Wo sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz beginnt
Es ist ein ganz normaler Nachmittag im Großraumbüro. Auf dem Gang kommt der 31-jährigen Barbara der um einiges ältere Kollege entgegen, mit dem sie über viele Jahre auf professioneller Ebene sehr gut zusammengearbeitet hat und immer im besten Einvernehmen war. Als er auf gleicher Höhe angekommen ist, tritt er ganz nah an sie heran und sagt leise: „Das Kleid steht Ihnen ausgezeichnet.“ Im Grunde: nichts passiert. Ein Kompliment, mehr nicht. Und doch: es fühlt sich einfach falsch an. Unsicher sagt Barbara „Danke“ und geht weiter. Doch sie wird noch lange an diese Begegnung denken, die sie als zutiefst übergriffig wahrnahm.
Die junge Praktikantin Sylvia fühlt sich rundum wohl in ihrem neuen Team. Auch der Chef ist prinzipiell sehr nett. Wenn er sie nur nicht unentwegt bei jeder Gelegenheit anstarren würde. Sie kann es nicht wirklich in Worte fassen, doch sie fühlt sich unwohl und vermeidet es, mit ihm alleine zu sein.
Bauchgefühl
Die Einschätzung der beiden Frauen ist absolut berechtigt. Denn es gelten bei Weitem nicht nur eindeutig einordenbare körperliche Übergriffe als sexuelle Belästigung. Diese Grenze wird schon viel früher überschritten.
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