Fachhochschulen: Vier Taktiken, um in die Wunsch-FH zu kommen
Wer Physiotherapie an der FH Campus Wien oder Marketing am Campus 02 studieren will, sollte sich gut auf das Aufnahmeverfahren vorbereiten. Studienplätze sind begrenzt und der Andrang ist groß. Das Bachelorstudium Physiotherapie hatte etwa vergangenes Jahr 165 freie Plätze – und 1.300 Bewerbungen, schreibt die FH Campus Wien.
Wie man da als Bewerber punkten kann? Der KURIER fragt Andreas Breinbauer, den Vizepräsidenten der Fachhochschulkonferenz (FHK) und stellt vier Taktiken vor, die helfen können, einen Studienplatz zu ergattern.
Das Richtige finden
"Wir wollen wissen, wie motiviert Studierende sind das Studium auch wirklich durchzuziehen“
- Andreas Breinbauer, FHK-Vizepräsident
In Österreich gibt es 21 Fachhochschulen (FH) mit 532 Studiengängen. 276 davon sind Bachelor-Studien. Ein Studium zu finden, das perfekt zu einem passt, kann also eine Herausforderung sein. „Wir haben einen sehr diversen Sektor. Von Wirtschaftswissenschaften, über Gesundheitswissenschaften bis zu Bereichen wie Gaming“, erklärt Breinbauer.
Deswegen rät der FHK-Vizepräsident künftigen Bewerbern, sich umfassend über das Studienangebot zu informieren, um das richtige Studium zu finden. Denn: „Man muss argumentieren können, warum man genau dieses Fach studieren und in diesem Bereich arbeiten möchte“, sagt er. „Wir wollen wissen, wie motiviert Studierende sind das Studium auch wirklich durchzuziehen.“ Je motivierter und leidenschaftlicher man das argumentieren kann, desto besser.
Sich informieren
"Es schadet nicht sich mit dem Curriculum auseinanderzusetzen“
- Andreas Breinbauer, FHK-Vizepräsident
„Fachhochschulen sind beliebt. Wir haben zwar nur ein Fünftel aller Studierenden, stellen aber die Hälfte aller Absolventen. Das macht uns attraktiv“, sagt Breinbauer. Bewerbungsverfahren seien deswegen kompetitiv. Es gibt Assessment-Center, persönliche Gespräche, Portfolios und auch schriftliche Tests, die notwendige Kompetenzen abfragen.
Sich gründlich über die Aufnahmeformalitäten zu informieren, ist somit ein Muss. Stark gefragte Studiengänge haben etwa ein anderes Verfahren als jene die, weniger Bewerber haben. „FH sind sehr transparent und geben genau an, was sie von den Studierenden wollen. Sie erklären auch, wie Motivationsschreiben aussehen sollten. Oder ob es sich um ein mehrstufiges beziehungsweise einstufiges Aufnahmeverfahren handelt“, weiß Andreas Breinbauer.
Was noch helfen soll: Sich am Tag der offenen Tür und bei FH-Informationsveranstaltungen zu erkundigen und mit gezielten, kompetenten Fragen einen guten Eindruck hinterlassen. „Dabei schadet es nicht sich mit dem Curriculum auseinanderzusetzen.“ So wirke man informiert und am Fach interessiert.
Extrameilen gehen
"FH-Absolventen wird eine geringere Eigeninitiative und theoretische Problemlösungsfähigkeit zugeschrieben"
- Thomas Gaar, Coachfident-Geschäftsführer
Sich schon während der Schulzeit enthusiastisch dafür einzusetzen, im Lebenslauf mit zahlreichen Extracurricula hervorzustechen, sei laut Andreas Breinbauer jedenfalls ein Vorteil. „Wenn jemand in seiner Vita nachweisen kann, dass er in gewissen Bereichen bereits erste Erfahrungen gesammelt hat oder in Vereinen überdurchschnittlich engagiert ist, kommt das sehr gut an.“ Besonders in „KI-Zeiten“ seien Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit und soziale Intelligenz gefragt.
Laut Coachfident-Geschäftsführer und Karriereexperten Thomas Gaar würden solche Extras auch später im Arbeitsleben von Vorteil sein. „Im Vergleich zu Uni-Absolventen wird FH-Absolventen eine geringere Eigeninitiative und theoretische Problemlösungsfähigkeit zugeschrieben, was teilweise auf die verschulte und praxisnahe Ausrichtung zurückgeführt werden kann“, sagt er. Um die Arbeitsmarkt-Chancen zu verbessern, würde er empfehlen „durch extracurriculares Engagement, wie etwa ehrenamtliche Tätigkeiten, ihre Fähigkeit zur Eigenverantwortung unter Beweis zu stellen.“
Sichtbar sein
"Es ist zwar banal, zahlt sich aber immer aus"
- Andreas Breinbauer, FHK-Vizepräsident
Obwohl Studienplätze objektiv vergeben werden, wie Andreas Breinbauer betont, kann man mit einer gewissen Sichtbarkeit trotzdem punkten. So könne man sich etwa bei Informationsevents zeigen. Abgesehen davon, dass man wertvolle Informationen einholt, könne sich „vielleicht der ein oder andere später bei den Bewerbungsgesprächen daran erinnern, dass man gute Fragen gestellt hat“, erklärt der FHK-Vizepräsident. Ein Extratipp: Unpünktlichkeit komme nicht gut an. „Es ist zwar banal, zahlt sich aber immer aus, pünktlich zu sein.“
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