Erstmals kein Ausbau der Studienplätze: Wie geht es mit den FH weiter?

Mit 16.672 Abschlüssen verzeichneten die Fachhochschulen im Studienjahr 2020/21 einen neuen Rekord. Die Anzahl der Absolventinnen und Absolventen stieg aufgrund des Ausbaus der Studienplätze in den vergangenen Jahren kontinuierlich an.
Entwicklungspläne
Bisher war eine Erweiterung auch in allen FH-Entwicklungsplänen vorgesehen. Dies ist nun erstmals nicht mehr der Fall – zusätzliche Anfängerplätze sind im Entwurf des Bildungsministers Martin Polaschek für 2023/24 nicht mehr enthalten und das sorgt für heftige Kritik.
Förderungen
Dazu muss man wissen, dass Fachhochschulen – anders als die Universitäten – vom Bund durch Förderungen pro (besetztem) Studienplatz finanziert werden.
Technisch gesehen, steigen die Fördersätze ab 1. Oktober 2023 um zehn Prozent. Faktisch bleiben sie aber vorerst gleich: die Fachhochschulen erhielten zuletzt nämlich einen Teuerungsausgleich, durch den die Förderung pro Studienplatz um zehn Prozent stieg.
Dieser soll nun aber zurückgenommen und durch eine Valorisierung der Förderung in gleicher Höhe ersetzt werden. Ab 1. Oktober 2024 kommt dann eine tatsächliche Erhöhung um noch einmal rund fünf Prozent.
Die Fachhochschulkonferenz (FHK) hat in den vergangenen Wochen bereits mehrfach ihren Unmut über den Plan geäußert. Auch von Arbeitnehmerseite wird dieser zurückgewiesen: Sowohl Arbeiterkammer als auch ÖGB verlangen 1.200 neue Studienplätze pro Jahr.

Fachhochschulkonferenz-Vorstand Kurt Koleznik sieht die Qualität der Fachhochschulen bedroht
Außerdem gleiche die geplante Erhöhung der Fördersätze 2023 lediglich die Inflation aus und 2024 nicht einmal das. FHK-Vorstand Kurt Koleznik sieht dadurch die Qualität der Fachhochschulen bedroht.
Dass es keinen weiteren Ausbau der Studienplätze geben soll, werde den bestehenden Fachkräftemangel weiter verschärfen, so seine Kritik.
Pro Jahr 50 Gründungen
Wie wichtig die Fachhochschulen für die heimische Wirtschaft sind, zeigt allein die hohe Zahl der Start-ups beziehungsweise Spin-offs, die jedes Jahr aus den FH hervorgehen. Eine Erhebung der Fachhochschulkonferenz unter den 21 FH zufolge sind es pro Jahr etwa 50 Gründungen.
2022 war Dominik Hackl einer von ihnen. Der Absolvent der FH OÖ (Fakultät für Informatik, Kommunikation und Medien) in Hagenberg hat eine App entwickelt, die Menschen das Klavierspielen beibringen soll. Und zwar mittels Virtual Reality.

Dominik Hackl entwickelte eine Klavier-KI-App
Bei „Magic Keys“ sehen die Nutzer durch eine spezielle VR-Brille zusätzlich zur realen Umgebung eine überblendete virtuelle Ebene, auf der die zu spielenden Noten angezeigt werden – direkt auf der Klaviertastatur und in Echtzeit.
Mark Zuckerberg überzeugen
Hackl konnte mit seiner Idee keinen Geringeren als Facebook- und Meta-Gründer Mark Zuckerberg selbst überzeugen. Dieser erwähnte die App lobend in einer seiner Keynotes vor einem Millionenpublikum.
Förderung durch Meta
Es folgten eine finanzielle Förderung von Meta und zudem enorme Publicity. Die Idee zur App hatte Hackl während seines Studiums in Hagenberg. Unterstützung bei der Entwicklung erhielt er von seinen Professoren.
Hundefutter aus Insekten
Eine völlig andere Idee verfolgt das Start-up „gs’hund“, der FH Wr. Neustadt-Absolventen Gloria Castka, Inès Haddu, Max Kern und Florian Koidl. Die vier verfolgen das Ziel, Gesundheit und Nachhaltigkeit bei der Hundefütterung zu kombinieren.

Studierende am Campus Wieselburg wollen den Hundefuttermarkt nachhaltig verändern: Florian Koidl, Gloria Castka, Ines Haddu und Max Kern (v.li.)
von „gs’hund“
Schwarze Soldatenfliege
Und setzen dabei auf Insekten. Mit der Schwarzen Soldatenfliege sollen Hunde eine verdauliche Proteinquelle serviert bekommen und gleichzeitig Wasser, Anbauflächen und Emissionen eingespart werden. Hunde konsumieren meist viel Fleisch, doch gerade das hat einen hohen CO2-Abdruck.
Hundefreundin Castka suchte also nach einer Alternative und hatte im Zuge ihres Master-Studiums am Campus Wieselburg der FH Wr. Neustadt die Idee.
Dank Unterstützung des Start-up-Centers sind inzwischen die ersten Erzeugnisse – drei Leckerli-Sorten aus Insekten und Hundesackerl aus recyceltem Plastik – auf dem Markt.
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