14 1/2 Wochen Ferien

Das Vereinbarkeitsdilemma Schule-Arbeit ist nicht neu, wird aber akuter: sollen mehr Frauen erwerbstätig sein, ist ein Systemwandel überfällig.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Kinder und Vollzeitarbeit sind nicht kompatibel. Teilzeitarbeit und  ein existenzsicherndes Einkommen auch nicht. Wer also beides will, Kinder und den vollen Verdienst, der stößt beim derzeitigen Schulsystem schnell an alle erdenklichen Betreuungsgrenzen. Neun Wochen Ferien im Sommer, dazu Herbst-, Weihnachts-, Semester- und Oster- und Pfingstferien, macht  14 1/2 Wochen schulfrei, die man als Eltern einmal bespielen muss. Bei fünf Wochen Urlaub im Jahr. Und da sind die normalen Schulzeiten mit ihrem Standard-Halbtagsmodell noch gar nicht berücksichtigt.

Unser Schulsystem ist ein altes, längst überholtes System. Es stammt aus einer Zeit, als man im Sommer die Kinder im bäuerlichen Betrieb für die Ernte brauchte. Und heute? 

Sollen beide Elternteile tunlichst ohne Fehlzeiten und voll arbeiten. Unser Sozialsystem ist darauf ausgelegt, dass man im Berufsleben möglichst durchgängig arbeitet, möglichst wenige erwerbslose Zeiten hat, möglichst Vollzeit beschäftigt ist. Das ist wichtig, um später eine Alterspension zu bekommen, von der man auch halbwegs leben kann.

Die Lösung? Wie schön wäre eine Bildungseinrichtung, die sich nicht von  Ferien zu Ferien hangelt. Wo man den Schulbetrieb hat, aber in den Ferien, etwa im Juli und August,  spielerisch Schule stattfindet. Die dann das  beinhaltet, wofür im Regelbetrieb keine Zeit ist: Ausflüge, Abenteuer, soziale Interaktion, Projektarbeit, Spaß. Wo Anwesenheit erwünscht, aber nicht zwingend ist. Ähnlich wie im Kindergarten, da geht das mit der (fast!) durchgehenden Betreuung ja auch. Was es dafür bräuchte: mehr  und unterschiedliches Personal, eine Neuorganisation von Schule insgesamt. Das hat nichts mit einem Abwälzen der Betreuung auf die Schule zu tun, sondern mit längst neuen Lebensrealitäten.   

Kommentare