Anspruch auf Studienbeihilfen haben Studienanfängerinnen und -anfänger seit vergangenem Jahr bis zum 33. Geburtstag (in Sonderfällen bis zum 38.).
Danach gibt es nur die Möglichkeit eines Leistungsstipendiums, das keiner Altersgrenze unterliegt. Dafür strengen Bedingungen wie einem guten Notendurchschnitt unter 1,7.
"Wir Studierende haben dieselben Probleme"
„Neben lauter jungen Kolleginnen und Kollegen zu beginnen, war schon seltsam zu Beginn“, erinnert sich Ilse Porstner an ihre Studienanfänge zurück. Aber je mehr man im Laufe des Studiums zusammenarbeitete, desto sicherer wurde sie.
Denn die Probleme der Studierenden sind dieselben. Prüfungen werden absolviert, Seminararbeiten erbracht. „Eine Altersbarriere habe ich bis zum Schluss nicht gespürt“, resümiert Porstner. Dennoch hätte sie sich mehr Kolleginnen und Kollegen ihres Alters erwartet. In ihrem Studiengang waren es damals lediglich drei Damen, die die 50 überschritten hatten, sowie ein Herr.
Was Ältere studieren
Wirft man einen Blick auf die Zahlen, gibt es genug ältere Studierende, jedoch woanders: An den Privatuniversitäten im Bereich der Geisteswissenschaften. Dort beträgt das Durchschnittsalter der Studierenden 39,4 Jahre.
Das zeigt die aktuellste Studierenden-Sozialerhebung aus dem Jahr 2019 (die nächste erscheint 2024). Dass sich Ältere vermehrt an Privatunis inskribieren, verbindet Badinska mit einem womöglich schnelleren Abschluss, da man auch viel für diesen bezahlt.
Ebenso beliebt bei Älteren sind berufsbegleitende Fachhochschulen, sagt Badinska. Hier liegt der Anteil an über 30-Jährigen laut Studierenden-Sozialerhebung bei 30 Prozent. Der höchste Wert im Vergleich zu anderen Fakultäten.
Auch die meisten Studienanfängerinnen und -anfänger über dem Alter von 30 Jahren sind auf berufsbegleitenden Fachhochschulen zu finden. „Sehr viele wollen sich beruflich umorientieren oder weiterbilden, weil es die Arbeit verlangt“, so die ÖH-Vorsitzende.
Die konkrete Ausbildung und ein getakteter Zeitplan sei von Studierenden, die einen Vollzeit-Beruf ausüben und keine Bildungskarenz in Anspruch nehmen wollen, bevorzugt.
Der große Vorteil älterer Studenten
Den Bezug zum Berufsleben sieht Porstner als klaren Vorteil, den ältere Studierende mitbringen: Denn Universitäten würden eine breite theoretische Basis anbieten. „Hat man schon gearbeitet, ist es leichter zu erkennen, was für einen selbst relevant ist.“
Das Vorurteil, dass ältere Studierende jüngeren die Studienplätze wegnehmen würden, sei ohnehin nicht legitim, sagt Boryana Badinska. „Das Pensionsalter rückt immer weiter nach hinten. Diverse Krisen haben uns gezeigt, dass viele in der Arbeitswelt ausfallen und eine Hochschule brauchen, um wieder beruflich eintauchen zu können“, so Badinska.
Aus diesem Anlass heraus würde die ÖH auch für einen offenen und barrierefreien Zugang für alle stehen. „Wir als ÖH kämpfen dafür, dass alle Altersgrenzen aufgehoben werden“, so die Vorsitzende. „Weil wir finden, dass jeder studieren soll, der auch studieren möchte.“
Neue Berufschancen - auch in der Pension
Porstner fand ihre Leidenschaft in der Text- und Diskursanalyse. In ihrer Doktorarbeit erforschte sie Geschichtsbücher für Schülerinnen und Schüler und wie man diese wertfrei ohne kolonialistische Prägungen gestalten kann.
Heute ist Porstner zwar in Pension – eröffnete sich aber durch ihr angeeignetes Wissen einen neuen Tätigkeitsbereich: Die Schulbuch-Erstellung. Etwas, das sie in ihrem aktiven Berufsleben nicht gemacht hat.
„Ich hätte nicht gedacht, dass das Studium so sichterweiternd sein könnte“, sagt sie. Aus reinem Interesse abgeschlossen hätte sie ihr Studium nämlich nicht, vermutet Porstner. „Der berufliche Bezug zur Praxis ist enorm wichtig. Ich glaube nicht, dass ich sonst diesen langen Atem gehabt hätte.“
Kommentare