In der Tourismusbranche fehlt es an allen Ecken und Enden an Arbeitskräften. Was muss sich Ihrer Meinung nach ändern?
Österreich hat es trotz Pandemie im internationalen Vergleich ganz gut geschafft. Wir sehen, dass die Probleme beim Hochfahren der Wirtschaft und der Tourismuswirtschaft in anderen Ländern viel größer sind als in Österreich. Dennoch, die Herausforderungen sind da: Die unflexiblen Arbeitszeiten und die Entlohnung müssen verbessert werden. Wir dürfen aber auch nicht übersehen, dass der Tourismus grundsätzlich offener und internationaler werden muss. Hier muss man für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus dem Ausland mehr Möglichkeiten schaffen.
Genau daran scheitert es hierzulande aber oft. Sind die bürokratischen Hürden nicht immer noch viel zu hoch?
Absolut. Das verbindet uns als Hochschule übrigens mit dem Tourismusmarkt. Es dauert oft ein halbes Jahr oder noch länger, bis Studierende aus dem Ausland einen entsprechenden Aufenthaltstitel bekommen. Hier werden extreme bürokratische Hürden geschaffen. Der Tourismus sucht händeringend nach arbeitswilligen und interessierten Arbeitskräften, und dann schafft man solche Hindernisse. Das ist nicht verständlich.
Ihre Universität setzt einen sehr starken internationalen Fokus. Woher kommen die Studierenden?
Wir haben über 70 Prozent internationale Studierende aus 70 verschiedenen Herkunftsländern. Das ist eine sehr hohe Diversität. Es gibt kaum ein Land, das wirklich dominant vertreten ist. Wir sind sehr erfolgreich in Hongkong, weil dort viele englischsprachige Chinesen leben, die gerne in Europa studieren. Wenn man bei uns in ein Seminar mit 20 Studierenden geht, kann man davon ausgehen, dass mindestens zwölf verschiedene Nationalitäten vertreten sind. Wir unterrichten daher auch ausschließlich auf Englisch.
Sie haben auch Studierende aus Osteuropa. Ist der Krieg Thema?
Wir haben fünf Prozent ukrainische und fünf Prozent russische Studierende. Ich bekomme oft die Frage, ob es hier Schwierigkeiten unter den Studierenden gibt. Gibt es nicht. Die russischen und ukrainischen Studenten haben keine Berührungsprobleme. Generell herrscht innerhalb der Universität eine hohe Solidarität.
6.775 Euro zahlt man pro Semester an Studiengebühren im Bachelorstudium „Tourism, Hotel Management and Operations“ – das ist viel Geld. Was bekommt man dafür?
Man bekommt eine super Ausbildung mit hervorragenden, nationalen und internationalen Lehrenden. Wir haben ein internationales Curriculum, das auch regelmäßig bewertet wird. Das Entscheidende ist jedoch, dass man all das in einem sehr familiären, direkten und persönlichen Angebot bekommt. Man hat kleine Klassengrößen und unmittelbaren Kontakt mit den Professoren. Dadurch können wir auch auf individuelle Probleme der Studieren eingehen. Wir haben so etwas wie eine Semesterkonferenz. Wenn ein Studierender zum Beispiel mit seinen akademischen Leistungen zurückbleibt, beraten wir in dieser Konferenz Maßnahmen zur Unterstützung. Wir unterstützen die Studierenden übrigens auch bei der Wohnungssuche oder beim Antrag auf ein Visum.
Gibt es auch Unterstützung, wenn jemand, beispielsweise aufgrund der derzeitigen Teuerung, ein Semester nicht bezahlen kann?
Es gibt die Möglichkeit, ein „Leave of Absence“-Semester zu nehmen. Also ein Semester zu pausieren. Das nehmen Studierende jedoch meistens aufgrund von längeren Krankheiten oder familiären Problemen in Anspruch. Außerdem gibt es bei uns ein „Scholarship of Hope“: ein Fundraising für in Not geratene Studierende. Das hat aktuell auch ukrainischen und russischen Studierenden geholfen, wenn diese aufgrund des Krieges in finanzielle Notlagen geraten sind. Andererseits sind wir eine Privatuniversität, die vom Bund kein Geld bekommt. Wir müssen also sorgfältig mit unseren finanziellen Mitteln umgehen.
Wie haben Sie im Lehrangebot auf die neuen Herausforderungen reagiert?
Ganz aktuell: ab Herbst werden wir im Bachelor „Tourismusmanagement“ einen Schwerpunkt im Bereich Krisenmanagement haben – der spezifisch auf touristische Herausforderungen abgestimmt ist. Denn das, was wir jetzt in der Pandemie erlebt haben, wird vermutlich häufiger auftreten. Daher müssen wir unsere Studierenden besser auf solche Krisensituationen vorbereiten.
Die Touristiker der Zukunft sind also zwangsläufig auch Krisenmanager?
Instrumente wie Szenariotechnik werden auf jeden Fall wesentlich wichtiger werden. Dass man sich auf gewisse negative Umstände bereits im Vorfeld einstellt: Was können wir tun, wenn beispielsweise der Preis von Mobilität in Zukunft weiterhin steigt? Damit müssen Unternehmen und ihre Mitarbeiter in Zukunft umgehen können.
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