Abzocke auf Social Media: Was hinter der Strategie der "Business Coaches" steckt

Abzocke auf Social Media: Was hinter der Strategie der "Business Coaches" steckt
"Business-Coaches“ versprechen auf Social Media schnellen Reichtum. Reinhold Schranz, Leiter des Europäischen Verbraucherzentrums, warnt vor dubiosen Strategien.

„Starte durch – 5000 Euro passives Einkommen pro Monat“. Mit solchen Slogans bewerben sogenannte „Business-Coaches“ und „Metoren“ auf YouTube, TikTok oder Instagram Online-Kurse, die Interessierten mit wenig Aufwand zu Reichtum verhelfen sollen. Dahinter stecken aber häufig fiese Maschen, weiß Anwalt und Leiter des Europäischen Verbraucherzentrums (EVZ) Reinhold Schranz.  

KURIER: Sie warnen vor dubiosen Online-Coachings. Was konkret meinen Sie damit?

Reinhold Schranz: In den sozialen Medien gibt es derzeit viele selbsternannte Online-Coaches, die versprechen, rasch und auf kurzem Weg reich zu werden. Tatsächlich werden Konsumenten aber in vorgetäuschten Bewerbungsgesprächen zu Vertragsabschlüssen gedrängt, die über Reseller-Plattformen wie CopeCart oder Digistore24 abgeschlossen werden.

Mit welcher Strategie wickeln die Coaches Interessierte um den Finger?

Max Weiß, Lukas Lindner, Walter Temmer, all diese Coaches präsentieren sich selbst als die Erfolgreichen. Sie vermitteln: Ich habe es geschafft, lebe unabhängig, verdiene viel Geld. Es ist die Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär, die sie auf Social Media perfekt inszenieren. Wenn die Interessierten erst einmal angelockt wurden, werden Bewerbungsgespräche inszeniert, in Wahrheit schafft natürlich jeder das Gespräch, aber der Konsument fühlt sich besonders gut, wenn er "auserwählt" wird.

Dann geht es im zweiten Schritt zum Videocall oder zum persönlichen Gespräch mit dem Coach selbst. Da geht es dann darum, den Interessierten das Coaching zu verkaufen. Da wird dann Druck aufgebaut: "Du musst dich rasch entscheiden, sonst gibt es keine Plätze mehr". Den Interessierten wird ein Link geschickt, über den sie zu einer Bestellmaske kommen, man klickt dann auf "kaufen" und klickt dabei auch unbewusst an, dass man kein Widerrufsrecht hat.

Wie hoch sind die Beträge, die die Konsumenten den vermeintlichen Coaches zahlen?

Wir sprechen nicht von ein paar hundert Euro, sondern das geht in die 3.000-5.000 Euro Bereiche. Es gab auch einen Fall, da ging es um 25.000 Euro für ein Coaching. Allein zu Walter Temmer, dem „Selfmade-Millionär“ sind bis heute 350 Beschwerden beim EVZ eingegangen.

Wie kann man sich davor schützen?

Wenn einem auf Youtube, Instagram oder Facebook das schnelle Geld versprochen wird, immer skeptisch sein. Wenn man allerdings bereits einen Vertrag abgeschlossen hat, sollte man diesen von einer Verbraucherschutzeinrichtung prüfen lassen, ihn anfechten und beim Unternehmen intervenieren.

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