Kika/Leiner: "Eine Insolvenz ist noch nicht der Tod"
Das Möbelhaus Kika/Leiner wird heute, Donnerstag, seinen Insolvenzantrag bei Gericht einreichen. Dann sollte es erste offizielle Daten zu den Verbindlichkeiten geben.
Im Zuge des Antrags sollte sich außerdem klären, ob das Unternehmen noch einmal eine Sanierung versucht oder ein Konkursverfahren eröffnet werden muss.
Gläubigerschützer schätzen die Chancen für eine Fortführung des Unternehmens aber als gering ein. Nicht nur, aber auch, weil das derzeitige Marktumfeld alles andere als günstig ist.
Aktuell sind 1.400 Mitarbeiter in 17 Filialen beschäftigt. Es wurden, mit Stand gestern, noch keine Mitarbeiter beim AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet.
"Insolvenz ist noch nicht der Tod"
"Eine Insolvenz ist noch nicht der Tod, noch nicht der Konkurs. Das ist bestenfalls eine schwere Lungenentzündung, von der man sich grundsätzlich ja erholen kann. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Die Hoffnung stirbt zuletzt", kommentiert Christoph Teller, Handelsexperte an der Kepler-Universität in Linz, die Geschehnisse rund um eine mögliche Pleite im Ö1-Morgenjournal.
"Es ist ganz, ganz schwierig in dieser Branche in dieser Zeit." In vielen Branchen in Österreich finde man das Phänomen hoher Marktkonzentration - speziell im Lebensmitteleinzelhandel und auch im Möbelhandel. Darum sei das, was mit Kika/Leiner als Nummer drei am Markt und somit als schwächerer Marktteilnehmer derzeit passiert, etwas "ganz Natürliches." "Die Starken werden stärker, die Schwachen werden schwächer."
Andere Marktteilnehmer, die auch international tätig sein, wie etwa Ikea, hätten ein "anderes finanzielles Potenzial hinter sich" verglichen mit Kika/Leiner.
XXXLutz etwa hätte es geschafft, die Skaleneffekte seines Wachstumskurses besser zu nutzen, so der Experte. Der Möbelriese hatte bereits angekündigt, gewisse Filialen zu übernehmen. Das sei natürlich eine Hoffnung für die derzeitigen Kika/Leiner-Mitarbeiter, ihren Job weiter behalten zu können. Im Möbelhandel seien Mitarbeiter "einer der wesentlichsten Erfolgsfaktoren"
Kika/Leiner ist eine österreichische Marke und umso "trauriger" sei der potenzielle Verlust, so Teller.
"Goldene Währung" Vertrauen "dahin"
Ein Überleben von Kika/Leiner ist für Teller jedoch zumindest nicht ganz auszuschließen und möglich, allerdings müsse man "die Hausaufgaben machen", sich betriebswirtschaftlich wieder auf "solide Beine" stellen. Und das brauche Investitionen. Wichtig sei auch die Positionierung am Markt, diese sei aktuell "sehr unklar." Dafür bedarf es eines "absoluten Neustarts" mit entsprechender Zeit.
Vertrauen sei in einem konzentrierten Markt die "goldene Währung" und nach den Insolvenzen samt mehreren Eigentümerwechseln sei dieses "dahin". Das aktuelle Kika/Leiner-Management sei das "beste", was man im österreichischen Management bekommen könne. "Aber die können halt auch nicht über Wasser gehen."
Kika/Leiner seit Jahren in der Krise
Das Möbelhaus befindet sich bereits seit mehreren Jahren in der Krise, in den vergangenen zehn Jahren gab es drei Eigentümerwechsel, eine Insolvenz und zahlreiche Filialschließungen. 2023 verkaufte René Benkos Signa die Kika/Leiner-Immobilien an die Grazer Supernova und das operative Möbelgeschäft an den Handelsmanager Hermann Wieser.
Kurz darauf meldete das Unternehmen Insolvenz an, 23 von 40 Filialen wurden im Zuge der Sanierung geschlossen. Die Sanierung hätte noch bis September 2025 laufen sollen, ist nun aber gescheitert.
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