Finanzberater: "Will man fürs Alter vorsorgen, kommt man um Wertpapiere nicht herum"

Zwei Spielzeugfiguren von einem älteren Pärchen stehen vor einer Hand, die einen Regenschirm hält. Daneben ein Stapel Münzen und Geld in einer Glasflasche auf grünem Hintergrund,
Zusätzliches Geld zur staatlichen Pension ist wünschenswert. Dennoch kümmern sich zu wenige Österreicher um ihre private Altersvorsorge. Dabei lohnt sich die Investition in Wertpapiere.

„Wie viel Pension wird einmal bleiben?“ „Wie kann man seinen Lebensstandard nach der Erwerbstätigkeit aufrecht erhalten?“ „Wie viel muss man jetzt schon für die Altersvorsorge auf die Seite legen?“ Fragen wie diese stellen sich die Österreicher zwar, sie handeln aber zu wenig, wenn es um die private Altersvorsorge geht. 

Das belegen Umfragen und das weiß auch Finanzplanerin Sonja Ebhart-Pfeiffer von der Finum Private Finance AG: „Die häufigste genutzte Anlageform ist nach wie vor das Sparbuch oder Lebens- und Pensionsversicherungen. Die Österreicher haben wenig Finanzwissen und sind eher scheu bei Wertpapieren.“ Dabei sind gerade jene eine attraktive Möglichkeit, Geld zu investieren und ein Vermögen für die Altersvorsorge aufzubauen.

ETFs im Trend

Ob jung oder alt, ob wenig Kapital oder mehr: Die Vorsorge über Wertpapiere ist für jeden geeignet. „Je früher man beginnt, desto besser ist natürlich der Zinseszinseffekt. Will man finanziell im Alter vorsorgen, kommt man aber um Wertpapiere nicht herum“, sagt Finanzberater Kurt Beltermann von der Beltermann KG. Ebhart-Pfeiffer ergänzt: „Sogar fünf Jahre vor Pensionsantritt kann man sich noch einen finanziellen Polster zusätzlich zur staatlichen Pension schaffen.“ 

Laut Statistik Austria liegt die durchschnittliche Pensionshöhe für Frauen bei 1.313 Euro brutto und bei den Männern bei 2.229  Euro brutto (Stand 2022). Dies bewirkt eine höhere Armutsgefährdung für Frauen. Mit 26 Prozent Armutsgefährdung liegen alleinlebende Pensionistinnen deutlich über der Risikoquote von alleinlebenden Pensionisten (17 Prozent). 

Eine positive Nachricht: Frauen haben sich in den vergangenen Jahren vermehrt um ihre private Altersvorsorge gekümmert und nehmen mehr finanzielle Beratung in Anspruch.   

Aktien, Anleihen, ETFs, Investmentfonds, diverse Versicherungen: Die Möglichkeiten, sein Geld in Wertpapiere anzulegen sind vielfältig. ETFs sind derzeit im Trend. Aber man muss wissen, in welchen man investiert und was der Unterschied ist zwischen ausschüttend oder thesaurierend. Will man in Aktien investieren, muss man Bilanzen lesen können. Man muss wissen, welche Steuern anfallen, sobald man sich das Angesparte ausbezahlen lässt. 

„Der normale Bürger hat kaum die Zeit und Lust, sich hierzu einzulesen. Aber darum gibt es auch Profis“, sagt Ebhart-Pfeiffer. Finanzberater (eine Liste gibt’s auf ihrefinanzdienstleister.wien) erstellen ein passendes Anlegerprofil – abhängig von der Risikobereitschaft, den finanziellen Zielen, der Laufzeit und Sparbeträgen. Beltermann: „Das Wichtigste ist die Risikostreuung. Denn ein Sessel mit vier Beinen steht stabiler als mit einem Bein.“ Zudem erkennt man einen guten Finanzberater daran, dass er keinen Druck macht und alle Lebenspläne miteinbezieht.

Ab 50 Euro

Und wenn man wirklich keinen Cent für die private Altersvorsorge hat? „Dann wird zum Beispiel am Konsumverhalten ermittelt, wo man einsparen kann. Bereits ab 50 Euro pro Monat zahlt es sich aus, für die Pension zu investieren“, ist die Expertin sicher. Und eines ist fix: Das Sparbuch ist ideal für die eiserne Reserve, aber nicht geeignet für die Altersvorsorge. Ebhart-Pfeiffer: „Die Inflation liegt deutlich über den Zinsen und die Ersparnisse am Sparbuch verlieren an Kaufkraft. Mit Aktien ist man hingegen im inflationsgeschützen Raum.“

Diese Serie erscheint in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung der Fachgruppe der Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer Wien.

Finanzberater: "Will man fürs Alter vorsorgen, kommt man um Wertpapiere nicht herum"

Martina Pokorny von MKP Invest: Unternehmer und Kunstschaffende zählen zu ihren Kunden. Mehr als die Hälfte davon sind übrigens Frauen 

Aktien gehören zum Leben dazu

von Martina Pokorny von MKP Invest

Nachgefragt bei Vermögensverwalterin Martina Pokorny von MKP Invest 

KURIER: Ab wann wird eigentlich Geld   zu einem Vermögen?
Martina Pokorny: Das  hängt davon ab, wen man fragt. Für den einen ist eine Million noch kein Vermögen, für den anderen schon. Meine Definition: Wenn man sich den Lebensstandard, den man sich wünscht, bis zu seinem Lebensende finanzieren kann. Auch nach der Erwerbstätigkeit.

Welchen Bezug haben Vermögende  zu Geld?
Sie denken früh an Vorsorge und daran, wie man ein Vermögen aufbauen kann. Kommt es dann zu einer Gewinnausschüttung,  überlegen sie sich, wie man das Geld halten oder vermehren kann und nicht, was man sich davon kaufen will. Ihre Ängste und Bedürfnisse sind aber nicht anders, nur auf einem höheren Niveau.  

Wie verwalten Vermögende ihre Finanzen?
Unsere Kunden besitzen meist Immobilien und ein Portfolio aus Aktien und Anleihen. Denn Aktien gehören zum Leben dazu und sie vertrauen auf Spezialisten bei der Vermögensverwaltung.  

Was kann man von Vermögenden lernen?
Sparen und Disziplin. 

Kommentare