielen, um die Arbeitsplätze und das Fortbestehen des Unternehmens zu sichern“, sagt Dostal.

 

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