Millionenpleite eines bekannten Trachtenunternehmens, Rekord bei Passiva

Millionenpleite eines bekannten Trachtenunternehmens, Rekord bei Passiva
Im Schnitt gab es heuer 18 Pleiten pro Tag. Am Mittwoch schlitterte auch das Trachtenunternehmen Gössl mit 127 Mitarbeitern in die Pleite.

Das Trachtenunternehmen Gössl (127 Mitarbeiter) mit Stammsitz in der Salzburger Innenstadt musste nun  den Gang zum Insolvenzgericht antreten. Die Gössl GmbH und die Gössl Gwand GmbH haben laut KSV1870 und Creditreform am Mittwoch Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Das  Unternehmen wurde 1947 gegründet und ist neben anderen Traditionshäusern führend im Bereich Trachtenbekleidung. 

Die Schulden der Gössl GmbH wurden für den Fall des Fortbetriebs mit 9,6 Millionen beziffert, die Verbindlichkeiten der Gössl Gwand GmbH mit 4,02 Millionen Euro. Das Vermögen beider Gesellschaften wird mit insgesamt 2,96 Millionen Euro angegeben.

„Die Insolvenzursachen liegen in den massiven Umsatzrückgängen infolge der behördlichen Betriebsschließungen während der Pandemie, veränderten Kaufgewohnheiten der Kunden sowie der Energiekrise und Personalmangels“, sagt Iris Scharitzer von Creditreform.  „Außerdem führten die Rückführungsbedingungen für Corona-Überbrückungskredite und deren vorzeitige Fälligstellung zu einer gravierenden Liquiditätskrise, die den laufenden Betrieb unmöglich machte.“ 

Mitte November 2024 hat sich Inhaber Maximilian Gössl  in einer Pressekonferenz u. a. über „die langsame Vorgangsweise bei den Cofag-Hilfszahlungen“ Luft gemacht.   

„Wir hoffen auf eine positive Fortführung des Traditionsunternehmens sowie in Folge auf eine namhafte Quote primär für die betroffene Gläubigerschaft, sowie den Erhalt der Standorte und der Arbeitsplätze“, sagt Aliki Bellou, Landesleiterin des KSV1870 in Salzburg. 

6550 Unternehmen sind insolvent

Indes sind die Unternehmensinsolvenzen heuer um 22 Prozent auf 6.550 Fälle gestiegen. Das sind im Schnitt 18 Firmenpleiten pro Tag. Nur im Jahr 2005 und 2009 gab es mehr Pleiten. Laut Karl-Heinz Götze vom KSV1870 sind die Firmenpleiten im Vergleich zu 2019 sogar um 30,5 Prozent gestiegen. Insolvenztreiber seien der Handel, die Bauwirtschaft und die Sparte Beherbergung/Gastronomie. 

30.200 Arbeitnehmer betroffen

Besorgniserregend ist die Zahl der Großinsolvenzen und die Höhe der Passiva. Es gibt bereits jetzt 79 Großinsolvenzen mit jeweils mehr als zehn Millionen Euro Passiva. So sind die Passiva gegenüber dem Vorjahr um 31 Prozent auf insgesamt 18,3 Milliarden Euro gestiegen. „Darüber hinaus sind 51.000 Gläubiger (+ 11,6 Prozent) und 30.200 Arbeitnehmer (+ 27,4 Prozent) betroffen. Für das nächste Jahr rechnet der KSV1870 mit 6.500 bis  7.000 Unternehmensinsolvenzen", heißt es weiters.

Das Ranking der größten Firmenpleiten

"Die größte Pleite des Jahres verzeichnet die Fisker GmbH mit 3,79 Mrd. Euro an Passiva. Es folgt René Benko als Unternehmer (2,43 Mrd. Euro) und die Familie Benko Privatstiftung mit 2,28 Mrd. Euro. Die erst kürzlich in die Insolvenz geschlitterte KTM AG belegt mit Passiva in der Höhe von 1,82 Mrd. Euro Platz vier. Die zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren in die Insolvenz gerutschte Leiner & kika Möbelhandels GmbH liegt mit 139 Mio. Euro außerhalb der zehn größten Insolvenzen des heurigen Jahres", heißt es weiters.

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