Warum man mit seinen Arbeitskollegen mehr reden sollte
Ein extrovertiertes Kommunikationstalent müsste man sein. Einmal in alle Abteilungen hineinsehen, alle Kollegen begrüßen (auch die, die man nicht kennt), ein paar Small Talk-Anekdoten dazu mischen und dann zurück ins Arbeitsgeschehen.
Für viele klingt es unrealistisch, beinahe beängstigend. Besser ist es, am altbekannten Bürotisch im vertrauten vierten Stock zu bleiben. Ein gelegentliches „Hallo“ an die Kollegen in der Abteilung gegenüber reicht ja, oder?
Die Unternehmenspsychologin Natalia Ölsböck sagt dazu: „Wir haben uns so vieles, ohne dass es uns bewusst ist, abgewöhnt und nun fühlt sich Kontakt fast schon eigenartig an."
Es wird höchste Zeit, diesen Kontakt wieder aufzunehmen und über seinen Schatten zu springen
Man müsse anfänglich auch nicht allein in die anderen Abteilungen gehen. „Wie geht es dir im Homeoffice?“ wäre zum Beispiel eine gute Einstiegsfrage, meint Ölsböck. Der erste Schritt wäre es erstmal einfach auf Leute zu zugehen. Dabei sollte man vorallem auf eines achten:
Die goldene Regel:
Fragen stellen, zuhören und aussprechen lassen. Auf Unternehmensseite ist es nützlich, wenn Mitarbeiter sich gut verstehen, denn „wenn wir gerne ins Unternehmen gehen und uns wohlfühlen, bekommt unsere Psyche Energie. Das Team wird kreativer, leistungsfähiger und ist motivierter.“ Um das zu fördern, müsste man als Unternehmen diese positive Kultur authentisch vorleben.
Als Beispiel nennt die Expertin Weihnachtsfeiern. Am besten gleich abteilungsübergreifend: „Wir sollten wieder viel mehr Lachen und Spaß miteinander haben. Das verbindet und ist wichtig für unsere Psyche.“
Wir konnten die Mitarbeiterfluktuationsrate um 40 Prozent senken
Einfach auf Leute zugehen?
Wer davon noch nicht ganz überzeugt ist, findet vielleicht die andere, überraschendere Option besser. Mehr persönlichen Kontakt über eine App. Das bieten Markus Stoll und Fabian Ziegler mit einer Social-Networking Plattform. Beide waren zuvor im Consulting-Bereich tätig.
Die Frage, die sie beschäftigte: Was ist Mitarbeitern wichtig? Eine Antwort darauf war die intensivere Bindung zwischen Kollegen: „Der persönliche Austausch hat gefehlt. In unserem Unternehmen konnten wir mit entsprechenden Maßnahmen die Mitarbeiterfluktuationsrate um 40 Prozent senken“, sagt Collego-Gründer Ziegler.
So kam er gemeinsam mit Stoll – sie haben sich übrigens auf einer Firmenfeier angefreundet – auf ihre Social-Networking Lösung: Collego.
Was macht Collego?
Kurz zusammengefasst ist Collego eine App, mit der Mitarbeiter eines Unternehmens sich auf Basis gemeinsamer Interessen vernetzen können. Jeder Mitarbeiter hat ein eigenes Profil.
Dort können Kollegen mehr übereinander herausfinden. Vom Namen, der Rolle im Unternehmen bis hin zu den Interessen und Hobbys. Durch diesen intensiveren Mitarbeiter-Austausch soll laut Ziegler die Bindung an das Unternehmen verbessert werden.
Seit April ist Collego auf dem Markt und das bisherige Feedback scheint positiv: „Viele verwenden es als Onboarding-Maßnahme, um Kontaktbarrieren abzubauen.“
Körperliche Nähe und positive Resonanz sind unersetzlich
Reicht ein Online-Austausch aus?
Soziale Medien eignen sich laut Natalia Ölsböck als Einstieg. Aber vor allem im digitalen Zeitalter seien soziale Kontakte unabdinglich. Über einen Bildschirm nehme man vieles nicht mehr wahr.
Durch Digitalisierung stumpfe außerdem auch unsere Empathie ein wenig ab „Körperliche Nähe und positive Resonanz sind unersetzlich und bringen sowohl physiologisch als und psychisch sehr viel. Es werden mehr Sinne angesprochen“, sagt Ölsböck.
Gemeinsam mit Kollegen ein Match ansehen?
Persönliche Treffen sind laut Ziegler der springende Punkt von Collego. Die App bietet nämlich verschiedene Event-Funktionen, mit denen die Nutzer gemeinsame Aktivitäten veranstalten können. Jeder und jede hat die Möglichkeit, ein Event vorzuschlagen und es auch selbst zu erstellen.
„Das wäre zum Beispiel ein gemeinsames Treffen mit der Fußballrunde. Man postet das Event auf der App und andere können sich anmelden“, erklärt Ziegler.
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