Familienplanung, ohne die Karriere zu sabotieren: Wie sich das ausgeht

Familienplanung, ohne die Karriere zu sabotieren: Wie sich das ausgeht
Neben der Familie noch Karriere zu machen, ist oft nicht so einfach. Welche Hürden es gibt und was man zuvor besprechen sollte.

Ob und wann man ein Kind bekommen möchte, ist eine sehr persönliche Frage, die einem keiner abnehmen kann, sagt Eva-Maria Burger, Leiterin der Abteilung Frauen und Familien bei der Arbeiterkammer Wien. Es ist aber eine Frage, deren Antwort man sich zuvor gründlichst überlegen sollte. So erfreulich das Familienleben auch sein kann, ist es auch mit vielen Herausforderungen behaftet, besonders bei der eigenen Karriere. 

Karrierecoachin Lisa Eckhardt hört etwa folgende Frage häufig: "Ich möchte mich beruflich verändern oder weiterentwickeln. Macht das überhaupt Sinn, wenn ich weiß, dass ich in naher Zukunft ein Baby bekommen möchte?" Dazu hat die Karrierecoachin eine klare Meinung: „Es macht absolut Sinn, eine Veränderung trotz Kinderwunsch in Angriff zu nehmen und die eigene Karriere voranzutreiben.“ Das eigene Berufsleben unabhängig vom Kinderwunsch proaktiv gestalten und bei einer Schwangerschaft weiter planen, sei also absolut möglich.

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Was es zu bedenken gibt

Hürden, die bei der Vereinbarung von Familienplanung und Berufsleben auftauchen, seien laut Eva-Maria Burger von der AK Wien ein recht österreichisches Problem, das aber "die Arbeitswelt generell betrifft und deswegen nicht von einzelnen Paaren und Arbeitnehmern verändert werden kann“, sagt sie. Was man jedoch tun kann, ist künftige Situationen durchzuspielen. Also konkret zu überlegen, wer was und wie machen könnte. 

Klingt einleuchtend, würde aber laut Lisa Eckhardt von vielen vergessen. "Man sollte die eigenen beruflichen Wünsche und Bedürfnisse für die Karenzzeit (und auch danach) frühzeitig zu besprechen" - und das nicht nur mit dem Arbeitgeber, sondern vor allem auch mit dem Partner. 

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Familienplanung, ohne die Karriere zu sabotieren: Wie sich das ausgeht

Lisa Eckhardt 

Karrierecoachin

Familienplanung, ohne die Karriere zu sabotieren: Wie sich das ausgeht

Eva-Maria Burger

Leiterin der Abteilung Frauen und Familien bei der Arbeiterkammer Wien

Besonders wichtig: „Werdende Eltern müssen sich gut informieren, um jeweils persönlich und gemeinsam partnerschaftlich vorausschauend zu planen“, so Eva-Maria Burger. Dazu gehört es gründlich zu besprechen, wie man Karenzzeit, Elternschaft und Sorgearbeit sowie Haushalt aufteilen möchte. Die wirtschaftliche Sicherheit von Frauen - auch langfristig - sollte dabei im Zentrum stehen, betont die Expertin. Besonders die Jahre der Kinderbetreuung nach der Karenz seien hier relevant: „Es handelt sich hier auch um banale Fragen wie, wer bereitet die Jause vor? Wer bringt die Kinder zur Schule? Wer hat die Termine und Veranstaltungen im Blick? Frauen übernehmen hier den viel größeren Teil der Arbeit. Selbst wenn sie vollzeitbeschäftigt sind.“ 

Das beobachtet auch die Karrierecoachin: „Sobald Paare ein Kind bekommen, sind sie oft sehr schnell in traditionellen Rollenbildern angekommen.“ Ähnliches kann man auch in aktuellen Erhebungen der Arbeitszeiten herauslesen. Den Großteil der Care-Arbeit und des Haushalts stemmen nach wie vor Frauen. Zusätzlich geht bei acht von zehn Paaren der Mann gar nicht in Karenz. „Wenn das so im Einvernehmen entschieden wird, ist das völlig ok“, sagt Eckhardt und ergänzt: „Wenn man es als Frau oder als Familie jedoch anders machen möchte, braucht es rechtzeitige ehrliche Gespräche und entsprechende Organisation.

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Wie der berufliche Wiedereinstieg gelingt

Beide Expertinnen raten künftigen Eltern dazu während der Karenz im Unternehmen präsent zu bleiben. Also weiterhin den Kontakt zu Team und Chef zu halten, um „sichtbar und am Laufenden zu bleiben“, erklärt Eckhardt. Dabei könne auch eine geringfügige Beschäftigung während der Karenz in Erwägung gezogen werden. Spätestens vier Monate vorm Ende der Karenz sollte man jedenfalls mit dem Unternehmen wieder in Kontakt treten und ein Gespräch suchen, sagt Eva-Maria Burger. 

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Dort würde man nämlich das geplante Stundenpensum besprechen. Dabei sollte man laut Eckhardt gut überlegen, ob man wirklich nur beispielsweise 20 Stunden arbeiten kann oder nicht doch einfach flexiblere Arbeitszeiten (und Orte) braucht: „Ich höre oft von Müttern in Teilzeit, dass sie sowieso viel mehr als die vereinbarte Arbeitszeit arbeiten, etwa abends, wenn das Kind schläft. Das ist natürlich ein sehr schlechter Deal. Sobald man mehr als vereinbart arbeitet, sollte man sich diese Stunden auf jeden Fall auch bezahlen lassen.“ 

Die traurige Realität sei nämlich weiterhin, dass Teilzeit in vielen Fällen eine Karrierebremse ist: „Vieles ist davon abhängig, wie flexibel und familienfreundlich der Arbeitgeber eingestellt ist. Der Trend geht zum Glück in die Richtung, dass mehr und mehr der Output und die Ergebnisse zählen und weniger die erbrachten Stunden. Da gibt es aber noch viel zu tun.

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