Der akademische Vorteil
Wenn man sich in der Businesswelt umsieht, stellt man schnell fest, dass die meisten Chefsessel von Akademikern besetzt werden. Study.eu fand heraus, dass weltweit 98 Prozent der befragten CEOs mindestens einen Bachelor-Abschluss vorweisen können. In Europa sind Master-Abschlüsse bei Top-Managern mit 74 Prozent die Norm.
Entsprechend fällt auch die Bezahlung höher aus: In Österreich verdienen laut dem Stepstone Gehaltsreport 2022 Akademiker im Jahr rund 18.000 Euro mehr als Personen ohne Hochschulabschluss. Ein Studium bringt also oftmals höhere Positionen und ein höheres Gehalt. Garantiere es laut Experten jedoch nicht automatisch.
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"Mit einem Studium allein fällt man die Karriereleiter nicht hinauf. Eine formale Bildung und persönliche Kompetenzen sind nicht das gleiche. Manchmal kann die eigene Kompetenz einen sogar weiterbringen als akademische Grade", sagt Michael Ludwig, Partner bei Odgers Berndtson HR Consulting.
So sieht es auch Karriereberaterin Diana Huber von Denkvadrat: "Ich habe Personen mit zwei Doktor-Titeln beraten, die Probleme hatten, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen." Die Frage, inwieweit sich das Studium rechnet, "wenn man statt mit 15 Jahren erst mit 23 oder 25 ins Berufsleben einsteigt" sei ein weiteres Thema, das sich laut Michael Ludwig immer stärker abbildet.
Geht es ohne Studium?
Dennoch wird fleißig weiterstudiert, auch aus dem Gedanken heraus, dass die Höherqualifizierung heute ein Muss ist: "Es wird als selbstverständlich verstanden. Es ist wie beim Führerschein, wenn man ihn nicht hat, fällt es auf", sagt Huber. Das zeigt sich auch in den Job-Ausschreibungen, die "meist ein abgeschlossenes Studium voraussetzen", sagt Ludwig. Laut Huber sei dieses Kriterium eher pro forma: "Sobald ich bei Unternehmen nachfrage, warum man in manchen Positionen ausgerechnet einen Akademiker braucht, fangen sie an zu straucheln und haben keine Erklärung."
Der Fachkräftemangel sorge auf dem Arbeitsmarkt aber für ein Umdenken: "Man erkennt langsam, dass praktische Ausbildungen bzw. die Lehre wieder interessanter werden und an Stellenwert gewinnen", sagt Huber.
Für junge Leute, ein klarer Vorteil: "Viele entscheiden sich für das Studieren, obwohl es nicht zu ihnen passt. Eine duale Ausbildung wie die Lehre wäre für manche geeigneter. Ein Mensch, der gerne mit den Händen arbeitet, wird in einem Hörsaal nicht glücklich werden."
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