kika/Leiner-Chef: Sonntagsöffnung war „eine Eintagsfliege“
Die Signa Holding hat Reinhold Gütebier 2018 nach Österreich geholt, um die Möbelhauskette Kika/Leiner zu sanieren. Über die Feiertage war der gebürtige Norddeutsche in München: „Ich traue mich ja sonst nirgendwo hin, weil ich es mir nicht leisten kann, nach der Rückreise tagelang in Quarantäne zu gehen“, sagt er im KURIER-Gespräch.
KURIER: In der Pandemie wurden Urlaube gestrichen und das Eigenheim aufgeputzt. Klingt als hätte man als Möbelverkäufer nicht viel falsch machen können ...
Reinhold Gütebier: Der letzte Lockdown hat uns sehr getroffen, ausgerechnet vor Weihnachten. Bis 24.12. konnten wir dann aber einen Großteil der entgangenen Geschäfte aufholen. Allerdings war zwischen Weihnachten und Neujahr, der traditionell stärksten Zeit im Jahr, weniger los als sonst.
Vergeht den Menschen also beim aktuellen Infektionsgeschehen die Lust aufs Geld ausgeben?
Die Frequenzen gehen tatsächlich zurück, doch wer ins Geschäft kommt, hat die Absicht zu kaufen. Das sehen wir auch in Salzburg, wo wir obendrein Einlasskontrollen durchführen müssen, was aus Kundensicht eine weitere Hürde ist.
Haben Sie dafür zusätzliche Mitarbeiter aufgenommen?
Ja, wir haben externe Leute angestellt, was ein enormer Kostenfaktor für uns ist. Und das, obwohl die Ansteckungsgefahr schon allein aufgrund der Größe unserer Häuser gering ist.
Apropos Kosten. Ikea hat angekündigt, die Preise über das ganze Sortiment und alle Länder hinweg um neun Prozent anzuheben. Wie sieht es bei kika/Leiner aus?
Es wird Preiserhöhungen geben, wie hoch genau, kann ich noch nicht sagen. Im Grunde ist das gesamte Sortiment betroffen, im besonderem elektrische Geräte. Und diese machen ja etwa in Küchen einen immer größeren Kostenfaktor aus. Früher hatte man einen Herd, heute eine Weinkühlschrank, Dampfgarer und so weiter ...
Womit wir wieder bei dem Lieferkettenproblem wären. Sind sie wirklich so gravierend?
Aus meiner Sicht wird bei dem Thema tatsächlich übertrieben. Zumindest in der Möbelbranche. Bei uns geht es letztlich um ein paar Wochen Lieferverzug. Informiert man das den Kunden gleich darüber, ist es für ihn auch kein Drama. Die meisten Sofa-Käufer sitzen deswegen in der Zwischenzeit ja nicht auf einer zerrissenen Couch mit herausstehenden Sprungfedern. Wir kaufen übrigens immer mehr Ware in Europa ein.
Video: KURIER Talk mit Reinhold Gütebier
Kommen Gartenmöbel nicht mehr aus Fernost?
Doch, diese kommen wie Weihnachtsartikel noch aus Asien. Wir haben aber das Glück, gut disponiert zu haben. Der Großteil der Sommerware ist schon da und wird ab Ende Jänner ausgestellt.
Apropos Weihnachten. Heuer gab es einen verkaufsoffnen Adventsonntag. Zufrieden?
Er war ein kleiner Ersatz und kein Testlauf für die Sonntagsöffnung. Man darf nicht vergessen, dass nicht alle Händler aufgesperrt haben und ein Drittel der Bevölkerung ungeimpft und damit vom Geschehen ausgeschlossen war.
Sie glauben nach wie vor nicht, dass Sie die Sonntagsöffnung in Österreich noch erleben werden?
Nein, das war eine Eintagsfliege.
Rechnen Sie mit einem weiteren Lockdown?
Ich denke, es wird einen weiteren geben, aber nicht über alle Branchen hinweg. Dass unsere Märkte noch einmal betroffen sein werden, kann ich mir nicht vorstellen.
Wie bereitet sich kika/Leiner auf die anrollende Omikron-Welle vor?
In der Zentrale haben wir ein Höchstmaß an Homeoffice eingeführt. In den Märkten ist die Ansteckungsgefahr aufgrund der großen Flächen nicht so groß. Hier achten wir darauf, dass nur Mitarbeiter einer Etage gemeinsam Pause machen, um im Fall einer Infektion einen adäquaten Verkauf aufrecht erhalten zu können.
In Österreich können sich K1-Personen aktuell nach 5 Tagen freitesten. Wären Sie mehr für den italienischen Weg ganz ohne Quarantäne?
Ich halte nichts davon, ständig von einem Extrem ins andere zu fallen. Ich denke, dass fünf, sechs Tage Quarantäne richtig sind. Weniger Tage Quarantäne machen genauso wenig Sinn wie 10 Tage oder mehr.
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