Was wir ständig zu Kollegen sagen, aber eigentlich nicht dürften

Was wir ständig zu Kollegen sagen, aber eigentlich nicht dürften
In der Arbeit wird viel geredet. Aber was darf man noch sagen und welche Kommentare gehen zu weit?

Wie oft haben Sie sich schon gedacht: "Ging der Satz jetzt zu weit?". Auch im beruflichen Kontext übertreten wir (bewusst oder unbewusst) manchmal Grenzen. Was darf man sagen – und was nicht? Der KURIER lässt gängige Sager von Rechtsexperte Stefan Köck überprüfen.

"Hast du abgenommen?"

"Dieser Satz ist interessant, weil er nicht unmittelbar unter die rechtlich geschützten Kriterien fällt", sagt Köck. Deswegen sei der Kontext hier wichtig. Denn einerseits könnte es ein berechtigter Ausdruck von Sorge sein, andererseits aber auch herabwürdigend wirken: "Es ist ein sensibles Thema. Ich würde das so nicht sagen."

"Wie läuft‘s mit dem Partner?"

Diese Aussage sieht Köck als problematisch, da sie auf das Sexual-Verhalten und auch auf die sexuelle Orientierung Bezug nimmt. Und das fällt unter den rechtlich geschützten Diskriminierungsbereich.

"Du wirkst heute aber müde."

Auch hier ist der Kontext ausschlaggebend: "Es kann ein Ausdruck von Sorge sein. Vorgesetzte haben eine Fürsorgepflicht. Wenn man merkt, dass ein Arbeitnehmer müde ist, darf man ihn nicht für gewisse Tätigkeiten einsetzen." Gleichzeitig kann die Aussage in einem anderen Kontext auch missverstanden werden – sogar sexuell, wenn etwa darauf angespielt wird, dass jemand eine kurze Nacht hatte.

Was wir ständig zu Kollegen sagen, aber eigentlich nicht dürften

Stefan Köck, Rechtsexperte

Wenn man weiß, dass es die Person  nicht stört, kann man es sagen. Die Frage ist: muss man es?

von Stefan Köck, Rechtsexperte

"Reg dich nicht immer so auf."

Die Aussage fällt rechtlich nicht unter diskriminierende Belästigung, jedoch sei es auch "keine passende Konfliktkommunikation. Wenn Sie das mehrmals sagen, kann es in Richtung Mobbing gehen."

"Du siehst heute fesch aus."

Komplimente, solange sie nicht abschätzig oder sexuell anzüglich sind, werden nicht als Belästigung eingestuft und seien deswegen bis zu einem gewissen Grad akzeptabel. So kann etwa der Satz "Heute bist du super angezogen", aus Köcks Sicht noch in Ordnung sein, "aber sobald man Komplimente über die Tiefe eines Ausschnitts macht, fällt es schnell unter Belästigung."

Stefan Köck: Am besten Aussagen, die das Potenzial haben, missverstanden zu werden, weglassen. "Das bedeutet nicht, dass man nichts mehr sagen darf. Es ist keine Raketenwissenschaft. Meistens weiß man ohnehin, was am Arbeitsplatz angebracht ist. Und nur weil es erlaubt ist, muss man es nicht unbedingt tun."

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