Warum wir überhaupt arbeiten und was Sinn damit zu tun hat
Um Daniel Craig aka Benoit Blanc in dem Krimi „Knives Out“ zu zitieren: „Es ergibt keinen verdammten Sinn. Treibt mich aber an.“ Er sprach zwar über die Einzelheiten eines Mordfalls, aber der Gedanke passt hier auch im Berufskontext.
Schade nur, dass laut der „Employee Engagement“-Studie von „Great Place to Work“ (2022) nur vier von zehn Berufstätigen ihre Arbeit als sinnstiftend empfinden. Österreich stand sogar auf dem letzten Platz. Aber um seinem Job motiviert nachgehen zu können, sollte dieser doch irgendwie Sinn geben – nicht erst die Generation Z fordert diesen ein.
Aber was ist der Sinn von Arbeit?
Die Frage nach dem „Wozu?“, ist laut der Philosophin Lisz Hirn einfach zu beantworten: „Wir verdienen Geld, um unseren Lebensunterhalt und Lebensstil finanzieren zu können.“ Die Frage nach dem Sinn (dem „Warum?“), ist schwieriger. Früher hätte man durch harte Arbeit beruflich aufsteigen und das verdiente Geld in etwas Sinnstiftendes investieren können, etwa in Eigentum für die Familie.
Geld ermöglicht nämlich auch Sinn. Doch nun haben sich viele Vorzeichen geändert. Eine Folge davon ist, so Hirn, dass sich jüngere Leute schwerer bis kaum noch aufbauen können, was sich Generationen vor ihnen aufbauen konnten. Dadurch würden sich viele fragen: „Warum hart arbeiten, wenn ich mir ohnehin weniger leisten kann? Dann lieber mehr Zeit für Dinge, die mir Sinn geben.“ Beispielsweise Freunde oder Familie.
Es werden also andere Prioritäten, außerhalb des Monetären gesetzt. Das verändert auch die Perspektive auf Arbeit und Leistung. „Das Umdenken übt Druck auf Arbeitgeber aus. Die müssen jetzt mehr und vor allem anderes bieten.“
Kann Arbeit überhaupt sinnlos sein?
Philosoph Konrad Paul Liessmann sieht beim Thema „Sinn und Arbeit“ drei Ebenen: „Arbeit kann einen Sinn für einen anderen haben, sie kann einen Sinn für mich haben, und sie kann einen Sinn an sich haben. Noch die stumpfsinnigste Arbeit an einem Fließband hat natürlich für das Unternehmen, die Manager, die Aktionäre einen guten Sinn: Die Gewinne werden gesteigert, auch wenn der Arbeitende seine Tätigkeit als vollkommen sinnleer empfindet.“
Andere Tätigkeiten, wie selbstbestimmte unternehmerische, soziale, ehrenamtliche oder künstlerische Arbeit tragen Sinn in sich, da man kein bestimmtes Ziel damit erreichen will: „Es geht uns genau um diese Tätigkeit an sich. Sinnlos sind deshalb die anderen Formen des Arbeitens nicht. Doch bei diesen bestimmen nicht wir selbst diesen Sinn, sondern er wird uns vorgegeben.“
„Trotz schlechter Bezahlung empfindet man die Tätigkeit einer Pflegekraft als sinnvoll. Vielleicht sogar sinnvoller als die eines Bankmanagers mit einer hohen Gage“
Gleichzeitig, so meint Lisz Hirn, können Arbeitgeber keinen Sinn schaffen, aber stattdessen Bedingungen, damit sich ihre „Mitarbeiter in ihrer Tätigkeit als sinnvoll erfahren.“ So muss etwa die Möglichkeit geboten werden, Freizeit und Familie mit der Arbeit flexibler und autonomer vereinbaren zu können.
Der Sinn der Berufswahl
Vereinbarkeit wird auch im Kontext der eigenen Werte mit jenen des Unternehmens relevanter. Ökologische Fragen werden zum Beispiel bei der Berufswahl zunehmend wichtiger: „Diese Entwicklung ist neu aber auch stark westlich und ein Zeichen von Wohlstandsgesellschaften“, sagt Hirn. Vor allem, solange man als Arbeitnehmer den Luxus der Wahl hat. Denn bevor man sich überhaupt die Sinn- und Vereinbarkeitsfragen stellen kann, muss viel geregelt sein.
Reicht Geld also als Sinn aus?
Wenn Geld zum Selbstzweck wird, sieht Lisz Hirn es als problematisch an. „Es macht Sinn, über die eigene Arbeit nachzudenken und sich ihrer Wirkung klar zu werden: Wozu arbeite ich und was mache ich dann eigentlich mit dem Geld?“
Kommentare