Hilfe, mein Kollege stinkt: So lösen Sie das Dilemma in drei Schritten

Hilfe, mein Kollege stinkt: So lösen Sie das Dilemma in drei Schritten
Fühlt man sich vom Geruch eines Kollegen belästigt, muss man es ansprechen. Wie man das schafft, ohne jemanden zu kränken.

Katharina N. wusste gar nicht, wie ihr geschieht. Sie kam aus dem Urlaub zurück. Frisch erholt, in freudiger Erwartung, die Kolleginnen und Kollegen wieder zu sehen. Betrat das Büro und eine neue Würze schlug ihr entgegen. Es war ein Gemisch aus vielem, aber vor allem aus Schweiß. Kann schon mal passieren, dachte sie sich, öffnete die Fenster, setzte sich an ihren Platz.

Doch der Geruch hing ab da in der Luft, wurde über die Wochen immer penetranter, sie selbst aber auch immer empfindlicher. Sie forschte seinem Ursprung nach und ordnete ihn irgendwann zu. Es ist die junge Kollegin, die erst seit kurzem Teil des Teams ist. Unangenehm. Denn die Neue im Team verschrecken, will sie nicht. Sich selbst unsympathisch machen, auch nicht. Also bittet sie die Vorgesetzte um Hilfe, das Dilemma zu lösen. Und begeht damit einen Fehler.

Was eigentlich zu tun ist

„Stört es mich, ist es auch meine Aufgabe, es anzusprechen“, erklären die Karrierecoaches Tim Noldin und Mandana Magharai von Coachfident. Es dem Vorgesetzten zu melden, würde eine weit spätere Eskalationsstufe voraussetzen. Wenn das Problem mehrfach angesprochen wurde und keine Veränderung eintrat. „Dann ist es die Aufgabe der Führungskraft, einen angenehmen Arbeitsplatz zu schaffen“, so Magharai. Doch im Idealfall kommt es nie dazu, wissen die Experten.

Hilfe, mein Kollege stinkt: So lösen Sie das Dilemma in drei Schritten

Business Mentorin Mandana Magharai und Wirtschaftspsychologe Tim Noldin vom Coachfident-Team

Sobald ein Geruch langfristig als störend empfunden wird (beim Gelegenheitsmundgeruch muss man nicht sofort die Initiative ergreifen), sollte das dem Team-Mitglied gemeldet werden. Hinfällig ist, ob es sich um störende Ausdünstungen, zu viel Parfum oder Zigarettenrauch handelt. Die Devise lautet, so Magharai: Diskret, unter vier Augen und bitte erst am Ende des Arbeitstages.

Schritt 1:Die richtige Vorbereitung

Damit das Gespräch kurz und schmerzlos verläuft und beide ihr Gesicht wahren können, sollte sich der Ansprechende im Vorfeld gut vorbereiten, erklärt Noldin: Was ist die Ursache des Geruchs, kann daran etwas geändert werden oder ist das Problem sogar medizinisch?

Schritt 2: Ansprechen und Anteilnehmen

Hat man den Kollegen im passenden Moment zur Seite genommen (beiläufig, nicht mit großer Ankündigung), konkret das Problem ansprechen. Und ergänzen, dass einem das Gespräch ebenfalls schwerfällt oder einem Ähnliches passiert ist. Wichtig: Nicht sagen, dass das Problem schon lange besteht, um nicht zu kränken. Es genügt ein: „Mir ist aufgefallen ...“

Schritt 3: Klare Lösungsvorschläge

Am Ende des knackigen Gesprächs, Lösungsvorschläge unterbreiten. Etwa die Kleidung häufiger zu wechseln, ein neues Waschmittel auszuprobieren, weniger zu rauchen oder an Aftershave zu sparen. „Damit gewinnt die andere Person wieder Handlungsspielraum“, erklärt Noldin. Denn diese weiß vermutlich nicht, dass sie streng riecht, und müsste sich erst auf die Suche nach einer Ursache begeben.

Die absoluten No-Gos

Was gar nicht geht, sind nonverbale Gehässigkeiten, erklärt Magharai. Wortlos ein Deo auf den Tisch stellen oder demonstratives Lüften. Auch sich auf die Meinung anderer zu beziehen, etwa: „Wir alle finden, dass du schlecht riechst“, kann sehr verletzend sein. Bleibt man freundlich und wertschätzend, lässt sich das Problem für beide Parteien gut lösen.

PS: Das Problem gar nicht anzusprechen, ist die schlechteste Lösung, sagt Tim Noldin abschließend. "Dann bin ich wirklich selber schuld. Weil es die andere Person im seltensten Fall absichtlich macht oder weiß." Sagt man es nicht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Problem größer wird als es eigentlich ist. "Man beginnt sich mit anderen Kollegen auszutauschen, die Gruppe fängt sich an abzuwenden und der Betroffene fühlt sich irgendwann sozial isoliert. Das verschlechtert die Situation für alle."

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