
Karin Krömer mit ihren Zwillingen: die Kinder gehen in eine Ganztagsschule, Krömer arbeitet Vollzeit
© Kurier/Franz Gruber
Eltern im ewigen Betreuungsdilemma
Arbeitswelt und Schule – Der KURIER hat zu einem Round Table geladen: eine berufstätige Mutter, den Bildungsdirektor Wiens und die Personalleiterin von Accenture.
52 Wochen zählt ein Jahr. Rund 36 davon bespielt die Schule. Die restliche Zeit sollen Eltern übernehmen. Doch mehr als drei Wochen am Stück Urlaub können auch Unternehmen selten geben. Wohin also mit den Kindern in betreuungslosen Zeiten, in den Ferien und an den Nachmittagen, an denen 60 Prozent der Kinder keine Schule haben? Familien, zumeist Frauen (siehe Kasten auf S.11), müssen oder wollen dann in Teilzeit arbeiten. Doch spätestens mit Pensionsantritt wird man merken, wie hoch man die Teilzeit tatsächlich bezahlt hat.
Wie viel Unternehmen, Eltern, Schulsystem und Staat für die Kinderbetreuung beisteuern können und welche Lösungsansätze es für das Betreuungsproblem gibt, darüber diskutieren: Karin Krömer, zweifache Mutter und Lead Nurse bei Healthcare Austria, der Wiener Bildungsdirektor und zweifache Vater Heinrich Himmer und die Personalleiterin von 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei Accenture Österreich Martina Pitterle.

Montagfrüh, 9.30 Uhr: digitaler Round Table mit Accenture Österreich HR-Chefin Martina Pitterle, Lead Nurse Karin Krömer und dem Bildungsdirektor Wiens Heinrich Himmer



Wie Frauen 1994 und 2021 arbeiteten
Laut Statistik Austria nahmen im Jahr 2021 91 Prozent der Männer und 67,2 Prozent der Frauen zwischen 15 und 64 Jahren mit betreuungspflichtigen Kindern unter 15 Jahren aktiv am Arbeitsmarkt teil.
Insgesamt hat sich die Erwerbsbeteiligung von Frauen seit 1994 zwar deutlich erhöht, allerdings fast ausschließlich als Folge der Ausweitung von Teilzeitarbeit. Im Zeitraum zwischen 1994 und 2021 stieg die Teilzeitquote von Frauen mit Kindern unter 15 Jahren von 39,1 Prozent auf 72,3 Prozent an.
Das Arbeitsvolumen von Frauen erhöhte sich somit nicht direkt proportional zum Anstieg der Erwerbstätigenquote.
Vor allem Frauen sind in Österreich von Altersarmut betroffen: Frauen, die 2020 in Pension gingen, erhielten durchschnittlich nur 56 Prozent der Männer-Pensionen. Die hauptsächlichen Gründe dafür: Frauen arbeiten in schlechter bezahlten Branchen und oftmals Teilzeit, das schlägt sich in der Pensionshöhe nieder.
Ganztagsschule kostet nichts, OVS schon
Im Schuljahr 2020/21 waren an Österreichs Schulen insgesamt 1.142.342 Schülerinnen und Schüler eingeschrieben, die meisten (247.327) davon in Wien. 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Wien besuchen laut dem Bildungsdirektor eine Schule mit Ganztagesbetreuung.
In der Volksschule unterscheidet man Ganztagsschulen mit verschränktem Unterricht, wo Freizeit- und Unterrichtszeiten abwechseln und sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag stattfinden. Bei offenen Volksschulen (OVS) endet die Unterrichtszeit zu Mittag, danach wird in den Freizeit-Modus gewechselt, wo gegessen, gespielt aber auch Hausaufgaben gemacht werden.
Nicht beide Formen sind kostenlos. Die Ganztagsschule mit verschränktem Unterricht kostet nichts, wohingegen bei OVS ein Essens- und Betreuungsbeitrag bezahlt werden muss. Pro Tag sind das rund zehn Euro. Im Monat kommt man mit einem Kind also auf rund 200 Euro. Natürlich können die Kinder auch einen städtischen oder privaten Hort nach der Schule besuchen. Doch auch dort sind die Plätze rar.

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