„Wünsch-Dir-was“
Dass die Klimaziele bis 2030 erreichbar sind, hält er für mehr als unrealistisch. Schmid kritisiert: „Das Problem ist, dass Ziele vorgegeben werden, uns aber nicht gesagt wird, wie sie erreicht werden sollen. In diesem Tempo bis 2030 wird es nicht gehen, das ist Wahnsinn und wünsch-dir-was.“ Um das Tempo zu beschleunigen, brauche es etwa schnellere Verfahren, um Bauprojekte etwa für Windkraftanlagen voranzutreiben.
IV schlägt Härtefallfonds vor
Von Förderungen bzw. staatliche Unterstützung für Unternehmen, um die hohen Energiepreise für Industriebetriebe abzufangen, hält Schmid wenig. Industriellenvereinigungspräsident Georg Knill hatte ja kürzlich unter anderem eine Art Härtefallfonds für von den Energiepreissteigerungen besonders hart getroffene Betriebe gefordert. Derartige Maßnahmen könnte man lediglich kurzfristig andenken, so Schmid. Aber: „Ich bin ein totaler Gegner von Förderungen.“
Ansonsten wäre man schnell bei einer Situation, wie es sie jetzt in der Landwirtschaft gebe – dass Betriebe ohne Förderung de facto kaum überleben können. „Dass kann man in einem Wirtschaftsbereich machen, aber nicht in allen.“ Viel eher müsse man das Thema lösen und mit den Preisen herunterkommen. Denn nicht der gesamte hohe Energiepreis sei auf Faktoren aus dem Ausland und ein hohes globales Energiepreislevel zurückzuführen. „Man kann nicht als Staat die Kosten zum Teil selbst verursachen, etwa durch Ökostromzulagen, und dann auf der anderen Seite Förderungen hergeben.“
Lösung = Energiesparen
Das Zauberwort für ihn ist Energiesparen. Viele Eigenheime seien noch lange nicht zu Ende saniert, da gebe es noch viel zu holen.
„Die meisten leben noch immer in alten Bauten und nicht in neuen.“ Aber auch bei den Neubauten sieht er durchaus Potenzial für die Energieoptimierung. Etwa in der intelligenten Architektur.
„Die großen Fenster sind wunderschön, aber sie lassen viel Sonne herein, und dadurch viel Hitze, die im Sommer gekühlt werden muss“, nennt Schmid ein Beispiel. „Mittlerweile ist der sommerliche Energieverbrauch ähnlich hoch wie der winterliche. Wir heizen aber auch Zimmer, die nicht unbedingt hoch geheizt werden müssen. Das wird sich aber von alleine regulieren – die hohen Energiekosten werden hier zu einer Verhaltensänderung führen.“
Kreislaufwirtschaft
Man selbst tue als Industriebetrieb auch viel, um Energie einzusparen, sagt Schmid – allein schon aufgrund der Kosten. „Wenn ich Kalkstein zu Branntkalk machen will, brauche ich dafür eine gewisse Anzahl an Energieeinheiten, darunter komme ich nicht. Da ist nicht mehr viel zu holen.“ Für Schmid ist daher das Thema Kreislaufwirtschaft ein essenzielles. Man gewinne bereits 80 Prozent des Energieeinsatzes, der früher aus Strom, Erdgas etc. gewonnen wurde, aus Ersatzbrennstoffen.
Der Anteil, den die Schmid Industrieholding am Umsatz für Energie ausgibt, ist zum Teil enorm. „In energieintensiven Bereichen wie der Kalk- und Zementproduktion sind das in normalen Jahren 20 bis 25 Prozent. Wenn sich die Energiepreise verdoppeln und verdreifachen, weiß man, wo das hinführt.“
Welche Pläne er für heuer hat? Möglicherweise neue Akquisitionen. „Bei Unternehmen unserer Größenordnung gibt es immer etwas, das man sich anschaut“, so der Industrielle. Aktuell seien es zwei Unternehmen, allerdings noch nichts in trockenen Tüchern. Erst vor kurzem hat die Schmid Industrieholding ein Styroporwerk in Tschechien gekauft.
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