58 Prozent der Frauen wurden am Arbeitsplatz sexuell belästigt

58 Prozent der Frauen wurden am Arbeitsplatz sexuell belästigt
Mehr als die Hälfte der Männer in Österreich hat Belästigung am Arbeitsplatz beobachtet. Die Täter sind die Arbeitskollegen.

58 Prozent der Frauen in Österreich geben an, selbst Opfer sexueller Belästigung am Arbeitsplatz gewesen zu sein. Bei Männern trifft das nur für vier von zehn Befragten zu. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie der Diversity Think Tank in Zusammenarbeit mit Triple M Marktforschung. 

Wenig überraschend sind Frauen damit deutlich häufiger von sexueller Belästigung betroffen. Allerdings hat mehr als die Hälfte der Männer (52 Prozent) sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz beobachtet. Bei Frauen waren es 47 Prozent. 

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Sexuelle Belästigung hat zugenommen

Obwohl Männer mehr Handlungen der sexuellen Belästigung zuordnen und damit Verhalten eher als sexuelle Belästigung bewerten, empfinden knapp die Hälfte aller Männer (49 Prozent) einen Rückgang von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz innerhalb der letzten drei Jahre. 54 Prozent der Frauen verspüren eine Zunahme.

Für die Studie wurden 1.000 berufstätige, ehemals berufstätige oder sich in Ausbildung befindende Personen mit Hauptwohnsitz in Österreich zwischen 16 und 65 Jahren befragt.

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Kollegen als Täter

Beim Vorkommen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz teilen Männer und Frauen eine ähnliche Meinung: Rund jeder Vierte sieht sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz als sehr bis eher verbreitet an.

Als Täter sexueller Belästigung werden vor allem Männer, insbesondere Kollegen, genannt: 78 Prozent aller 1.546 in der Studie genannten selbst erlebten Fälle wurden von Männern ausgeführt. Vorgesetzte und Kunden werden von grob einem Viertel der Opfer genannt, wenn es um Hinterherpfeifen, Anstarren oder anzügliche Witze geht. Letzteres ist auch die am häufigsten auftretende Handlung sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Drei von zehn Personen haben dieses Verhalten bereits selbst erlebt. 

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Auch jeder zweite aufgedrängte Kuss sowie Aufforderung zu sexuellem Verkehr kommt von Kollegen. Aufgrund von sexueller Verweigerung beruflich benachteiligt zu werden, drohen mehr als doppelt so viele männliche Vorgesetzte (33 Prozent) als weibliche Vorgesetzte (14 Prozent) an.

Wo Gewalt beginnt

Vor allem körperliche Gewalt wird als sexuelle Belästigung gewertet, allen voran Grapschen (91 Prozent), Po-Kneifen (89 Prozent), aufgedrängte Küsse (88 Prozent), aber auch Aufforderung zum sexuellen Verkehr (88 Prozent) . Deutlich häufiger als in früheren Vergleichsstudien werden aber auch Formen wie das unaufgeforderte Versenden von Bildern mit sexuellem Inhalt oder Anrufe, eMails oder Textnachrichten mit sexuellem Inhalt genannt. 

Taxierende Blicke, Anstarren oder Hinterherpfeifen nennen 55 Prozent der Befragten als sexuelle Belästigung, wobei hier die Generationenunterschiede besonders deutlich werden (50 Prozent bei den über 50-jährigen, 65 Prozent bei den unter 30-Jährigen).

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Anzügliche Witze werden zwar nur von 44 Prozent der Befragten als sexuelle Belästigung gesehen, jedoch sind sie mit Abstand am häufigsten auftretende Form von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. 30 Prozent aller Befragten geben an, anzügliche Witze selbst erlebt zu haben, wobei Frauen hier mit 36 Prozent deutlich vor den Männern mit 24 Prozent liegen.

Awareness bei jungen Menschen hoch

Mehr als die Hälfte der Befragten unter 30-Jährigen haben sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz bereits erlebt und diese bei anderen beobachtet. Damit liegen sie auf Platz 1 aller Altersgruppen. Auf die Frage, welche der Handlungen für die Befragten unter sexuelle Belästigung fällt, liegen die unter 30-Jährigen in 13 von 14 Fällen beim Erkennen sexueller Belästigung über dem Durchschnitt. 

Mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen sieht eine Zunahme sexueller Belästigung am Arbeitsplatz in den vergangenen Jahren, damit ist die Wahrnehmung der Zunahme in dieser Altersgruppe mit Abstand am stärksten. Grundsätzlich sinkt die Ansicht über eine steigende Problematik sexueller Belästigung mit höher werdendem Alter der Befragten.

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