Adrian und Juan haben schon 2020 aus einem Schulprojekt heraus eine Firma ohne Gewerbeschein gegründet und bereits Investoren und Geschäftspartner an der Hand, doch reale Geschäfte machen dürfen sie selbst nicht. Dafür benötigen sie die Zustimmung des gesetzlichen Vertreters (Eltern). „Die erste Frage von Firmen ist immer die nach einer UID-Nummer“, erzählt Ernst, „auch eine Patentanmeldung auf unsere Firma ist nicht möglich.“
Der Schüler der sehr auf Unternehmertum ausgerichteten Vienna Business School im 1. Bezirk wartet nun auf Juans 18. Geburtstag im Herbst, um mit dem Start-up endlich loslegen zu können. Die Firma inzwischen von einem Erwachsenen gründen zu lassen, kommt für den 16-Jährigen nicht infrage. „Wir wollen alles selbst machen.“
„Bedarf ist da“
Die beiden Wiener Schüler seien keine Einzelfälle, berichtet Clemens Schmidgruber, Vorsitzender der Jungen Wirtschaft Wien, dem KURIER. Die Jungunternehmervertreter der WKÖ veranstalteten erst kürzlich einen eigenen Round Table zum Thema „Gründen ab 16“, der gut besucht war. „Der Bedarf ist durchaus da“, sagt Schmidgruber. „Die Jüngeren in unserer Gesellschaft möchten mit anpacken und Verantwortung übernehmen, und diese Chance sollten wir ihnen geben.“
Die Junge Wirtschaft Wien fordert daher, dass Gründen für besonders talentierte Jugendliche schon ab 16 Jahren möglich wird. Derzeit ist dies nur sehr eingeschränkt – und ohne Gewerbeschein – im Rahmen von Schulprojekten möglich.
Schmidgruber will diese Ausnahmen ausweiten und kann sich auch die Schaffung einer eigenen „Junior GmbH“ – also einer speziellen Unternehmensform mit nur limitierten Möglichkeiten, Haftungen und Verbindlichkeiten – vorstellen. „Gemeinsam mit Rechtsexperten und betroffenen Jugendlichen erarbeiten wir gerade geeignete Lösungen“, erklärt Jurist Schmidgruber, der mit der Helferline GmbH selbst ein Start-up hochgezogen hat.
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Um den Unternehmergeist in Österreich anzukurbeln, sollte ferner das inner- und außerschulische Entrepreneurship-Bildungsangebot für Jugendliche ausgeweitet werden. Es gehe schließlich auch darum, sich schon vor Erreichen des 18. Lebensjahres das nötige Basiswissen anzueignen, das es für eine Gründung brauche.
Neos unterstützen Plan
Unterstützung für die Idee einer „Junior GmbH“ erhält die Junge Wirtschaft von den Neos. „Ich finde den Gedanken richtig. Man könnte ihn gleich in die neue flexible Kapitalgesellschaft (FlexKap; Anm.) einbauen“, meint Neos-Wirtschaftssprecher Gerald Loacker. Die dort enthaltene reduzierte Stammeinlage von 10.000 Euro wäre ein Anreiz für Junge. Die Neos sind dafür, auch ohne Kapitaleinlage gründen zu dürfen und dann vom Gewinn so lange 25 Prozent zurückzulegen, bis ein Stammkapital von 10.000 Euro erreicht ist.
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Einen Schub könnte Österreichs Gründergeschehen durchaus brauchen. Die Zahl der Neugründungen ist im ersten Halbjahr gegenüber 2022 zwar um fast acht Prozent auf 19.616 Firmen gestiegen, gegenüber 2021 bedeutet dies aber nur eine Stagnation.
Adrian Ernst will übrigens nicht nur sein eigenes Unternehmen hochziehen, sondern nebenbei auch maturieren und anschließend studieren.
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